StartInformieren
  
 
 
 
 

"Es entsteht ein enges Vertrauensverhältnis"

Die Kita St. Marien in Rheda-Wiedenbrück bei Gütersloh hat im Sommer eine "Nestgruppe" neu eröffnet, in der zwölf Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren betreut werden. Ein Jahr lang wurde die Einrichtung der Krippe vorbereitet. BIBER sprach dazu mit der Nestgruppen-Leiterin Nicole Johannknecht.

BIBER: Frau Johannknecht, Sie arbeiten nun seit einigen Wochen in der Krippe. Was unterscheidet die Arbeit mit unter Dreijährigen von der mit größeren Kindern?

Nicole Johannknecht: Der pflegerische Anteil der Arbeit – also Hilfe beim Essen, schlafen legen, Wickeln, Kuscheln – ist sehr viel größer. Wir sind auch mehr Spielpartnerinnen der Kinder, halten uns deshalb viel auf dem Boden auf und kriegen auch mal einen Eimer auf den Kopf gesetzt. Außerdem muss man sehr viel mehr beobachten, da sich die unter Dreijährigen sprachlich nicht so gut ausdrücken können. Gleichzeitig passiert in der Entwicklung sehr viel in diesem Altersabschnitt. Kleinkinder brauchen zudem eher eine Bezugserzieherin, während Größere sich leichter auf verschiedene Erzieherinnen einlassen können. Meine Erfahrung ist, dass bei drei- bis sechsjährigen Kindern eine Erzieherin vor allem Familienergänzung ist. Bei den ganz Kleinen ist sie während der Kitazeit Elternersatz. Weil die Kleinen sich sehr auf einen einstellen und ein enges Vertrauensverhältnis entsteht, macht die Arbeit sehr viel Freude.

BIBER: Ist auch die Zusammenarbeit mit Eltern von Krippenkindern anders? Weil sie zum Beispiel andere Fragen haben oder besorgter sind?

Johannknecht: Ja. Schon das Aufnahmegespräch ist intensiver, weil wir genauer erfragen, wie die Gewohnheiten des Kindes und die der Familienmitglieder sind. Viele Eltern wollen am liebsten alles so wie zu Hause. Das ist dann oft ein Drahtseilakt. Wir haben zwölf Kinder in der Gruppe und müssen denen und ihren Eltern gleichermaßen gerecht werden. Die unter Dreijährigen brauchen auch eine längere Eingewöhnungszeit, um eine Vertrauensbasis bilden und loslassen zu können.

BIBER: Für Eltern von Kleinkindern ist es also wichtig, dass die Eingewöhnung sehr behutsam erfolgt?

Johannknecht: Auf jeden Fall. Manchmal brauchen die Eltern sogar mehr Zeit als ihr Kind. Wir als Erzieherinnen müssen dann entscheiden, wann der richtige Moment für Kinder und Eltern ist, die Eingewöhnung abzuschließen.

BIBER: Wer hat die Entscheidung getroffen, dass die Kita eine Krippe aufbaut?

Johannknecht: In Absprache mit dem Träger hat die Kita-Leitung das an uns herangetragen. Überlegt und entschieden wurde dann im gesamten Team. Es müssen schließlich alle dahinter stehen, allein schon weil im Krankheits- oder Urlaubsfall auch andere Erzieherinnen in der Krippengruppe arbeiten müssen. Außerdem hat sich durch den Aufbau der Krippe die personelle Besetzung in den anderen Gruppen geändert. In Teamsitzungen und in Einzelgesprächen mit der Kitaleitung wurde überlegt, wer in den Krippenbereich passt und das auch gerne machen möchte. Bei der Neuzusammenstellung der anderen Erzieherteams war Bedingung, dass in jeder bestehenden Gruppe wenigstens eine vertraute Erzieherin verbleibt.

BIBER: Und Sie wollten gerne in den Krippenbereich?

Johannknecht: Ja. Ich arbeite seit zwölf Jahren als Erzieherin, neun davon hier in der Kita St. Marien. Mich hat die Möglichkeit gereizt, nochmal etwas Anderes in der eigenen Kita zu machen und mich dafür auch entsprechend weiterzubilden.

BIBER: Wie viele Erzieherinnen sind insgesamt in der Krippe tätig?

Johannknecht: Außer mir als Gruppenleiterin arbeitet noch eine weitere Kollegin Vollzeit in der Nestgruppe. Eine dritte Erzieherin ist außerdem in der Kernbetreuungszeit von morgens bis mittags da, wenn viel Zeit für Hilfe beim Essen, Schlafenlegen und Wickeln benötigt wird. Außerdem kommt zurzeit für einige Stunden pro Woche eine Integrativkraft, weil wir ein Kind mit erhöhtem pädagogischem Förderbedarf in der Gruppe haben.

BIBER: Wie haben Sie sich auf die Arbeiten mit den ganz Kleinen vorbereitet?

Johannknecht: Das gesamte Team hat eine dreitägige Fortbildung zur U3-Betreuung gemacht. Meine Kollegin und ich haben uns außerdem zusätzlich zu speziellen Themen fortgebildet, beispielsweise zu Raumkonzepten für Kleinkinder und dem Thema Pflege. Außerdem habe ich mich mit Erzieherinnen vernetzt, die bereits Erfahrung im Krippenbereich haben, und in den Krippen anderer Einrichtungen hospitiert.

BIBER: Wurde für die Krippenkinder auch räumlich etwas verändert?

Johannknecht: Ja. Unsere Kita-Leitung und der Träger haben gemeinsam mit einer Architektin überlegt, was das Gebäude hergibt, und ein Raumkonzept entwickelt. Wir haben eine Galerie aufgestockt, zu der unser Gruppenraum mit einer Treppe verbunden ist. Auf der Galerie machen wir Kleingruppenangebote. Oder die Größeren aus der Nestgruppe können sich zurückziehen und finden hier auch Spielsachen, die eher für sie geeignet sind. Unten, neben unserem Gruppenraum, haben wir außerdem noch einen Schlafraum. Außerdem wurde unser Waschraum umgestaltet, mit einem Wickelplatz, kleinerer Toilette und Windelspendern, in denen jedes Kind ein eigenes Fach für Windeln und Pflegeprodukte hat.

BIBER: Können Sie nach den ersten Wochen in der Krippe schon sagen, ob Ihnen die neue Aufgabe Spaß macht?

Johannknecht: Es ist zwar körperlich viel anstrengender als die Arbeit mit größeren Kindern. Aber es macht viel Freude, weil die Kleinen sich sehr auf einen einstellen und ein enges Vertrauensverhältnis entsteht.

Weiterlesen

>

Dreiklang aus Erziehung, Bildung und Betreuung

Zurück

>

U3-Betreuung: Die Kleinen kommen!