Kinder erziehen, bilden und betreuen

Das Lehrbuch "Kinder erziehen, bilden und betreuen" versteht sich als umfassendes Nachschlagewerk zu allen Bereichen der Frühpädagogik. In dem Buch werden erstmals die Standards für die Ausbildung frühpädagogischen Fachpersonals aller Bundesländer gebündelt.

Über die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern wird in Fachkreisen rege diskutiert, hat sich doch in den letzten Jahren im Elementarbereich viel verändert: Aufgrund des größeren Bedarfs an Kleinkindbetreuung in Krippen werden dringend Erzieherinnen und Erzieher gebraucht. Es entstehen neue Fachschulen und Fachakademien sowie zahlreiche neue Studiengänge mit dem Schwerpunkt Frühkindliche Erziehung, denn durch die Einführung der Bildungs- und Erziehungspläne sind auch die Ansprüche an die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher gestiegen.

Neues Grundlagenbuch für Ausbildung und Studium

Das neue Lehrbuch "Kinder erziehen, bilden und betreuen" behandelt Grundlagen der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung und hat erstmals die gesamten Inhalte aller Bundesländer für Ausbildung und Studium zusammen getragen. Auf 729 Seiten vermitteln renommierte Autorinnen und Autoren übersichtlich in fünf Schwerpunkten Fachwissen.

Ausführliche Thematisierung der Grundlagen

Im ersten Teil geht es um die Grundlagen des Erzieherinnen- und Erzieherberufs. Dabei werden die Persönlichkeit und das Selbstverständnis von frühpädagogischen Fachkräften ebenso thematisiert wie berufliche Interessenvertretungen (Fachverbände, Berufsverbände, Gewerkschaften). Weiterhin beschäftigt sich dieses Kapitel mit Organisation und Management in sozialpädagogischen Einrichtungen, wobei unter anderem wichtige Teilbereiche wie Qualitätssicherung und Öffentlichkeitsarbeit angesprochen werden. Für alle pädagogisch Tätigen nicht unerheblich: Zu den Grundlagen gehören auch rechtliche Aspekte wie das Kinder- und Jugendhilfegesetz, Zivilrecht, Strafrecht und Arbeitsrecht. Der zweite Teil des Lehrbuchs beschreibt die Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe: Tageseinrichtungen für Kinder, offene Kinder- und Jugendarbeit, Hilfen zur Erziehung und Ganztagsgrundschulen.

Auffächerung der Fachdisziplinen der Erziehungswissenschaft

Der dritte Teil widmet sich den Disziplinen der Sozial- und Erziehungswissenschaften mit den Schwerpunkten Pädagogik, Soziologie und Psychologie. Hier können sich Studierende, aber auch Berufstätige einen Überblick über relevantes Fachwissen verschaffen. Die drei Fachgebiete werden anhand grundlegender Fachbegriffe wie zum Beispiel Theorien der Soziologie, Sozialisation, pädagogische Ansätze, Grundlagen pädagogischen Handelns, Theorien der Psychologie oder Entwicklungspsychologie erläutert.

Vorstellung der einzelnen Bildungsbereiche

Den umfangreichsten Teil des Lehrbuchs bildet das vierte Kapitel, in dem die Bildungsbereiche in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe detailliert vorgestellt werden. Die einzelnen Themenfelder reichen von Ästhetik und Kunst, Ethik, Religion und Philosophie, Literacy und Medien bis hin zu Gesundheit und orientieren sich an den Bildungs- und Erziehungsplänen der Länder. Die vorgestellten Bildungsbereiche sind wie folgt gegliedert: Theoretische Grundlagen, Bedeutung für Kinder und Jugendliche, Rolle von Erzieherinnen, Lernumgebung, Bildungsangebote, Beispiele für den pädagogischen Prozess.

Der Themenkomplex Heilpädagogik bleibt unterbelichtet

Zu guter Letzt geht es im fünften Teil unter der Überschrift "Besondere Situationen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe" um medizinische und psychologische Notfälle und Erkrankungen sowie Kindesmisshandlung. Als besondere Situation wird hier auch die Integration von Menschen mit Behinderung thematisiert. Diese Zuordnung wird dem Fach Heilpädagogik, das zumindest im Lehrplan der bayerischen Fachakademien den gleichen Stellenwert wie Pädagogik und Psychologie einnimmt und gemeinsam mit diesen Fächern Teil der Abschlussprüfung ist, allerdings nicht gerecht.

Gesamtschau der Ausbildungsinhalte aller Länder weist Lücken auf

Die Erstellung von Lehrplänen für Fachschulen und Fachakademien ist – wie in anderen Bildungsbereichen – Ländersache. So sind Curricula für die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung ebenso wie die in den letzten Jahren erstellten Bildungs- und Erziehungspläne recht unterschiedlich. Ein Lehrbuch mit dem Anspruch, die gesamten Inhalte aller Bundesländer für Ausbildung und Studium zu erfassen, kann dementsprechend nicht allen unterschiedlichen Schwerpunkten gerecht werden.

Kurzinformationen

Fazit

Das Lehrbuch "Kinder erziehen, bilden und betreuen" ist in erster Linie ein Nachschlagewerk, das fundiertes Grundlagenwissen bietet und eine Fülle an Fachinformationen bereit stellt. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis – insbesondere zu den unterschiedlichen Bildungsbereichen – ist ein besonderes Merkmal dieses Lehrbuchs. Übersichtliche Gestaltungselemente wie farblich hinterlegte Definitionen, hervor gehobene Schwerpunkte oder heraus gestellte Reflexionsfragen ermöglichen einen schnellen Zugang zu den unterschiedlichen Inhalten. Literaturhinweise und ein umfangreiches Register runden das empfehlenswerte Lehrbuch ab. Als kleiner Wermutstropfen sei allerdings noch das Titelbild erwähnt, auf dem ausschließlich Erzieherinnen abgebildet sind. Gerade ein neues Lehrbuch hätte hier zum Ausdruck bringen können: Dieser Beruf eignet sich auch für Männer.

Über die Autorin

Doris Schalles-Öttl ist Diplom-Pädagogin und Medienpädagogin. Sie arbeitet als Dozentin für Medienpädagogik an der Katholischen Fachakademie für Sozialpädagogik, München, und ist freiberuflich tätig, unter anderem für Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V.

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