Von Mathematik umgeben
Mathematik, das sind nicht nur Zahlen. Mathematik kann Kindern Wege aufzeigen, die Welt zu verstehen, denn mathematische Bildung vermittelt Arbeits- und Denkweisen, um formale und abstrakte Ideen zu begreifen. "Diese Kompetenzen können auch an naturwissenschaftlichen Themen erlernt werden", erklärt die Diplom-Pädagogin Esther Henschen.
Zahlen und Muster, Hypothesen bilden und vergleichen
Zur Mathematik gehören – für alle selbstverständlich – Zahlen, Rechnen, Größen, Daten und Wahrscheinlichkeiten, "aber eben auch Muster und Strukturen", so Esther Henschen. "Zu den mathematischen Arbeitsweisen gehören ebenso Beobachten, Hypothesen bilden, Argumentieren, Modellieren (also ein Problem mithilfe eines Modells lösen), Darstellen (beispielsweise eine Strichliste führen), und der große Bereich des Sortierens, Vergleichens und Klassifizierens", erklärt sie. Die Diplom-Pädagogin ist Dozentin am Institut für Mathematik und Informatik der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, wo sie unter anderem die Lehrveranstaltung "Mathematik in Alltagssituationen" für Studierende des Studiengangs Frühkindliche Bildung anbietet.
Beim Aufräumen nutzen wir mathematische Arbeitsweisen
Im Alltag, auch im Kindergarten, sind wir ständig von Mathematik umgeben und nutzen – oft unbewusst – mathematische Arbeitsweisen, so Henschen: "Wenn Kinder Bauklötze, Legosteine oder Puppensachen in Kisten räumen, dann machen sie sich Gedanken, was sie warum wohin sortieren. Eventuell diskutieren sie auch ihr Vorgehen, ob zum Beispiel nach Form oder Farbe oder Größe geordnet wird." Spannend sei es in der Regel, Kindern ein Material anzubieten, von dem viel vorhanden ist, beispielsweise Perlen: "Eine große Menge lädt immer dazu ein, einzutauchen und zu experimentieren", hat Henschen beobachtet. "Und Perlen sind sehr ansprechend, weil sie bunt sind und vielfältige Formen haben." Deshalb fangen die meisten Kinder sofort an, damit etwas zu machen: Zählen, in verschiedene Becher sortieren oder Auffädeln, wobei sie irgendein Muster verfolgen. Die Erzieherinnen und Erzieher sollten die Kinder dann anregen, Fragen zu stellen oder selbst nachfragen, warum etwas nach einer bestimmten Weise sortiert oder aufgefädelt wird.
Mathematik in Energie-Projekten
Diese mathematischen Arbeits- und Denkweisen können an unterschiedlichen Inhalten eingeübt werden, auch im Rahmen von Energie-Projekten: Wenn Kinder Steckdosen zählen, wenn Temperatur gemessen oder per Strichliste festgehalten wird, wie oft der Lichtschalter betätigt wird. Man kann auch überlegen, welche verschiedenen Formen von Licht es gibt, alles, was Strom braucht mit einem Aufkleber versehen oder Gegenstände danach ordnen, wie warm sie halten. "Sobald man ordnet oder klassifiziert, ist man mathematisch tätig", erläutert Henschen. Mathematisch interessant sei auch eine Photovoltaik-Anlage, beschreibt die Wissenschaftlerin. "In welchem Winkel zur Sonne wird sie aufgestellt? Wie sieht sie aus, welches geometrische Muster ist zu erkennen, das für die Funktion Bedeutung hat?" Auch die Entfernung der Sonne, wie warm sie ist, wie lange sie scheint und wie groß die Sonne ist, seien für Kinder spannende Fragen, "in denen Mathematik steckt."
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