Deutsch als Zweitsprache in der Kita – die Arbeit des Goethe-Instituts
In den letzten Jahren hat sich das Goethe-Institut verstärkt der sprachlichen Bildungsarbeit in Deutschland angenommen. Inzwischen bietet es auch Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher im Bereich Deutsch als Zweitsprache an. BIBER hat ein Interview mit der zuständigen Referentin Christina Trojan geführt.
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BIBER: Das Goethe-Institut ist dafür bekannt, dass es die deutsche Sprache im Ausland fördert. Wie kam es dazu, dass Sie sich jetzt auch verstärkt der sprachlichen Bildungsarbeit in Deutschland annehmen?
Christina Trojan: Mit seiner sprachlichen Bildungsarbeit hat sich das Goethe-Institut schon immer an Zielgruppen im In- und Ausland gerichtet. Neben dem Unterricht im Bereich Deutsch als Fremdsprache gab es beispielsweise schon in den 1980er Jahren die Kurse "Deutsch für Aussiedler" an den Goethe-Instituten im Inland. Heute ist es keine Frage, dass das Goethe-Institut die jahrelange Erfahrung im interkulturellen Dialog und in der Lehrkräftequalifizierung auch für Zielgruppen im Inland und für die Förderung einer erfolgreichen Integration zur Verfügung stellt.
BIBER: Welche Arbeit leistet das Goethe-Institut im Bereich "Deutsch als Zweitsprache"?
Christina Trojan: Wir nehmen nach weltweit einheitlichen Qualitätsstandards das Goethe-Zertifikat "A1: Start Deutsch 1 für nachziehende Ehegatten" ab. Außerdem haben wir das Curriculum für die Integrationskurse entwickelt und wirken auch bei der Qualitätssicherung der Lehrkräftequalifizierung mit. Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld sind unsere Fortbildungen im Bereich "Deutsch als Zweitsprache": Sie werden seit 2005 für Grundschullehrkräfte und seit 2007 auch für Erzieherinnen und Erzieher angeboten.
BIBER: Mit den Fortbildungen für Grundschullehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher richtet sich die sprachliche Bildungsarbeit des Goethe-Instituts nicht mehr nur an Erwachsene und Jugendliche, sondern auch an Kinder. Welche Bedeutung hat die frühkindliche Bildungsarbeit insgesamt für das Goethe-Institut?
Christina Trojan: Für den Primarbereich im Ausland entwickelt das Goethe-Institut bereits seit circa zwanzig Jahren Materialien und Konzepte für die frühe Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache und die Fortbildung von Deutschlehrern. Und seit drei bis vier Jahren haben wir für die Arbeit im Ausland auch Materialien für den Elementarbereich. Natürlich spielt diese Zielgruppe auch gerade für den Bereich Sprache und Integration eine wichtige Rolle, denn sprachliche Förderung als Basis für eine erfolgreiche Integration sollte möglich früh beginnen. Aufgrund unserer Erfahrungen in der Lehrkräftequalifizierung und in der Durchführung von Fernstudienkursen lag es für uns auf der Hand, auch in diesem Bereich Fortbildungen durchzuführen.
BIBER: Ihre Fortbildung "Deutsch als Zweitsprache für den Elementarbereich" richtet sich an frühpädagogische Fachkräfte, die sich für die sprachliche Bildungsarbeit weiterqualifizieren wollen. Welche Inhalte werden in der Fortbildung vermittelt?
Christina Trojan: Es handelt sich um eine projekt- und praxisorientierte Fortbildung, die direkt im Kita-Alltag umgesetzt werden kann. Sie ist sowohl für Kinder aus Zuwandererfamilien konzipiert als auch für Kinder aus deutschsprachigen Familien, die zuhause wenig Zugang zu sprachlicher Bildung haben. Wir bereiten die Erzieherinnen und Erzieher darauf vor, die sprachliche Entwicklung dieser Kinder spielerisch in authentischen Situationen zu unterstützen. In den Grundlagenmodulen beschäftigen wir uns mit den Themen Grammatik, Erst- und Zweitspracherwerb, interkulturelles Lernen, Mehrsprachigkeit, Literacy, Sprachstandsdiagnose und –dokumentation sowie Elternarbeit. In den Praxismodulen bekommen die Teilnehmer dann Projektideen zur Sprachförderung mit Kunst, Musik, Spielen und Kinderliteratur sowie für den frühen Zugang zur Schriftsprache.
BIBER: An Ihrer Fortbildung können Erzieherinnen und Erzieher auch berufsbegleitend teilnehmen. Wie läuft das genau ab?
Christina Trojan: Es handelt sich um Fernstudienkurse, die jederzeit begonnen, im individuellen Tempo und bei freier Zeiteinteilung bearbeitet werden können. Ein Fernstudienteam berät und betreut die Teilnehmenden und bewertet ihre Tests. Nach Abschluss der Fortbildung erhalten die Teilnehmenden ein benotetes Zeugnis des Goethe-Instituts. Es können sich aber nicht nur Einzelpersonen für die Fernstudienkurse anmelden: Für private oder öffentliche Bildungseinrichtungen entwickelt das Goethe-Institut auch auf die Zielgruppe und ihre institutionellen Bedürfnisse zugeschnittene Fortbildungsformate. Demnächst sollen die Kurse zusätzlich als reine Online-Kurse sowie als Blended Learning-Kurse angeboten werden: Dabei werden Präsenzphasen mit E-Learning-Arbeitsphasen kombiniert, bei denen die Teilnehmer in Gruppen kooperativ auf der Online-Lernplattform des Goethe-Instituts arbeiten und von einem Tutor begleitet werden.
BIBER: Die Fortbildung "Deutsch als Fremdsprache für Erzieher" gibt es jetzt seit knapp vier Jahren. Welche Pläne haben Sie, um die Arbeit des Goethe-Instituts für Deutsch als Zweitsprache im Elementarbereich noch auszubauen?
Christina Trojan: Als überregionale Institution hat sich das Goethe-Institut zum Ziel gesetzt, ein bundesweit einheitliches Rahmencurriculum für die Qualifizierung und Zertifizierung von Fachkräften im Elementarbereich im Bereich Deutsch als Zweitsprache zu schaffen. Dabei soll es sich um ein inhaltlich modularisiertes Konzept handeln, dass fortbildungsdidaktisch auf Privatpersonen wie auf private und öffentliche Bildungsträger zugeschnitten werden kann. Die Teilnehmenden sollen sich zwischen unterschiedlichen Varianten der Durchführung entscheiden können: Neben einem Fernstudienkurs wird es reine Präsenzkurse, reine E-Learning-Kurse und schließlich Blended Learning-Kurse als Kombination dieser Lernformen geben.
Fernstudienkurs des Goethe Instituts: "Deutsch als Zweitsprache im Elementarbereich"
Termine | Beginn: jederzeit Dauer: individuell, maximal 2 Jahre, im Durchschnitt 6-8 Monate |
Leistungen | • Kursbegleiter • Grundlagen– und Praxismodule • Zusatzmaterialien • Fachliche Beratung und Betreuung durch das Fernstudienteam • 6 benotete Tests |
Pflichtmodule | • Theoretische und praktische Grundlagen der Zweitsprachenvermittlung • Durch Fehler lernen. Spracherwerb und Grammatik |
Wahlmodule | • Eine Schöpfung für Kinder. Lernszenario rund um Haydns Schöpfung • Mit Kunst Sprache wachsen lassen. Baustein für einen kreativen Umgang mit Sprache • Spiele in der Sprachförderung • Schreiben in Kindergarten und Hort • Warum haben Schnecken ein Haus? Kinderliteratur, die neugierig macht. |
Abschluss | Benotetes Zeugnis des Goethe-Instituts |
Kontakt und aktuelle Preise | www.goethe.de/fernstudienkurse Christina Trojan: trojan(at)goethe.de |
Weitere Informationen | siehe Zusatzinformationen in der rechten Spalte |
*Das Interview führte Janna Degener im Auftrag von BIBER - Netzwerk frühkindliche Bildung.
Informationen zur Autorin
| Janna Degener (M.A. Linguistik) ist freie Journalistin und Dozentin. Sie schreibt für verschiedene Medien über Themen rund um Sprachenpolitik, Sprachenforschung und Sprachvermittlung. |