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"Gleich viel, weniger oder mehr?"

Mathematik in der frühkindlichen Bildung wird von pädagogischen Fachkräften häufig noch als große Hürde empfunden. Die in diesem Praxisprojekt vorgestellten Ideen können ohne viel Aufwand und mit den in der Kindertagesstätte vorhandenen Materialien "spielend leicht" durchgeführt werden.

Viele pädagogische Fachkräfte sind eher unsicher, auf welche Art und Weise sie das Thema Mathematik altersgemäß aufgreifen können. Wie in allen Bildungsbereichen steht auch bei der Vermittlung mathematischer Zusammenhänge der ganzheitliche Ansatz im Vordergrund. Die Kinder erleben Mathematik in Alltagssituationen: Aus dem Gefühl für den eigenen Körper beispielsweise, wenn es darum geht, Gewichte zu vergleichen und erfahrbar zu machen.

Wie fühlt sich Mathematik an?

Mit Hilfe einer Balkenwaage, vielen Glasnuggets und einer Auswahl an Spielmaterialien, die im Gruppenraum einer Kindertagesstätte vorhanden sind, lässt sich das Thema Mathematik ganz leicht umsetzen. Als Einstimmung bietet sich folgende Übung an: Die Mädchen und Jungen stehen aufrecht und strecken ihre Arme seitlich aus, die Handflächen zeigen nach oben. Ein Gegenstand wird in die Handfläche gelegt. Das Kind wird das Gewicht des Gegenstandes spüren. Wird in die andere Handfläche der identische Gegenstand gelegt, kann ein Gleichgewicht wahrgenommen werden.

Projektziele

Die Kinder

•

nehmen durch ihre Handlungen Mengen wahr.

•

erfassen und vergleichen Gewichte in der Bedeutung "gleich viel - weniger - mehr"

•

erfahren, dass das Gewicht eines Gegenstands nicht notwendigerweise von dessen Größe abhängt.

Balkenwaage (BIBER); © Schulen ans Netz e. V.gemessene Gegenstände (BIBER); © Schulen ans Netz e. V.
    

Kurzinformationen zum Projekt

ThemaMathematisch-logisches Denken mit der Balkenwaage leicht gemacht!
Zielgruppe4 bis 6 Jahre
GruppengrößeKleingruppe von 6 bis 8 Kindern
MaterialienBalkenwaage, Glasnuggets, Spielmaterialien aus der Kindertagesstätte

Freies Experimentieren zum Einstieg

Zu Beginn steht das freie Spiel mit der Balkenwaage. Die Kinder experimentieren und erfahren dabei die Funktionsweise dieser Waage: Befüllen die Mädchen und Jungen eine Schale mit Material, beispielsweise mit Bauklötzchen, Spielzeugauto und/oder Murmeln, so senkt sich der Balken mit der Schale nach unten. Wird die zweite Schale befüllt, so beobachten sie, was passiert. Die Kinder erfahren, dass nicht die Größe eines Gegenstandes, sondern sein Gewicht die Balkenwaage bewegt: Ein kleinerer Gegenstand kann durchaus so viel oder auch mehr Gewicht haben als ein größerer und somit den größeren in seiner Schale nach oben befördern.

Durchführung

Die mathematische Einheit "Gewicht" - was bedeutet das?

Die Kinder untersuchen nun gemeinsam die Balkenwaage auf ihre Eigenschaften hin. Sie tauschen sich aus und berichten von ihren Erfahrungen, die sie bereits mit der Waage gemacht haben. Wird hier schon einmal das Wort "Gewicht" in den Mund genommen? Nun legt ein Kind einen Glasnugget in die Schale und der Balken der Waage senkt sich nach unten. Wird in die andere Schale ebenfalls ein Glasnugget gelegt, so ist der Balken wieder waagrecht. Die waagerechte Stellung des Balken zeigt das Gleich"gewicht" an (optische Fehlerkontrolle).

Wiegen ...

Ein Kind darf nun einen Gegenstand aus dem Gruppenraum aussuchen und in die Waagschale legen. Machen Sie die Kinder darauf aufmerksam, dass sie bei der Auswahl auf die Größe des Spielmaterials achten sollen, damit das Objekt in der Waagschale Platz findet. In die gegenüberliegende Schale füllen die Kinder nun so viele Glasnuggets ein, bis der Balken der Waage in der Horizontalen ist. Das Gleichgewicht ist hergestellt!

... und vergleichen

Den Inhalt beider Schalen legt das Kind auf den Tisch, die Menge der Glasnuggets wird gezählt und ist durch die optische Wahrnehmung auch ohne die Benennung durch Zahlen für die Kinder leicht erfassbar. Damit sich die Mädchen und Jungen auch später noch die unterschiedlichen Mengen der Glasnuggets und somit auch das Gewicht der Spielmaterialien vorstellen können, bleiben diese übersichtlich auf dem Tisch liegen. Da die Glasnuggets oftmals unterschiedliche Größen und somit unterschiedliche Gewichte haben, lässt sich das Gleichgewicht fein abstimmen. Es können somit viele Spielmaterialien aus der unmittelbaren Umgebung der Kinder auf ihr Gewicht hin untersucht werden. Die Kinder erfahren die mathematische Einheit "Gewicht" im Zusammenhang mit einer optischen Kontrolle.

... oder auch schätzen

Vor dem Auflegen auf die Waage werden die Mädchen und Jungen aufgefordert zu schätzen, wie viele Glasnuggets für das ausgewählte Spielmaterial benötigt werden könnten. Die Kinder sollen ihre vorangegangenen Erfahrungen anwenden, Vergleiche mit anderen Spielmaterialien anstellen und ihre Vermutungen äußern.

Weiterführende Spielideen für die Praxis

Wie viele Glasnuggets brauche ich für einen Tannenzapfen? Wie schwer ist mein Geburtstagsgeschenk? Passend zum Thema, welches gerade im Kindergarten behandelt wird, stellen die Kinder Vergleiche an und wiegen die Gegenstände. Oder anders herum gedacht: Gibt es auch Objekte, die so viel wiegen wie ein einzelner Glasnugget? Beziehungsweise weniger? Die Mädchen und Jungen gehen auf die Suche und testen aus, wie viel von dem ausgewählten Material in die Schale gelegt werden muss, damit die Balkenwaage wieder im Gleichgewicht ist.

Information zur Autorin

Iris Fock
ist ausgebildete Kindergartenpädagogin, lebt und arbeitet in Tirol. In ihrer 13-Jährigen Tätigkeit in einem Gemeindekindergarten hat sie viele Erfahrungen im Vorschulbereich sammeln können.