Meine Erfahrungen im Praktikum
Viele neue Eindrücke erwarteten die Autorin in den ersten Tagen ihres Schwedenpraktikums - und die Erkenntnis: Es kommt immer anders als man denkt!
Bevor ich meine Reise nach Schweden voller Vorfreude antrat, hatte ich mir vorgenommen, zunächst einmal alles auf mich zukommen zu lassen. Dass sich trotzdem hohe Erwartungen aufbauten, konnte ich allerdings nicht verhindern. Ich versprach mir von dem vierwöchigen Aufenthalt, selbstständiger zu werden und meine Schwedischkenntnisse "in freier Wildbahn" zu erweitern. Obwohl ich Pädagogik studiere, konnte ich bis dahin kaum praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern sammeln. Deshalb erhoffte ich mir von dem Praktikum in der Göteborger Vorschule auch, Sicherheit und Souveränität im Umgang mit Kindern zu entwickeln.
Die ersten Tage
Sofort war ich gefordert...
An meinem ersten Praktikumstag war ich, nach einem Rundgang durch die Einrichtung und einer kurzen Begrüßung der Kolleginnen und Kollegen, sofort gefordert. Einige der "Haie", jener 20-köpfigen Gruppe Fünf- bis Sechsjähriger, mit der ich die nächsten Wochen verbringen würde, fragten interessiert, woher ich käme und zählten auf, was sie über Deutschland wussten. Entgegen meiner Befürchtung verstanden sie mein Schwedisch glücklicherweise sehr gut.
... und schnell wieder "abgemeldet"
Nachdem ich jedoch einigen Jungen beim Knüpfen eines Perlenbands geholfen hatte, verflog das Interesse an mir relativ schnell. Bald tobten die meisten Jungen im Kissenzimmer, während die Mädchen im Puppenraum spielten. Offenbar verbrachten die Kinder den Großteil der verfügbaren Zeit mit Freispiel. Ich wurde ein bisschen unsicher: Wie sollte ich mich verhalten, wie mich sinnvoll einbringen? Ich versuchte, gelassen zu bleiben und die ruhigen Augenblicke zu nutzen, indem ich den Gesprächen der Kinder oder Vorschullehrkräfte beiwohnte oder Notizen machte. Mein Eindruck, dass die Kinder mehr Interesse am Kontakt mit Gleichaltrigen hatten als an mir oder meinen Kolleginnen, verfestigte sich im Laufe der Zeit. Nur bei kleineren Unfällen oder Konflikten war das "fröken", zu deutsch "Fräulein", gefragt – im normalen Gespräch nannten uns die Kinder beim Vornamen.
Meine Gruppe: die "Haie"
Schwieriger zu hüten als ein Sack Flöhe!
Das selbstständige Spiel der Kinder stimmte mich nachdenklich und ließ den Wunsch in mir aufkeimen, ihnen näher zu kommen, mich intensiver mit ihnen zu beschäftigen. Trotzdem blieb ich zurückhaltend und konzentrierte mich stattdessen auf die Betreuerrolle, die zu erfüllen anscheinend von mir erwartet wurde. Ich merkte, wie stressig es sein kann, auf so viele Kinder gleichzeitig zu achten und bekam regelmäßig leichte Kopfschmerzen aufgrund des Geräuschpegels. Besonders die Mahlzeiten empfand ich als anstrengend, denn die Kinder wirkten auf mich zerstreut und lenkten sich immer wieder gegenseitig ab. Zu Beginn ärgerte mich das und ich empfand dieses Verhalten als Angriff auf meine Person. Ich ertappte mich bei ironischen Bemerkungen, wie etwa: "Hier hast du die Milch, weil du so nett gefragt hast."
Gelassenheit ist Trumpf
Bald jedoch begann ich, mich am Auftreten meiner beiden Kolleginnen zu orientieren. Sie wiesen die Kinder zurecht, ohne verärgert zu wirken und erklärten stets, warum eine bestimmte Verhaltensweise angemessen war oder nicht. Auch bei den Spaziergängen im Stadtpark passte ich mich der Gelassenheit der Kolleginnen an und versuchte nicht mehr, alle Kinder ständig im Blick zu behalten. Immer besser konnte ich einschätzen, wie viel Freiheit man den Fünf- und Sechsjährigen lassen kann.
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| Mein "Kulturschock" Auch schwedische Kinder machen nicht immer was sie sollen. Dafür sind sie einfühlsam und haben einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn. |
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