BRAVO.de
Kurzbeschreibung:
Mit Dr. Sommer chatten, für die Charts voten, Neuigkeiten auf den "Star-Boards" erfahren, Lifestyle-Tipps erhalten und vieles mehr ist auf BRAVO.de für (Fast-)Teenager geboten, gleichwohl so manches aus dem legendären und bereits seit Generationen bekannten Zeitschriftenmagazin "Bravo" stammt. Doch ist dieser Internetauftritt aufgrund seiner insgesamt stark kommerziellen Ausrichtung mit Werbung aller Art und kostenpflichtigen Angeboten aus pädagogischer Sicht (nicht nur) für Kinder als nicht tauglich einzustufen. Negativ fällt auch der nachlässige Umgang mit dem Kinder- und Jugendschutz im "PeopleFinder-" und den "Flirtboards" ins Gewicht.
Hyperlink:
http://www.bravo.de
Angaben zum Anbieter und zur Zielgruppe
Name und Kontaktadresse
Heinrich Bauer Zeitschriften Verlag KG
Burchardstr. 11
D-20095 Hamburg
Die Inhalte, Angebote und Gestaltung der Website
Inhalte in Schlagworten
- Stars, Helden und Kultfiguren
- Sport, Freizeit, Spiel(zeug)
- Freundschaft, Liebe, Sexualität
- Spiele-Mix
- (Online-)Zeitung, Magazin
- Kino und Theater
- Suchen, Finden, Steckbrief
Interaktive Angebote
- Chatroom
- Forum, Pinnwand, Flohmarkt
- Spezielle oder kostenpflichtige Clubmitgliedschaft und -angebote
- Sonstiges (z.B. Newsletter, Freemail)
- Downloads von Bildern, Tönen, Spielen u.Ä.
Kommentar zur Gestaltung
Intensive Farben kennzeichnen die verschiedenen Rubriken von BRAVO.de. Trotz zahlreicher Themen ist es gelungen, die Seiten übersichtlich zu gestalten. Zwei Navigationsleisten strukturieren die Angebote. BRAVO.de nutzt mit Video und Audio die multimedialen Möglichkeiten des Internets.
Werbung, Links, Daten- und Jugendschutz auf der Website
Vorkommen von Werbung
- Bannerwerbung, Werbefenster
- Hinweise o. Links zu Firmen, Sponsoren
- Gewinnspiele, Umfragen u.a. PR-Aktionen
- offene Produkt- oder Firmenwerbung
- integrierter Shop oder Bestellservice
- Links zu externem Shop oder Bestellservice
Bewertung der Website-Empfehlungen
- kommerzielle Angebote
- für Kinder bedenkliche Seiten
Umgang mit Datenschutz und Sicherheit
- Anbieter informiert Kinder zum Datenschutz
- Abfrage, Sammlung persönlicher Daten und Adressen
Einschätzung unter Kinder- und Jugendschutzaspekten
- Problematisch
- Werbung oder kommerzielle Interessen dominieren die Inhalte
- Einzelne Inhalte oder Angebote sind bedenklich (z.B. Chat, Links)
- Inkonsequente oder fragwürdige Datenschutzpraxis
Fazit
Zusammenfassung
"Sex – wie oft kommst du? BRAVO-Abo kommt immer ..." verkündet uns die Aufschrift einer Bannerwerbung auf BRAVO.de und damit spricht sie kurz und knapp aus, worum es im Wesentlichen beim Internetauftritt von "Bravo" geht. Das heißt, die noch junge Online-Version behandelt dieselben Themen wie die schon zwanzig Jahre alte Zeitschriftenausgabe: Sex, Aufklärung, "das erste Mal", Flirt und Anmache, umrankt von Klatsch und Tratsch zur den Stars und Sternchen aus Musik, Film und Fernsehen, zudem die Präsentation der aktuellen Charts oder der Musikhits der jungen Fans. Und nicht unwichtig sind für Bravo auch die Themen, die auf der Website unter "Lifestyle" zu finden sind, nämlich Mode, Make-up, Beauty & Body etc.
Obwohl die von Bravo behandelten Themen seit Jugend-Generationen immer die gleichen geblieben sind, ist der Webauftritt alles andere als altbacken. Denn auf BRAVO.de kann die nachwachsende Generation obendrein chatten, SMSen, sich durch diverse Charts voten (User-, Handy- und Games-Charts), Klingeltöne, Mailboxsprüche und Logos downloaden, über den BRAVO Love-Mailer eine Message verschicken und noch vieles mehr, was in den heutigen virtuellen Zeiten gang und gäbe und Alltag ist.
Um die zahlreichen Boards und Chaträume der Bravo-Website aktiv zu nutzen, ist eine Anmeldung in der Community erforderlich, die zwar kostenlos, dafür aber sehr "neugierig" ist. So werden von den Besucherinnen und Besuchern Geschlecht, Geburtsjahr und Wohnort (Land und Postleitzahl) abgefragt, persönliche Daten also, die im Internet tunlichst nicht preisgegeben werden sollten. Darüber hinaus ist die Zustimmung zu den "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" vonnöten, die allerdings in einem für Kinder (und für viele Jugendliche) kaum verständlichen juristischen Jargon abgefasst sind. Aber damit nicht genug: nach erfolgter Anmeldung müssen noch verschiedene Fragebögen ausgefüllt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich unter "That's me" den anderen (registrierten) Gästen mit einer Visitenkarte vorzustellen. Wer in der Bravo-Gemeinde angemeldet ist, erhält seinen eigenen "Scout", der den direkten Austausch von Nachrichten mit anderen Mitgliedern der Community erlaubt.
Neben den verschiedenen Chaträumen wie z.B. "StarChat", "Dr. Sommer-Chat" und mehreren "Flirt-Chats" nutzen die jungen Gäste vor allem die zahlreichen Boards der Community, von denen die Star-Boards allein schon über 50 an der Zahl ausmachen. Dazu gehören etwa die Starboards zu der RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", zu den Größen aus dem Musikgeschäft wie Robbie Williams und Shakira oder das Starboard zum (fast) Superstar Daniel Kübelböck.
Auch wenn es sich bis dahin um viele "Jugend-Standards" innerhalb der Internet-Community handelt, ist die Bravo-Website aus (medien)pädagogischer Sicht alles andere als ein für Kinder empfehlenswerter bzw. brauchbarer Internetauftritt. Die Gründe hierfür sind zum einen generell die kommerzielle Ausrichtung, zum anderen (und im Besonderen) der wirklich nachlässige Umgang mit der Sicherheit der jungen Gäste, womit sich viele Fragen hinsichtlich des Kinder- und Jugendschutzes ergeben.
Bestandteil der kommerziellen Ausrichtung der Website sind u.a. die zahlreichen kostenpflichtigen Angebote, angefangen vom "Ticket-Shop", in dem Karten für Konzerte bestellt werden können, bis hin zu einer umfangreichen Angebotspalette unter "bravomobile", bestehend aus Klingeltönen, Logos, Games etc., und dies zweifelsohne mit dem Ziel, den Kindern und Jugendlichen das Taschengeld zu entlocken bzw. über sie an das Geld ihrer Eltern zu gelangen (z.B. für die teuren Konzertkarten, über Telefongebühren etc.). Dazu kommt eine wahrlich aggressive Werbung auf allen Seiten, mit sich ständig öffnenden PopUps, mit breiten Werbebannern und anderem mehr. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, was die jungen Besucherinnen und Besucher von BRAVO.de wohl mit der Werbung für die Firma "ilove" anfangen sollen, hinter der sich eine kostenpflichtige Partnervermittlung versteckt, die nur Erwachsene ab 18 Jahren nutzen dürfen.
Unter dem Aspekt der Sicherheit stechen die Kontaktbörsen negativ ins Auge. Hier suchen Mädchen und Jungen auf verschiedenen Boards oder im "PeopleFinder", z.B. Gleichgesinnte zum Ausgehen, zum Flirten oder aber auch für erste sexuelle Erfahrungen. Ob die formulierte Suche nach "Fickfreundschaften" tatsächlich ernst gemeint ist oder aber lediglich dem verbalen Ausprobieren eines pubertierenden Jugendlichen zugeordnet werden muss, mag dahingestellt sein. Von derlei Einträgen aber abgesehen beherbergt die Kontaktaufnahme über diese Boards auch die Gefahr, dass junge Menschen an Erwachsene geraten, deren Absichten eher zweifelhaft sind. Zwar weist die Bravo-Onlineredaktion löblicherweise sowohl bei den Chats als auch bei den Boards auf die Einhaltung der Regeln hin und gibt sie ein paar Sicherheitstipps, etwa fürs erste Treffen, an die Hand. Auch stellt sie einen so genannten "Alarm(knopf)" zur Verfügung, mit dem sich die Kinder und Jugendlichen über unseriöse Einträge beschweren können. Aber wer Mädchen oder Jungen für ein "Date" ködern möchte, wird wohl kaum seine (wahren) Absichten öffentlich auf dem Board mitteilen. Nun sind Kinder und Jugendliche nicht dumm und lassen sie sich auch nicht für dumm verkaufen.
Dennoch: Aus pädagogischer Sicht ist für junge Heranwachsende eine solch offene und sich selbst überlassende Kontaktbörse nicht zu begrüßen. Weitaus sicherer wäre es da, die Kontaktaufnahme über die Redaktion laufen zu lassen und den jungen Gästen hierfür eine eigene, interne E-Mail-Adresse zur Verfügung zu stellen. Dann müssen sie auch nicht mehr - um eben einen Kontakt herzustellen - ihre eigene E-Mail-Adresse oder gar ihre Handynummer öffentlich machen, wie das jetzt teilweise der Fall ist. Was wiederum die Einträge auf den Boards (u.a. Angebote) betrifft, sollte auf Seiten der Redaktion der Kinder- und Jugendschutz nicht in Vergessenheit geraten, und zwar unabhängig davon, ob die jungen Gäste Alarm "gerufen" haben oder nicht.
Wie die Zeitschrift "Bravo" behandelt auch BRAVO.de die Themen, die Kinder und Jugendliche interessieren und die ihnen am Herzen liegen. Musik, Stars, Liebe, Sex und Lifestyle sind u.a. Bestandteil der Welt, die der heranwachsenden Generation wichtig ist. Diese Welt soll nicht überkritisch betrachtet werden, auch von uns nicht. Doch macht es einen Unterschied, in was für einem Kontext die Themen eingebettet sind, und – insbesondere das Internet betreffend – wie das Thema "Sexualität" verpackt ist. Der offene und angstfreie Umgang damit ist eine wichtige Errungenschaft. In Zeiten des Internets heißt das aber auch, die Sicherheit und den Schutz der jungen Generation sensibel im Auge zu behalten und aktiv dafür zu sorgen, dass beides gewahrt bleibt. Lieber ein lästig-fürsorglicher Erwachsener sein, als ein unachtsamer.
In diesem Sinne seien die MacherInnen der Website abschließend daran erinnert, dass die Zeitschrift "Bravo" überwiegend von Mädchen im Alter zwischen 11 und 15 Jahren gelesen wird, von einer Zielgruppe also, der der Online-Auftritt BRAVO.de unter dem Aspekt "Verantwortung" leider nicht gerecht wird.
Gesamtbewertung
- gerade noch empfehlenswert
Letzte Aktualisierung
14.04.2006