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"Als Familienzentrum hat man einen Namen"

"Familienzentren können ein größeres Angebot ermöglichen, und ich habe den Eindruck, dass Eltern das bevorzugen", sagt Dominike Blachnik, "aber mehr Angebote bedeuten natürlich auch mehr Arbeit." Sie ist Erzieherin in der "Kita Regenbogen" im Kölner Norden, die seit drei Jahren Familienzentrum ist.

Dominike Blachnik © privat

BIBER: Die "Kita Regenbogen" ist seit drei Jahren ein Familienzentrum. Was ist dadurch anders geworden?

Dominike Blachnik: Wir haben vor allem unser Angebot enorm erweitert: Zu uns kommen beispielsweise jede Woche regelmäßig eine Sportpädagogin, eine Musikpädagogin und eine Tanzlehrerin. Sie arbeiten einerseits mit den Kindern, die die Kita besuchen, haben aber auch Angebote für Eltern und andere Kinder. Für die Eltern gibt es beispielsweise einmal wöchentlich ein Sportangebot, zurzeit ist das Walken, und einen morgendlichen Sportkurs für die Erzieherinnen. Den "Babymusikgarten", der einmal die Woche stattfindet, können alle Eltern mit Kindern bis zwei Jahren nutzen und das Tanzangebot ist auch für Kinder, die nicht unsere Kita besuchen. Außerdem haben wir eine extra Fachkraft für die Sprachförderung. Sie macht mit den Kindern den in Nordrhein-Westfalen verbindlichen Sprachtest "Delphin 4" zwei Jahre vor der Einschulung und – das ist unsere eigene Initiative – den "BISC-Test" (Bielefelder Screening), um bei den Vorschulkindern rechtzeitig Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu erkennen.

BIBER: Hat sich Ihre Arbeit als Erzieherin dadurch verändert?

Blachnik: Nein, nicht wirklich. Aber es wird einem bewusster, welche Möglichkeiten man in der frühkindlichen Pädagogik durch die gezielte Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie Logopäden oder dem Frühförderzentrum hat.

BIBER: Ist der Umbau zum Familienzentrum in Ihren Augen eine Bereicherung?

Blachnik: Ja, eigentlich schon. Als Familienzentrum hat man einen Namen und ich habe den Eindruck, dass Eltern das bevorzugen, weil wir einfach mehr bieten (können) – allein durch die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Bei unserer Einrichtung kommt sicher noch dazu, dass wir am Stadtrand Kölns liegen, wo es schon dörflich ist. Hier gibt es sonst nicht viel für Kinder und Familien. Deshalb wollen wir unser Angebot demnächst auch für Schulkinder und für ältere Menschen ausbauen. Was die pädagogische Arbeit angeht, profitieren die Kinder davon, dass zum Beispiel explizit dafür ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen mit ihnen Sport und Musik machen – zusätzlich zu uns "normalen" Erzieherinnen. Außerdem sind wir in diesen Zeiten nicht die Hauptfigur und können uns anderen Aufgaben widmen, beispielsweise mit einer kleineren Gruppe von Kindern etwas unternehmen.

Kita Regenbogen in Köln  © Kita Regenbogen KölnKindergruppe tanzt  © flickr.com/premus
Kita Regenbogen in Köln
 
Tanzende Kinder
 

BIBER: Gibt es auch negative Seiten?

Blachnik: Mehr Angebote bedeuten natürlich auch mehr Arbeit. Wir müssen uns beispielsweise darum kümmern, dass die betreffenden Kinder aus unseren Gruppen nachmittags zum Tanzen gehen, auch wenn es ein externes Angebot des Familienzentrums ist. Und wenn Kinder aus der Gruppe solche Angebote nutzen, müssen wir das in unserer Planung berücksichtigen, das heißt wir können zu diesen Zeiten dann keine Ausflüge machen. Da Kita und Familienzentrum unter einem Dach sind "beeinträchtigt" uns der Publikumsverkehr auch manchmal. Wir müssen zum Beispiel die Tür öffnen und bei Fragen weiterhelfen. Das kann an Tagen, an denen wir wegen Urlaub oder Krankheit unterbesetzt sind, schwierig sein.

BIBER: Bedeutet die Entwicklung zu einem Familienzentrum auch, dass sich die Erzieherinnen und Erzieher fortbilden mussten?

Blachnik: Ja, eine Kollegin hat sich im Bereich Sprachförderung weitergebildet und wir alle haben Fortbildungen zum Thema gesunde Ernährung besucht sowie einige Fortbildungen, die für die Zertifizierung zum Familienzentrum wichtig waren. Vieles hat davon hat aber nur die Leitung betroffen, wie eine Fortbildung zur Sicherheitspädagogik. Außerdem haben wir unsere Räumlichkeiten umgestaltet.

 
 

Info: Die seit 1996 bestehende Elterninitiative "Kita Regenbogen e.V." in Köln wurde 2008 als Familienzentrum zertifiziert. In vier altersgemischten Gruppen werden fast 90 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren betreut.

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