Blick nach Schweden: Zu Besuch im hohen Norden

Maja Neupert hat den Blick über den Tellerrand gewagt – und im Land von Pippi Langstrumpf und Nils Holgersson ein Praktikum in einer Vorschule absolviert. Ein Einblick in das Berufsfeld der schwedischen Vorschullehrerinnen und -lehrer.

In Schweden gehen fast alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr in die Vorschule. Öffentliche Einrichtungen sind flächendeckend vorhanden, sodass jedes Kind bei Bedarf einen Platz erhält. Es gibt jedoch auch private Vorschulen, an denen Eltern zumeist interessiert sind, weil sie ein bestimmtes pädagogisches Konzept verfolgen. Um die Berufstätigkeit beider Eltern zu gewährleisten, haben die Einrichtungen in der Regel den ganzen Tag geöffnet.

Der Vorschulberuf in Schweden

Berufsvoraussetzung: Studium

Aufgrund der Auseinandersetzung in meiner Magisterarbeit, in der ich die gesellschaftliche Anerkennung von deutschen pädagogischen Fachkräften und schwedischen Vorschullehrkräften untersucht habe, interessierte ich mich auch für das Berufsbild des dort Tätigen. Um in Schweden Vorschullehrerin oder Vorschullehrer zu werden, ist ein dreijähriges Studium an der pädagogischen Fakultät einer Hochschule Voraussetzung. Zukünftige Schullehrkräfte und Vorschullehrkräfte studieren zunächst gemeinsam, bis in den letzten ein bis zwei Semestern die Differenzierung nach Kindesalter erfolgt. Demnach ähnelt der formale Status der Vorschullehrkräfte in Schweden dem der Schullehrkräfte – das Gehalt ist jedoch niedriger.

Das Kollegium der Bild & Form-Vorschule

In der Bild & Form-Vorschule arbeiten neben Vorschullehrerinnen auch ein Psychologiestudent sowie mehrere Grundschullehrerinnen und Freizeitpädagoginnen, die am ehesten den deutschen Horterzieherinnen und -erziehern entsprechen. Normalerweise bestand unser Team, das für zwanzig Kinder zuständig war, aus drei weiblichen Fachkräften, von denen eine jedoch im Elternurlaub war. Wenn eine zweite wegen Krankheit ausfiel, wurde kurzfristig eine Aushilfslehrerin eingespannt, sodass wir immer zu dritt waren. Die pädagogischen Fachkräfte arbeiten nach dem Freinet-Konzept.

Informationen zur Praktikums-Einrichtung

Das Freinet-Konzept

Aktive Mitgestaltung und Persönlichkeitsbildung

Die Freinet-Pädagogik geht zurück auf den Franzosen Célestin Freinet und seiner Ehefrau Élise Freinet, die in den 1920er Jahren ihren Volkschülerinnen und -schülern eine neue Art des Lernens nahe brachten. Sie beruht auf dem eigenen Entdecken neuer Lerninhalte und der aktiven Mitgestaltung des Unterrichts. Insbesondere die Produktion eigener Texte in Form von Schülerzeitungen oder Unterrichtsmaterialien soll die freie Entfaltung der kindlichen oder jugendlichen Persönlichkeit ermöglichen.

Freinet in der Vorschule

Im Vorschulbereich geschieht dies vorrangig durch Musizieren und bildende Kunst in eigens dafür vorgesehenen Ateliers. Darüber hinaus steht die Verantwortung für sich selbst - aber auch für die anderen Mitglieder der Gruppe - im Vordergrund und wird durch gemeinschaftliche Diskussionen und demokratische Abstimmungen gefördert. Freinet-Pädagoginnen und -Pädagogen aus über 30 Ländern treffen sich regelmäßig auf einem zehntägigen Kongress, um sich über ihre Ideen und Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse mit nach Hause zu nehmen (siehe rechte Spalte).

Hier geht's weiter

Meine Erfahrungen im Praktikum Viele neue Eindrücke erwarteten die Autorin in den ersten Tagen ihres Schwedenpraktikums - und die Erkenntnis: Es kommt immer anders als man denkt!

Mein "Kulturschock" Auch schwedische Kinder machen nicht immer was sie sollen. Dafür sind sie einfühlsam und haben einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn.

Über die Autorin

Maja Neupert Maja Neupert studiert Soziologie, Pädagogik und Skandinavistik an der Universität zu Köln. Im Frühsommer 2011 absolvierte sie ein Praktikum in der Bild & Form-Vorschule Göteborg.

Impressum

Datenschutz

Kontakt

Drucken

Seitenanfang