Habbo Hotel
Kurzbeschreibung:
Das "Habbo Hotel" ist eine von T-Online angebotene Community für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Sie können sich hier mittels einer individuell angelegten Habbo-Figur in den virtuellen Räumen bewegen, chatten, Freundschaften knüpfen, spielen und sich sogar einen eigenen Raum einrichten. Während die Registrierung und der Aufenhalt im Hotel noch kostenlos sind, fordern die zahlreichen und kaum zu umgehenden Zusatzangebote von den jungen Gästen bzw. von ihren Eltern keine geringen Geldsummen. Aus diesem Grund ist das "Habbo-Hotel", trotz seiner guten Grundidee und einiger wirklich gelungener Elemente, für Kinder als nicht empfehlenswert einzustufen.
Hyperlink:
http://www.habbohotel.de
Angaben zum Anbieter und zur Zielgruppe
Art des Anbieters
- Sonstige (Internet-)Anbieter, Firma
Name und Kontaktadresse
T-Online International AG
T-Online-Allee 1
D-64295 Darmstadt
E-Mail
habbohotel@t-online.net
Die Inhalte, Angebote und Gestaltung der Website
Inhalte in Schlagworten
- (Mit-) Machen, Schreiben, Malen, Experimentieren u.Ä.
- Sonstige Inhalte
- Kommunikationsplattform
Interaktive Angebote
- Chatroom (moderiert)
- Spezielle oder kostenpflichtige Clubmitgliedschaft und -angebote
Layout:
- bildorientiert
- übersichtlich, klar aufgebaut
Kommentar zur Gestaltung
Das "Habbo Hotel" ist virtuell animiert und mit zahlreichen dreidimensionalen Räumen inklusive Swimmingpool und Restaurant ausgestattet. Die Gäste sind als Avatare (Figuren) dargestellt. Die Gesamtpräsentation des Hotels ist originell und ansprechend, schnelle Orientierung erlaubt das Innere des Gebäudes. Etwas zu klein und damit wenig lesefreundlich gestaltet ist jedoch das Schriftbild auf den einführenden Seiten.
Werbung, Links, Daten- und Jugendschutz auf der Website
Vorkommen von Werbung
- Hinweise o. Links zu Firmen, Sponsoren
- Gewinnspiele, Umfragen u.a. PR-Aktionen
- offene Produkt- oder Firmenwerbung
- integrierter Shop oder Bestellservice
- Links zu externem Shop oder Bestellservice
Bewertung der Website-Empfehlungen
- keine oder nur interne Links
Umgang mit Datenschutz und Sicherheit
- Anbieter informiert Kinder zum Datenschutz
- Abfrage, Sammlung persönlicher Daten und Adressen
- Elterninformationen
Einschätzung unter Kinder- und Jugendschutzaspekten
- Problematisch
- Werbung oder kommerzielle Interessen dominieren die Inhalte
- Anbieter fordert Kinder zum Kaufen auf
- Einzelne Inhalte oder Angebote sind bedenklich (z.B. Chat, Links)
Fazit
Zusammenfassung
"Im Habbo Hotel findest du wahre Freunde und kannst jede Menge Spaß haben. Mit anderen Habbos chatten, lachen, spielen oder tauschen. Das kannst du nur im Habbo Hotel! Checke gleich ein!" So lautet eine Ankündigung für die von T-Online angebotene "Community für Teens". Im Gegensatz zu herkömmlichen textorientierten Chatangeboten kommunizieren die jungen Gäste hier im dreidimensionalen Raum eines virtuell animierten Hotels.
Wer ein "Habbo" werden will, muss sich anmelden und eine gültige e-mail-Adresse nennen, die überprüft wird. Da sich das "Habbo-Hotel" nach Einschätzung des Anbieters erst für Kinder ab 12 Jahren eignet, wird u.a. das Alter bei der Registrierung abgefragt. Um Einlass zu bekommen, genügt es allerdings bei der Anmeldung zu behaupten, man sei über 12 Jahre alt. Als eher halbherzig zu bezeichnen ist auch die Einbindung der Eltern zur möglichen Kontrolle dessen, was ihre Kinder (unter 18 Jahren) im Hotel so treiben. Laut Versprechen des Anbieters sollen sie automatisch eine Benachrichtigung über die Registrierung ihres Kindes im "Habbo-Hotel" erhalten, weshalb es bei der Anmeldung zusätzlich erforderlich ist, eine gültige E-Mail-Adresse der Eltern anzugeben. Ein Versuch von uns führte jedoch erstens dazu, dass das Anmeldesystem die angegebene identische E-Mail-Adresse von Kind und Eltern - was ja gemeinhin die Regel ist - nicht akzeptierte, dafür aber zweitens eine Phantasie-Angabe ohne Murren schluckte oder anders ausgedrückt: diese nicht auf ihre Gültigkeit hin überprüfte. Wollen sich Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre also ohne elterliches Einverständnis ins "Habbo-Hotel" begeben, so dürfte ihnen das sicherlich gelingen. Und es dürfte wohl auch den unter 12-Jährigen glücken, die Kontrolle am Hoteleingang ungehindert zu passieren.
Wenn auch die Startseite Registrierung und Aufenthalt im Hotel ohne Zusatzkosten verspricht, so wird doch nach dem Einchecken schnell klar: "All inclusive" ist diesem Hotel fremd. Ohne seine Zusatzangebote aber ist es nur halb so spannend. Wer ein echter "Habbo" sein möchte, muss sich deshalb etwas leisten können. Das beginnt mit Möbeln zum Einrichten eines eigenen Raumes, reicht über besondere Raritäten wie ein violetter Sonnenschirm, führt zu den verschiedensten Spielangeboten und endet bei der Clubmitgliedschaft mit ihren Extravergnügungen und Geschenken. Als Währung gelten im Hotel so genannte "Habbo-Taler" und die müssen mit sehr realem Geld käuflich erworben werden. 30 Habbo-Taler kosten 5 Euro. Dafür bekommt man z.B. besagten violetten Sonnenschirm oder einen Monat Clubmitgliedschaft. Schnell und unkompliziert können die jungen Hotelgäste an das "Spielgeld" gelangen, per SMS, Banküberweisung, Kreditkarte oder per Abbuchung über die Telefonrechnung. So manchem Kind und Jugendlichen dürfte da die Grenze zwischen virtuellen und realen Ausgaben schnell verwischen, während erst die nächste Telefonrechnung ihm bzw. seinen Eltern die Augen öffnet. Dem kommt hinzu: Das Habbo-Taler-System hat offensichtlich seine Lücken. "BeuteJäger" treiben ihr Unwesen und verursachen so (un)vorhersehbare Zusatzkosten.
Kurzum: Der Preis für den Spaß kann hoch werden. Nachdem so manchen Eltern Telefonrechnungen bis zu 500 EURO ins Haus flatterten und sie per Gerichtsbeschluss diese nicht zahlen mussten, sah sich T-Online gezwungen, den Bestellwert zu limitieren. Pro Woche dürfen nur noch 10 Euro ausgegeben werden. Abgesehen von der Tatsache, dass 10 Euro pro Woche nun auch nicht gerade wenig sind, ist diese Begrenzung allerdings pro Telefonnummer und nicht pro Person gültig. Das heißt: Viele Kinder und Jugendliche können heutzutage neben der Festnetznummer ihres Zuhauses auch eine eigene Handynummer angeben, womit sich ihr Limit auf 20 Euro pro Woche erhöht. Zumindest so lange, so lange ihre Eltern den Ausgaben keinen Riegel vorschieben. Der Eindruck ist da noch immer nicht von der Hand zu weisen, dass mit dem Habbo-Taler-System Kindern und Jugendlichen, respektive ihren Eltern, auf nicht ganz seriöse Weise das Geld aus der Tasche gezogen werden soll.
Im täglichen Hotelbetrieb nun ist man um die Sicherheit der jungen Gäste sehr bemüht. Zum Beispiel mit Hilfe eines technischen Wortfilters, der Schimpfwörtern sowie rassistischen und sexuellen Ausdrücken quasi den Mund verbietet. Als Unterstützung für die Moderation ist die Einrichtung eines solchen Filters zunächst zu begrüßen. Der Weisheit letzer pädagogischer Schluss ist sie aber nicht. Denn ein solcher Filter liest nun einmal das Wort nur in seiner ihm bekannten Zeichenfolge, nicht aber in seinem Satz- bzw. Inhaltszusammenhang. Sinnmachende Zensur kann er darum nicht immer betreiben und umgekehrt ist leicht auszutricksen. Letzteres zeigte sich auch bei einem unserer zufälligen Hotelbesuche. Dort konnte etwa diese Schreibweise "verbotener" Wörter ans Licht der Öffentlichkeit gelangen: "fak yu familie", "humo.se.xuell.er", "f.ick mich".
Nicht unerwähnt bleiben soll aber, dass der Verfasser oder die Verfasserin dieser Texte von den anderen "Hotelgästen" sehr schnell zur Rede gestellt und seitens der Hotelmoderation umgehend gesperrt wurde. So war es letzendlich nicht dem technischen Zensor zu verdanken, sondern der Anwesenheit von ModeratorInnen, - "Hobbas" genannt -, dass der Umgangston unter den Hotelgästen angemessen blieb. Auch unter Sicherheitsaspekten ist die, übrigens ständige Anwesenheit von ModeratorInnen auf der Positivliste des Habbo-Hotelszu verbuchen. Sie haben nicht nur ein wachsames Auge darauf, was unter den Gästen vor sich geht, sie können eben notfalls auch eingreifen.
So sehr sich die "Hotelleitung" um ein sicheres und "gewaltfreies" Ambiente für ihre jungen Gäste bemüht, so sehr sind jedoch die Linkverweise auf der Startseite dazu geeignet, diese Bemühungen zu unterwandern. "Kostenlose Online-games" z.B. führt zum Anbieter "games.de", wo u.a. auch gewaltbetonte PC-Spiele beworben und käuflich zu erhalten sind. Ein anderer Link führt direkt zum T-Online-Shop, der Habbo-Motive fürs Handy feilbietet, die natürlich nur gegen Bares ihren Besitzer wechseln. Auch so lassen sich Begierden wecken.
Bleibt als Fazit: Kinder und Jugendliche sind vom "Habbo-Hotel" und seinen vielfältigen Möglichkeiten sicherlich fasziniert und nur zu gerne werden sie sich dort aufhalten wollen. Und in der Tat hat ihnen diese Community auch viel Attraktives zu bieten: Rollenspiele, Interaktion, Kommunikation und kreatives Gestalten im virtuellen Raum. Der genauere Blick auf das Geschehen offenbart aber, was sich hinter der glitzernden Hotelfassade verbirgt. Da ist nichts weiter als kühles Kalkül, das ausschließlich am Taschengeld der Heranwachsenden, oder alternativ am elterlichen Geldbeutel, interessiert ist. Einmal ins Hotel gelockt, sind die jungen Gäste zum realen Kauf völlig überteuerter, nur virtuell existierender Dinge, also im Grunde von "Nichts" (5 Euro für einen gepixelten Sonnenschirm!!!), regelrecht aufgefordert, während sich gleichzeitig die Eltern in Sicherheit wiegen sollen, indem sie das Hotel als einen gut geschützten Ort für ihre Kinder "verkauft" bekommen. So entpuppt sich das "Habbo-Hotel" trotz wöchentlicher Limitierung des Bestellwerts als eine nur weitere Schuldenfalle, in die Heranwachsende geraten können. Und es stellt sich die Frage, ob ein Provider wie T-Online es nötig hat, auf derlei Verdienstmöglichkeiten zurück zu greifen. Gut zu Gesicht steht es ihm jedenfalls nicht.
Aus (medien)pädagogischer Warte lässt dieses Verkaufsgebaren den Wert des "Habbo-Hotels" gegen Null sinken. Wollen oder sollen Kinder es dennoch besuchen, ist es ratsam, einmal mit ihnen gemeinsam die Geschäftemacherei der "Hotelleitung" zu durchleuchten und sie getrost dazu anzuhalten, ihren Besuch nicht nur zeitlich zu befristen (Online-Gebühren), sondern auch auf die öffentlichen und kostenlosen (Chat-)Räume im Hotel zu beschränken. Davon abgesehen können andere, mindestens ebenso gut gemachte, interaktive und vor allem kostenlose Websites eine prima Alternative sein.
Gesamtbewertung
Letzte Aktualisierung
19.06.2006