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Schritt für Schritt das Medienangebot ausbauen

Beim ersten Kind können Eltern souverän entscheiden, mit welchem Tempo und in welcher Form die Medienwelt entdeckt wird. Kommen dann allerdings Geschwisterkinder hinzu, stoßen Eltern schnell an ihre Grenzen und die jüngeren Kinder schauen oft einfach mit. Jede Familie muss einen individuellen Weg wählen.

Müssen Kinder denn überhaupt fernsehen?

Müssen Kinder unter sechs Jahren überhaupt fernsehen? "Aus meiner Sicht müssen Kinder das nicht", sagt Michael Gurt, verantwortlicher Redakteur bei "FLIMMO", der Programmberatung für Eltern. "Gleichwohl sind sie aber neugierig auf das Medium Fernsehen und die meisten Kinder möchten gerne gucken. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn einige Regeln befolgt werden." Dabei nennt der Medienexperte als erste Regel allerdings nicht die Stechuhr, nach der das Fernsehgerät an- und ausgeschaltet wird. "Kinder sollten nicht allein vor dem Fernsehgerät sitzen, das ist für mich die wichtigste Regel", sagt er und rät, dass am besten gemeinsam geguckt wird: "Gerade die Fernsehanfänger haben manchmal Schwierigkeiten, das Gesehene einzuordnen, es zu verstehen. Manche Handlungen können sie nicht nachvollziehen. Da ist es hilfreich, wenn jemand erklärt und bereit ist, das Gesehene zu besprechen. Und zur Zeitenregelung: Es kommt immer auf das Kind an. Grundsätzlich sollte ein Kind nicht überfordert werden. Wenn ein grober Richtwert genannt werden soll, würde ich bei den Vorschulkindern sagen: nicht länger als zwanzig Minuten."

Spätestens das dritte Kind schaut einfach mit

So wie es Michael Gurt schildert, können Eltern beim ersten Kind den Fernsehkonsum in geordnete Bahnen lenken: Die Eltern können entspannt nach ihrem eigenen Gutdünken bestimmen, wann und in welcher Form ihre Kinder die Medienwelt entdecken dürfen. Schritt für Schritt können sie dann das Medienangebot ihrer Kinder ausbauen – verantwortungsbewusst und altersgemäß. Kommen dann allerdings Geschwisterkinder hinzu, stoßen Eltern an ihre Grenzen: Was beim ersten Kind prima funktionierte, mag beim zweiten Kind nur noch mit Schwierigkeiten gelingen – doch spätestens die dritten schauen einfach mit, was die älteren Geschwister im Fernsehen sehen.

Dilemma im Familienalltag

Stellvertretend für viele Eltern ist die Schilderung der Berliner Mutter Karin Melle* : "Unser Sohn, sieben Jahre, wollte in den Kinofilm "Wickie", für ihn war das auch okay. Aber meine viereinhalbjährige Tochter war nicht davon abzubringen, uns ins Kino zu begleiten. Allerdings hat sie sich an manchen Stellen gefürchtet", beschreibt sie. "Das zeigt eigentlich ziemlich gut das Dilemma, das auch beim Fernsehkonsum auftaucht. Im Alltag und für das Fernsehen haben wir jetzt eine ganz pragmatische Lösung gefunden: Die Kleine darf das 'Sandmännchen' sehen, dann essen wir gemeinsam zu Abend und dann darf der Größere 'Wissen macht Ah!' sehen."

Nach dem Fernsehen noch am Computer spielen?

Familie Melle hat eine individuell auf die Familie abgestimmte Entscheidung getroffen, zu der auch Medienexperten raten. Man sollte immer auf die jeweilige Situation und die Persönlichkeit der Kinder achten. Die Frage nach einem Zeitlimit, ob ein Kind "Lauras Stern" anschauen (zehn Minuten), dann das Sandmännchen (noch mal fünf Minuten) und dann auch noch eine viertel Stunde auf www.sandmann.de Ausmalbilder ausdrucken oder ein kleines Spiel spielen darf, beantworten sie mit dem Hinweis darauf, dass es den Eltern obliegt, altersgerechte Angebote auszuwählen und ein Zeitlimit zu setzen. Das gilt für Fernsehsendungen wie für Onlineseiten und Computerspiele. Gleichwohl rät Medienpädagogin Maya Götz zu der Frage nach dem Kinobesuch für Vorschulkinder, besondere Vorsicht walten zu lassen: "Das kann man nicht mit der Fernsehsituation in der vertrauten Wohnung vergleichen", sagt sie. "Vorschulkinder nehmen Dinge anders wahr als größere Kinder. Sie können zum Beispiel schon durch Töne, die ja im Kino durch diese Surround-Tonsysteme besonders intensiv wirken, geängstigt werden." Maya Götz plädiert dafür, einen Kinobesuch ganz besonders sensibel und altersgemäß zu planen.
*Name von der Redaktion geändert.

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Fernsehen: Gutes Fernsehen, schlechtes Fernsehen