Aktion Springseil - Rat bei Elterntrennung

Dieses Buch richtet sich an Kinder, deren Eltern sich getrennt haben, sowie an ihre Eltern und Personen, die ihnen nahestehen. Das Buch bietet den Familienmitgliedern viele Gesprächsanlässe und animiert alle Beteiligten, miteinander über ihre Ängste, Gefühle und Erwartungen zu sprechen.

Immer mehr Kinder sind von Trennung und Scheidung ihrer Eltern betroffen. Die Kinder sind in dieser Zeit schweren Belastungen ausgesetzt: durch den Streit der Eltern, der in vielen Fällen auch nach der Scheidung "auf dem Rücken der Kinder" ausgetragen wird, oder dadurch, dass ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Die Autorinnen dieses Buches möchten alle Beteiligten in einer solchen Situation dazu anregen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Anlass dazu ist die Geschichte, die in "Aktion Springseil" erzählt wird: Die siebenjährige Lena versucht, ihren Vater am Weggehen zu hindern, indem sie die "Aktion Springseil" startet und die Tür mit ihren Springseilen verbarrikadiert.

Gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema

Anhand der Bildergeschichte von Tim und Lena, deren Eltern sich im Verlauf der Handlung trennen, werden die Kinder dazu ermuntert, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen. Ähnlichkeiten oder Unterschiede der eigenen Erlebniswelt zur anschaulich erzählten und illustrierten Geschichte können beim Lesen erkannt werden. So entsteht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, bei der Kinder und Eltern gemeinsam nach neuen Wegen der Bewältigung von Trennung und Scheidung der Eltern suchen können. Das Buch eignet sich bereits für Kinder, die noch nicht lesen können, wenn sie die Bilder zusammen mit einer erwachsenen Bezugsperson
anschauen und die Geschichte ihnen vorgelesen wird. Empfohlen wird auch die Wiederholung des gemeinsamen Lesens und darüber Sprechens mit dem anderen Elternteil oder einer anderen Bezugsperson.

Bilderbuch und Ratgeber

Durch die multiperspektivische Sicht – die Geschichte wird sowohl aus der Sicht der Eltern als auch aus der von Tim und Lena erzählt – regt das Bilderbuch Eltern und Kinder gleichermaßen zum Gespräch an. Alle finden sich - mit ihren Ängsten und Nöten - ein Stück wieder in ihrem Kampf mit der krisenhaften Situation. Die gut 80-seitige Geschichte lebt von knappen kindgerechten Sätzen, hellen Farben, collagenartigen, aquarellierten Bildern mit teils "ausgeschnittenen Figuren" und einer übersichtlichen Szenerie. Im zweiten Teil des Buches geht es um das erste Jahr nach der Trennung der Eltern. Die Kinder werden hier konkret angesprochen, Informationen und Tipps ergänzen die erzählten Abschnitte. Die Kinder können ihre Gefühle und Wünsche zu den behandelten Themen ins Buch schreiben. Der dritte Teil des Buches richtet sich an die Eltern und will Hilfestellungen geben für die Gestaltung des Miteinanders in einer neuen Familienform.

Gliederung und Aufbau

Dem Vorwort von Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Wiesner folgt eine Einleitung, in der sich die Autorinnen Schirin Homeier und Barbara Siegmann-Schroth zunächst an die Kinder und dann an die Eltern wenden. Im ersten Buchteil wird in einer Bildergeschichte vom elfjährigen Tim und der siebenjährigen Lena erzählt, deren Eltern einander immer fremder werden und sich schließlich trennen. Im zweiten Teil des Buches werden Tim und Lena durch das erste Trennungsjahr begleitet. Sie berichten, was sie nach der Trennung ihrer Eltern erlebt haben. Sie geben Tipps, Informationen und stellen Fragen. Im dritten Teil wenden sich die beiden Autorinnen, die beide mit Kindern in unterschiedlichen Beratungs- und Hilfskontexten als Sozialpädagoginnen arbeiten, direkt an die Eltern und Bezugspersonen. Die Gestaltung von Gesprächen, typische Reaktionen von Kindern nach Trennungen der Eltern, familienrechtliche Aspekte, die Übergabesituation und viele andere Punkte, die bei Trennungen eine Rolle spielen, werden hier vor allem hinsichtlich der Kindperspektive beschrieben. Hilfsangebote verschiedener Organisationen werden aufgeführt. Ein Literaturverzeichnis und die Angabe von Internetadressen runden das Buch ab.

Kurzinformationen

Fazit

Elternteile können das Springseil "halten" lernen

"Aktion Springseil" hilft Familien mit Trennungsproblematik auf die Sprünge. Das Buch kann es Kindern erleichtern, sich in einer unstrukturierten, emotional aufgewühlten Phase besser zurecht zu finden und auf jeden Fall besser verstanden zu werden. Das Bild des Springseils beschreibt die Herausforderung in dieser Situation auch dahin gehend, dass die Eltern die Springseil-Enden als Mutter und Vater gemeinsam festhalten sollten. Denn somit kann sich das Kind im Auf und Ab der Gefühle und Gedanken weiter lebendig erfahren und sich beiden Elternteilen verbunden fühlen.

Trennungskinder im Fokus

Das Buch vermittelt Leichtigkeit, ohne alles zu leicht erscheinen zu lassen: eine alltagsnahe Zusammenstellung  an Hilfen, die zur Stabilisierung der Kinder beitragen, indem ihre Gedanken und Gefühle geschickt und einfühlsam ernst genommen werden. "Aktion Springseil" ist als Standardlektüre für alle Beratungsstellen, Familiengerichte und Jugendämter zu empfehlen, aber vor allem für die Familien, denen die Scheidung nicht erspart, aber das Elternsein geschenkt bleibt.

Information zur Autorin

Eva Fabini ist freiberufliche Musikpädagogin und Kirchenmusikerin. Sie lebt mit ihren drei Kindern in Heidelberg.

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