StartInformieren
  
 
 
 
 

Bildungsbereich Medien

Medien sind fester Lebensbestandteil der Kinder. Wie den Jungen und Mädchen ein sinnvoller Umgang mit Fernsehen & Co vermittelt werden kann, wird in diesem Buch auf verständliche Weise erläutert. Dabei wird nicht die Moralkeule geschwungen, sondern sachlich das Für und Wider abgewägt. Praxisbeispiele und Umsetzungsvorschläge für die Medienarbeit runden das Ganze ab.

Ja, Kindheit ist heute gleichzusetzen mit Medienkindheit, aber in Kindergärten findet noch kaum gezielt Medienerziehung statt. Obwohl es wichtig wäre, Medien im Kindergarten einzusetzen, zögern noch viele Pädagoginnen und Pädagogen. Teil dieser Handreichung sind deshalb unter anderem Fallbeispiele, die den Fachkräften, die wenig Erfahrung mit Medienerziehung haben, die Thematik ein wenig näher bringen.

Kindheit ist Medienkindheit

Umfassende Reflexion der kindlichen Mediennutzung

Zu Beginn des Buches geht die Autorin auf die Allgegenwärtigkeit der Medien in der heutigen Zeit ein und belegt dies mit Hilfe von aktuellen Studien. Dabei behandelt sie vor allem das Leitmedium der Kinder, das Fernsehen – schon Kinder zwischen drei und fünf Jahren verbringen im Schnitt eine Stunde pro Tag vor der Flimmerkiste. Helen Knauf beleuchtet die kindliche Mediennutzung von verschiedenen Seiten, wodurch der Leser/die Leserin einen umfassenden Einblick in die Mediengewohnheiten der Kinder erhält. Auch der Diskussion des so genannten "Montagsphänomens" wird Raum gewährt (als Montagsphänomen bezeichnet man in "Pädagogenkreisen" das Nachspielen von oft gewalthaltigen Medienerlebnissen nach dem Wochenende).

Wie funktioniert die kindliche Medienrezeption?

Die Autorin geht im Anschluss auf die Funktion von Medien für Kinder ein, sie diskutiert die kindlichen Bedürfnisse und legt dar, wie diese von Medien befriedigt werden können. Auch die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für die Rezeption von Medienangeboten und die Verarbeitung von Medieninhalten werden sehr interessant und klar aufbereitet.

Der Fernseher ist kein Kinderparkplatz

Wie Kinder Medien nutzen, hängt natürlich von der familiären Situation ab: von der Mediennutzung der Eltern, vom Einkommen oder auch vom Stellenwert, den Bildung im Familienalltag einnimmt. Helen Knauf ist dabei eine der wenigen Fachleute, die den "Fernseher als Babysitter" nicht grundsätzlich verdammen. Zwar ist auch für Knauf der Fernseher kein "Kinderparkplatz". Allerdings gibt sie in Anlehnung an Prof. Dr. Andreas Lange zu bedenken, dass Medien in einer Zeit, in der die Organisation des Familienalltags immer komplexer wird, Möglichkeiten zur Entlastung der Eltern bieten. Vorausgesetzt wird, dass Medien in diesem Zusammenhang maßvoll und zielgerichtet eingesetzt werden.

Medienpädagogische Kompetenzen stärken!

Dass Medienerziehung nicht in jedem Kindergarten zum Bildungsalltag gehört, ist eine Tatsache. Dies liegt allerdings nicht nur an der fehlenden technischen Ausstattung der Kitas. Ein weiterer Grund ist, dass viele pädagogische Fachkräfte zu wenig über Medien und Medienerziehung im Kindergarten sowie über die Medienvorlieben und Mediennutzung der Kinder wissen. Schließlich ist Medienerziehung (noch) nicht in allen Bundesländern Teil der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Die Autorin sieht daher großen Nachholbedarf in der Aus- und Fortbildung von Frühpädagoginnen und -pädagogen.

Prüfstein Praxistauglichkeit

Auch kritisch-reflexive Ansätze werden thematisiert

Im Buch werden verschiedene Medien wie Zeitschriften, Fernsehen und Video, aber auch Werbung und Medienmarken vorgestellt. Die Autorin geht dabei auf den grundlegenden Umgang im Kindergarten ein und verbindet dies mit praxistauglichen Anregungen, zum Beispiel wie ein Computer im Kindergarten genutzt werden könnte oder welche Regeln zur Computernutzung in der Gruppe sinnvoll wären. Im Anschluss an diese Einführung finden die Leser und Leserinnen interessante Beispiele, wie die vorher behandelten Themen in Form von Medienprojekten in der Kita zum Einsatz kommen können. Zudem gibt es immer wieder Anregungen zum kritisch–reflexiven Arbeiten mit Medien - dieser Bereich wird leider in den meisten Praxisbüchern vernachlässigt. Zum Beispiel regt die Autorin an, Spielesoftware auch von Kindern beurteilen zu lassen oder gibt Hinweise zur reflexiven Arbeit mit Werbung und Medienmarken.

Für "Anfänger" nur bedingt geeignet

Etwas problematisch ist allerdings, dass die Autorin diese Umsetzungsideen nur knapp umreißt und kaum ins Detail geht. Wer also noch unerfahren in Sachen frühkindlicher Medienarbeit ist tut sich wohlmöglich schwer. Wer sich jedoch sicher fühlt in der Medienarbeit mit Kitakindern findet vielfältige und ansprechende Anregungen für die praktische Medienbildung in Kindergärten.

Kurzinformationen

TitelBildungsbereich Medien
HerausgeberHelen Knauf
VerlagVandenhoeck & Ruprecht
Ausgabe1. Auflage 2010
Umfang156 Seiten
ISBN978-3-525-70126-3
Preis16,90 Euro

Fazit

Wer dieses Buch liest, sollte sich Zeit nehmen und gründlich lesen! "Bildungsbereich Medien" enthält nämlich eine Fülle an Hintergrundinformationen zur Mediennutzung von Kindern und der Medienerziehung im Kindergarten allgemein. Die Autorin hat das Thema unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und die Ergebnisse ihrer Beobachtungen klar und strukturiert aufgearbeitet. Zwar sind die Praxisanregungen ohne medienpädagogische Vorkenntnisse nicht so ohne weiteres umsetzbar. Dennoch bietet diese Publikation auch Einsteigern genügend Basisinformationen, die als Fundament für eine tiefer gehende Beschäftigung mit dem Komplex frühkindliche Medienbildung dienen können. Trotz des teilweise hohen Anspruchs sei dieses Buch allen, die sich näher mit dem Bereich der Medienbildung im frühkindlichen Alter beschäftigen oder ihre Kenntnisse vertiefen möchten, ans Herz gelegt.

Information zur Autorin

Elisabeth Schallhart
ist Kindergartenpädagogin in Tirol/Österreich und Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik und Kommunikationskultur. Ihr Schwerpunkt liegt in der Vermittlung von Medienkompetenz für Kinder und Erziehende im Elementarbereich. Sie ist als Referentin für Seminare und Workshops zu medienpädagogischen Fragestellungen der Elementarpädagogik tätig.