Die Stadt der Detektive

Kommentar zur Gestaltung

Freundliches, farbenfrohes und übersichtliches Layout im Comicstil. Die immer vorhandene, klein gedruckte Detektiv-Stadt erleichtert Kindern die Orientierung und Navigation. Schriftbild und Textstrukturierung sind lesefreundlich gestaltet.

Zusammenfassung

"Das Sicherheitssystem überprüft Deine Fingerabdrücke mit dem Maussender - Überprüfung komplett - Eintritt gewährt". Nun ist nur noch ein Mausklick nötig und schon ist man dort, wo sich Spürnasen und solche, die es werden wollen, nach Herzenslust austoben können: in der Stadt der Detektive. Genauer: im virtuellen "Detektiv-Klub" des UNDERGROUND - Junior Detektiv-Klub, dessen Mitgliedschaft kostenlos ist. So viel vorweg: Dieses Webangebot für Kinder und Jugendliche ist liebevoll gemacht und hätte eigentlich ein "sehr empfehlenswert" verdient, wenn sich seine Macherinnen und Macher nicht das eine oder andere Eigentor geschossen hätten.

Die Stadt der Detektive besitzt natürlich eine "Polizei", eine "Detektivschule" und einen "Detektivshop", aber auch eine "Bibliothek", einen "Park" und eine "U(nderground)-Bahn-Station". Schön, übersichtlich und farbenfroh ist diese Stadt gezeichnet, und selbst noch internetungeübtere Kinder werden hier nicht Gefahr laufen, sich zu verirren. Denn die Startseite hält, was sie verspricht: eine einfache und klar aufgebaute Navigation, die zielsicher und ohne Umwege auf Spurensuche führt.

Alles Wissenswerte über Tatortsicherung, Fingerabdrücke, Zeugenbefragung, Geheimsprache und vieles mehr steht in der "Detektivschule" auf dem Lehrplan. Und weil ohne Köpfchen nichts geht, können die Kinder bei Rätseleien, Frage- und anderen Denkspielen ihr Wissen einsetzen und ihr kriminalistisches Talent unter Beweis stellen. Der Besuch im "Park" bietet dann Gelegenheit zum Fachsimpeln und Kennenlernen. Junge Hobbyspürnasen aus aller (vorrangig der deutsch- bzw. englischsprachigen) Welt treffen sich hier, um - nach erfolgter Registrierung - in verschiedenen Foren oder im Chatroom knifflige Fragen zu wälzen, Spuren zu verfolgen und Fälle zu lösen. Auch so manch Detektiv-Klub erblickt hier das Licht der Welt. Schnäppchen und lang Begehrtes hält der Flohmarkt außerdem bereit, und wer im "Park" auf Detektives Füßen wandeln möchte, kann dort geheime Botschaften auflesen und sie entschlüsseln.

Der Abstecher zur "Polizei" wäre grundsätzlich anzuraten, am besten gleich zu Beginn, spätestens aber, wenn im "Park" Chat und Foren zum Mitreden einladen. Denn im Polizeihaus verbergen sich Tips zum sicheren Surfen und Chatten, in Zusammenarbeit mit der Polizei erstellt, gut lesbar und auch für (ältere) Grundschulkinder verständlich geschrieben. Ratschläge dazu, wie sich Kinder im Alltag vor Gefahren und Übergriffen schützen können, kommen ebenfalls zur Sprache, und insgesamt gibt ihnen das Gros der "Sicherheitstipps" einen Teil vom nötigen Rüstzeug an die Hand, um sich in der (Internet-)Welt der Erwachsenen selbstbewußt zu bewegen. Wer sich schließlich auf den Stand in Sachen DetektivInnen und ihre SchöpferInnen bringen möchte, ist in der "Bibliothek" am richtigen Ort. KrimiautorInnen und berühmte Spürnasen (nicht nur Sherlok Holmes) geben sich hier ein Stelldichein. Dazu erlaubt eine annotierte Linkliste den Blick über den virtuellen Tellerrand, indem sie auf andere interessante, v.a. thematisch verwandte, Webangebote führt. Leider sind auch einige Verweise zu kommerziellen Anbietern darunter.

Ende 2002 konnte der "Detektiv-Club" den Kinderkulturpreis des Deutschen Kinderhilfswerk für "herausragende Leistungen von Kindern, für Kinder und mit Kindern" in Empfang nehmen. Zu Recht. Aber: Für ein "sehr empfehlenswert" aus unserer (medienpädagogischen) Warte reicht es leider nicht aus. Von den oben erwähnten 'Eigentoren' soll daher nun die Rede sein:

Werbung in eigener Sache betreibt das UNDERGROUND-Team nicht zu knapp; in der "Bibliothek" wird kräftig die Werbetrommel für die hauseigenen Produkte gerührt, und auch der Link zum Internetshop "amanzon.de" fehlt da nicht. Die "(U)nderground-Bahn-Station" ist ausschließlich für die Selbstdarstellung gedacht. Hier tummeln sich Pressestimmen und Neuigkeiten rund um UNDERGROUND, Antworten in eigener Sache auf immer wieder gestellte Fragen (den berühmten FAQs) und natürlich das Formular für die Mitgliedschaft im Junior-Detektiv-Klub. Und dann gibt es da noch den "Detektiv-Shop", in dem Bücher, Spiele, Hörspiele und Software zum Inventar gehören, die jeweils inhaltlich kurz beschrieben, mit Altersangabe und einer UNDERGROUND-Bewertung versehen sind. Und natürlich führt auch hier bei mancher Ware der Link direkt in den Verkaufsraum der Internetfirma "amazon.de". Dass Kinder aber im Internet gar nicht so ohne weiteres einkaufen können (und auch nicht sollten) bzw. dazu die Genehmigung ihrer Eltern benötigen, darüber schweigt sich das Team von UNDERGROUND aus. Kein ehrlicher Umgang mit den jungen Krimifans!

Die Eigenwerbung, die teilweise kommerzielle Ausrichtung und die Aufforderung zum virtuellen Kauf sind einige der Gründe, warum das Webangebot "Detektiv-Klub" von uns nicht das Label "sehr empfehlenswert" erhält. Ein anderer betrifft den inkonsequenten Umgang mit dem (Daten-)Schutz der Kinder. So müssen diese zum Beispiel recht viel Informationen von sich preisgeben, wenn sie Mitglied im "Detektiv-Klub" werden wollen. Da erscheint es sicherer, für die Bewerbung den postalischen Weg einzuschlagen. Gleiches gilt für die Teilnahme der Kinder am Gewinnspiel, das sich übrigens auf der Polizeiwache befindet. Um die Siegerin oder den Sieger zu informieren, sollte dem UNDERGROUND-Team die Angabe von Vorname und E-mail-Adresse eigentlich reichen. Das Abfragen von Nachname, Adresse und Schule ist dafür jedoch nicht nötig und konterkariert noch dazu die "Sicherheitstipps". Hier wie dort ist die Kollektion von Daten und Adressen, zum Beispiel für zielgruppenspezifische Werbung, außerdem nicht auszuschließen.

Unter dem Stichwort "reale Straftaten" stoßen schließlich im "Polizeihaus" noch einige Formulierungen in den dort angebotenen "Sicherheitstipps II" auf, insbesondere die Aussage, daß "viele Halunken junge Menschen sind" und "ein Großteil von Gewalttaten auf das Konto von Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren geht". Eine solche Aussage ist nicht nur undifferenziert, sie ist auch unfair. Vielleicht war die dahinter stehende Absicht ja gut gemeint, ihre Formulierung aber ist so unglücklich gewählt, daß sie dazu dienen kann, Heranwachsende gegeneinander auszuspielen.

Dennoch: Insgesamt ist "Die Stadt der Detektive" eine gut und schön gemachte Website, die trotz einiger Ecken und Kanten ihren jungen Gästen ebenso Interessantes wie Unterhaltsames zu bieten hat. In diesem Sinne versteht sich die genannte Kritik als Anregung zur Verbesserung.

Gesamtbewertung

• empfehlenswert