"Wichtig ist, die Sprachen nicht zu vermischen"
Lernen, die Uhr zu lesen, Kochen, Aerobic und Musik: an einem typischen Tag in der Montessori International Daycare and Preschool in Bonn bekommen die Kinder viel gezeigt und beigebracht – und das auf Englisch.
Kinder lernen natürlich
Der internationale Montessori Kindergarten in Bonn ist 1985 von Concetta Beilharz gegründet worden und war in erster Linie für die Kinder von Diplomaten gedacht. Die gebürtige Italienerin betreute die Kinder damals noch bei sich zu Hause. Heute ist sie Direktorin der Montessori International Daycare and Preschool, die von Kindern unterschiedlicher Nationalitäten besucht wird. Gemäß der pädagogischen Methode von Maria Montessori haben die Kinder hier viel Raum, sich frei zu entfalten und erhalten gleichzeitig Anregungen, neue Dinge zu erlernen und auszuprobieren. "Nach Montessori werden alle Kinder intelligent geboren. Es liegt an uns, eine Umwelt zu schaffen, in der sich die Kinder wohl fühlen und natürlich lernen können", erklärt Beilharz.
Kinder können ihre Beschäftigung frei wählen
In den Kursen am Vormittag (circle time) lernen die Kinder, die Uhr zu lesen oder das Wetter zu beschreiben – auf Englisch. Dazu wird gesungen und Musik gehört. In den Räumen gibt es unterschiedliche Bereiche, in denen sich die Kinder frei beschäftigen können. Zu bestimmten Anlässen wie Ostern oder dem St. Patrick's Day am 17. März bieten die Erzieherinnen und Erzieher den Kindern an, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Dabei wird kein Kind zur Teilnahme überredet, vielmehr kann es sich seine Beschäftigung aussuchen. Aber, so sagt Concetta Beilharz, wenn die Erzieherinnen merken, dass sich ein Kind mit seiner Beschäftigung eher langweilt, bekommt es Anregungen, die es zur Teilnahme an den Kursen motiviert.
Kurse ausschließlich auf Englisch
In den Kursen - und solange sich die Kinder in den Innenräumen aufhalten - wird ausschließlich Englisch gesprochen, um die Kinder nicht zu verwirren. "Egal ob die Eltern Englisch oder Russisch oder Italienisch sprechen, die Kinder kommen hier mit dem Englischen sehr gut klar und lernen sehr schnell", so die Direktorin. Die ganz Kleinen, die gerade erst lernen zu sprechen, finden in der Montessori Daycare auch Erzieherinnen, die Deutsch mit ihnen reden. "Das ist wichtig, wenn die Kinder das erste Mal ihre Sprache testen sollen - sie merken, dass man sie versteht", erklärt Beilharz. Dennoch sei es gerade von Seiten der Eltern sehr wichtig, die Sprachen nicht zu mischen. "Wenn die Mutter beispielsweise Deutsch ist, sollte sie mit ihrem Kind auch Deutsch sprechen und nicht auf einmal mit Englisch anfangen, nur weil ihr Kind bei uns in den Kindergarten geht."
"Einmal in der Woche ist zu wenig"
So hat es auch Johanna Bockelmann-Doll gehalten. Sie entschied sich, nach ihrem Umzug nach Bonn, ihren jüngsten Sohn in den Montessori Kindergarten zu schicken. Ihr und ihrem Mann - beide deutsche Muttersprachler - waren eine frühe Spracherziehung sehr wichtig. Mit ihren beiden älteren Kindern ist sie zur französischen Früherziehung gegangen. "Das haben wir drei Jahre lange gemacht und hatten viel Spaß daran. Allerdings war das nur einmal wöchentlich und das ist eigentlich zu wenig. Beim dritten Kind bin ich auf die Idee gekommen, es anders zu machen", so Bockelmann-Doll. Ihr Sohn war damals zwei Jahre alt, zur Eingewöhnung hat sie ihn anfangs einmal die Woche in den Kindergarten gebracht, damit er sich an die Sprache gewöhnen konnte.
"Mein Sohn war ganz begeistert"
Die letzten zwei Jahre ist er dann täglich in den Kindergarten gegangen. "Anfangs war ich mir unsicher, wie er auf die Vollzeitbetreuung in englischer Sprache reagieren würde. Deshalb habe ich mit der Leiterin für den ersten Monat eine Testphase ausgemacht", erklärt Bockelmann-Doll. In dieser Zeit hat sie viel mit ihrem Sohn über seinen Aufenthalt im Kindergarten gesprochen. "Er war aber immer ganz begeistert und hat mir gesagt, dass er es dort schön findet." Dass der amerikanische Kindergarten eine festere Struktur hat als deutsche Kindergärten habe ihrem Sohn gut getan, so die Mutter: "Die Kinder hatten beispielsweise kleine Hefte und konnten 'Worksheets' bearbeiten."
Im Kindergarten wird Englisch, zu Hause Deutsch gesprochen
Zu Hause hat sie mit ihren Kindern Deutsch gesprochen, aber aus englischen Büchern vorgelesen oder englische CDs vorgespielt. Auch mit den Geschwistern, die ja mit Französisch begonnen haben, hat sich das gut vertragen. "Bedingt durch den Altersunterschied haben sie in der Schule gerade mit dem Englischunterricht angefangen, als mein Sohn in den amerikanischen Kindergarten ging. Wenn die Älteren dann Vokabeln gelernt haben und mein Jüngster konnte mithalten, war er total stolz. Das hat seine eigene Motivation sehr gestärkt", erzählt Bockelmann-Doll. Der tägliche Umgang mit einer fremden Sprache hat sich an vielen Stellen positiv bemerkbar gemacht: "Mein Sohn hat zum Beispiel jede Barriere verloren, mit Kindern aus anderen Ländern oder Kindern, die kein Deutsch sprechen, zu spielen. Im Urlaub hat er überhaupt kein Problem, Kinder anzusprechen. Da, wo andere vielleicht zurückhaltender sind, probiert er sein Englisch aus und versucht, Kontakt aufzunehmen."
Literaturempfehlungen
| Maria Montessori: Das kreative Kind. Der absorbierende Geist, Herder-Verlag 2007, ISBN: 9783451162770, 22 Euro. |
| Maria Montessori: Die Entdeckung des Kindes, Herder-Verlag 2007, ISBN: 9783451147951, 26,90 Euro. |
| Maria Montessori: The Secret of Childhood, Ballantine Books 1982, ISBN: 9780345305831, 5,99 Euro. |
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