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Wunsch nach interreligiöser Erziehung

Anna Bergmann wünscht sich eine interreligiöse Bildung im Kindergarten, denn ihre eigene Familie ist "interkulturell und interreligiös". Auch Sabine Kamp würde begrüßen, wenn ihre Kinder andere Religionen und deren Bräuche kennenlernen könnten.

Chance eröffnen, Religion kennen zu lernen

Für ihre beiden Kinder hat Sabine Kamp* bewusst eine konfessionelle Kita gesucht, weil ihr der Bezug zu Religion wichtig ist. "An erster Stelle stand bei der Entscheidung natürlich die Qualität der Einrichtung und der Erzieherinnen", erzählt sie. Aber sie habe sich für eine evangelische Kita entschieden, "weil ich evangelische Christin bin und mich der evangelischen Kirche verbunden fühle." Sie möchte, dass ihre Kinder eine religiöse Erziehung erhalten und die Chance haben, Religion kennen zu lernen. "Damit sie darauf zurückgreifen können, wenn es ihnen mal nicht gut geht oder sie das Gefühl haben, sie brauchen Religion in ihrem Leben", erklärt sie. Sie habe das auch so kennen gelernt und als positiv erlebt – auch wenn Religion durchaus ein kritisches Thema sei, worüber man streiten könne. "Wenn Kinder Religion erlebt haben und wissen, dass es etwas gibt, was sie tragen kann, dann sind sie später hoffentlich weniger anfällig für andere Gruppierungen, die Gemeinsamkeit und Seelenheil versprechen", sagt Sabine Kamp.

"Die Angst nimmt ab"

Die evangelische Kita in Berlin-Kreuzberg, die ihre Kinder besuchen, greift Religion vor allem anlässlich der Kirchenfeste auf – unter anderem werden dann auch Gottesdienste mit Eltern und Kindern gefeiert. Auch die Verabschiedung von Kindern, die die Kita verlassen, und die Begrüßung der neuen Kinder im Sommer finden im Rahmen eines kleinen Gottesdienstes statt. "Ich hätte durchaus gerne mehr religiöse Erziehung", so Sabine Kamp, "beispielsweise das Erzählen von biblischen Geschichten über die Geschichten zu den Feiertagen hinaus." Viele Geschichten – wie die vom verlorenen Sohn – seien ja auch gut mit Alltagsproblemen und Werteerziehung zu verbinden. Außerdem wünscht sie sich, dass auch die anderen in der Kita vertretenen Glaubensrichtungen thematisiert und deren Feste gefeiert würden: "Ich bin überzeugt davon, dass die Angst vor fremden Religionen abnimmt, wenn man darüber Bescheid weiß."

Interkulturelle und interreligiöse Familie

Der dreijährige Sohn von Anna Bergmann* geht in die gleiche Einrichtung. Eigentlich hätte sie eine konfessionslose Kita bevorzugt, "weil unsere Familie interkulturell und interreligiös ist", erklärt sie. Ihr Mann kommt aus dem Sudan und ist Moslem. "Doch wir haben damals keinen Platz in einer anderen Einrichtung bekommen und uns hat die evangelische Kita gut gefallen", so Anna Bergmann. Sie selbst ist in einer evangelischen Familie aufgewachsen, hat sich viel mit Religion beschäftigt und Islamwissenschaften studiert, ist aber nicht gläubig. Ihr Mann sei zwar kein praktizierender Moslem, "aber es gibt Sequenzen in seinem Leben, da taucht Religion auf, beispielsweise fastet er an Ramadan", erzählt sie.

"Keine Religion soll dominieren"

Manchmal sei es für sie schwierig, dass die religiösen Feste, die in der Kita gefeiert werden, oft mit Gottesdiensten in der Kirche verbunden sind: "Ich würde mich wohler fühlen, wenn das nicht in der Kirche stattfände, weil es für unsere Familie dann einfacher wäre. In der Kirche ist man immer wieder mit Leuten konfrontiert, die das sehr ernst nehmen und übereifrig sind", erzählt Anna Bergmann. Dabei geht es ihr nicht darum, dass Religion ausgespart bleiben solle: "Religiöse Inhalte sollen in der Kita vermittelt werden, aber ich will nicht, dass eine Seite dominiert", sagt sie. Deshalb würde auch sie es sehr begrüßen, wenn die Feste der anderen Religionen in der Kita aufgegriffen würden. "Zum Beispiel könnten jene Eltern, die einer nicht-christlichen Religion angehören, dann in den Kindergarten kommen und diese Feste vorstellen. Das sollte ich vielleicht mal anregen", überlegt sie.

 

* Namen von der Redaktion geändert.

 

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