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Erzählwerkstatt im Kindergarten

Das Erzählen ist fester Bestandteil menschlicher Kommunikation und leistet einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen und sozialen Entwicklung eines Kindes. Dieses Buch bietet praxisnahe Anregungen, wie Erzählen und Erzählungen in den Kita-Alltag eingebaut und so den Kindern nahe gebracht werden können.

 Coverausschnitt, © Cornelsen Scriptor

"Erzählwerkstatt Kindergarten" ist Teil der "Offensive Bildung". Die Ludwigshafener Initiative, zu der neben evangelischen und katholischen Trägerorganisationen auch das Wirtschaftsunternehmen BASF sowie mehrere Kindertagesstätten gehören, hat sich zum Ziel gesetzt, frühkindliche Bildung zu fördern. Seit 2008 steht die Initiative unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. Die besondere Bedeutung des Erzählens bringt die UNESCO auch an anderer Stelle zum Ausdruck: Nachdem die berühmten Geschichtenerzähler von dem Djemaa-el-Fna-Platz in Marrakesch in den letzten Jahren allmählich verschwanden, wurde dieser Kulturraum auf die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit gesetzt. Wie wichtig mündlich erzählte Geschichten für Kinder sind, zeigt das Buch "Erzählwerkstatt Kindergarten".

Warum Geschichten erzählen wichtig ist

Erzählen ist eine Grundform menschlicher Kommunikation

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit theoretischen Grundlagen zur "Bedeutung von Erzählen in der Entwicklung von Kindern". Gerhard Knecht, Renate Höfer und Florian Straus heben in ihrem Beitrag zunächst einmal hervor, dass das Erzählen eine Grundform menschlicher Kommunikation ist, bei der das Zuhören ebenso wichtig ist wie das mündliche Erzählen. So fördert die Fähigkeit konzentriert und aufmerksam einer Erzählung zuzuhören auch Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich. Zudem wird in dem Beitrag deutlich, dass zur kindlichen Identitätsentwicklung und zur Ausbildung einer starken Ich-Identität biografische Erzählungen von wesentlicher Bedeutung sind.

Nicht allein die Sprache wird gefördert

Eng verbunden mit mündlichen Erzählungen ist selbstverständlich auch die Sprachförderung. "Wo viel erzählt wird, wird viel gesprochen und der kreative Umgang mit Sprache geübt." (Seite 22) Dass auch Medienkompetenz, Fantasie und interkulturelles Lernen thematisiert werden, macht einmal mehr die vielfältigen positiven Einflüsse des Erzählens deutlich.

Erzählen hat unterschiedliche Bedeutungen

Stephanie Jentgens setzt sich in einem ihrer Beiträge mit den unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs "Erzählen" auseinander und beschäftigt sich mit dem Wechselspiel zwischen Erzähler, Zuhörer und Erzählung. Weiterhin erläutert sie die bislang zu wenig untersuchte Entwicklung der Erzählfähigkeit von Kindern. Dabei bezieht sie sich auf Studien von Johannes Merkel aus den sechziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Der letzte Unterpunkt im theoretischen Teil beschäftigt sich mit den Überschneidungen von Literacy-Erziehung und der Vermittlung von Erzählfähigkeiten.

Grundlagen und Techniken des Erzählens

Konkret und praxisnah

Den umfangreichen Praxisteil eröffnet der Herausgeber des Buches Thomas Hoffmeister-Höfener mit den Grundlagen und Techniken des mündlichen Erzählens. Konkret und praxisnah behandelt er folgende Themen:

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Wie muss eine Geschichte aufgebaut sein, damit sie den Zuhörerinnen und Zuhörern gefällt?

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Wie kann das Erzählen durch Körpersprache, Mimik und Gestik angemessen unterstützt werden?

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Wie soll die Interaktion mit dem Publikum gestaltet werden?

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Was ist beim Erzählen für Kinder besonders zu beachten?

Das "Handwerkszeug" des Erzählens

Anhand von sieben Schritten erläutert der Autor, der selbst Geschichtenerzähler ist, wie man zu einer eigenen freien Erzählung gelangt. Wer eine Geschichte hat, braucht jedoch noch mehr: Eine freundlich gestaltete Umgebung, verschiedene Materialien wie zum Beispiel eine Klangschale, eine Erzählkiste, einen Erzählstein oder vielleicht auch eine Erzählfigur - vor allem aber brauchen Kinder Erzählrituale, die sie vom Alltag in die Welt der Geschichten führen. Der Beitrag von Thomas Hoffmeister-Höfener bietet viele wertvolle Anregungen und Praxistipps für alle Geschichtenerzählerinnen und Geschichtenerzähler – egal ob mit oder ohne Erfahrung.

Aus der Praxis

Spannung und Entspannung

Auch alle weiteren Beiträge des zweiten Teils zeichnen sich durch konkrete, gut beschriebene Praxisberichte aus, die sich leicht im eigenen Arbeitsfeld umsetzen lassen - ob es um Geschichten aus aller Welt geht, Stegreifgeschichten, die Verknüpfung von Liedern und Geschichten oder Trommelgeschichten. Dazu gehören auch Ausführungen über die Grundprinzipien von Yoga in Verbindung mit dem Erzählen von Geschichten.

Erzählkultur in der Kita

Im letzten Punkt des Praxisteils erläutert der Herausgeber an konkreten Beispielen, was eine Erzählkultur in Kindertageseinrichtungen ausmacht. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen und das Erzählen sollte für alle selbstverständlicher Teil des Alltags sein. Ob dies gelingt, ist natürlich sehr stark von den jeweiligen Personen abhängig, also von den Einstellungen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Erzieherinnen und Erzieher. Das Buch aus der "Offensive Bildung" wird sicher eine positive Einstellung zum Erzählen fördern, vor allem aber macht es Lust darauf, Geschichten zu erzählen.

Kurzinformationen

TitelErzählwerkstatt im Kindergarten
AutorThomas Hoffmeister-Höfener (Hrsg.)
VerlagCornelson Scriptor
Erscheinungsjahr2009
ISBN978-3-589-24603-8
Preis17,95 EUR

Fazit

Das Buch "Erzählwerkstatt im Kindergarten" zeichnet sich sowohl im Theorie- wie auch im Praxisteil durch strukturierte, gut lesbare Beiträge aus. Dabei erfahren die Leserinnen und Leser aus unterschiedlichen Perspektiven die Bedeutung des Erzählens. Neben den fachlich fundierten theoretischen Grundlagen bietet der Praxisteil zahlreiche Tipps, Methoden und Materialien, die dazu motivieren, es selbst auszuprobieren: Geschichten erfinden und frei erzählen.

Über die Autorin

Doris Schalles-Öttl
ist Diplom-Pädagogin und Medienpädagogin. Sie arbeitet als Dozentin für Medienpädagogik an der Katholischen Fachakademie für Sozialpädagogik, München, und ist freiberuflich tätig, unter anderem für Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V.