MyBricks - Lernbausteine Zahlen und Buchstaben

Mit "MyBricks Lernbausteine Großbuchstaben" und "MyBricks Lernbausteine Zahlen" können Kinder im Vorschulalter mobiles Lernen spielerisch erfahren.

Wer hat es nicht schon erlebt, dass multifunktionale Handys, sogenannte Smartphones, nicht nur für die Großen, sondern auch für die Kleinen besonders spannend sind? Inzwischen ist für viele Kinder die Bedienung eines Smartphones zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Münchener Verlag Terzio, bekannt für seine Kinder-Lernsoftware ("Versteckt-Entdeckt"), trägt diesem Umstand Rechnung. Mit den MyBricks-Versionen wurden Lern-Applikationen ("Apps") für Vorschulkinder auf den Markt gebracht, um den Gebrauch von Smartphones didaktisch nutzbar zu machen.

Inhalt und Aufbau

Das Profil anlegen

Die von Pädagoginnen und Pädagogen entwickelten Apps sind in puncto Menüführung, Spielmöglichkeiten und -aufbau nahezu identisch. Beide Apps bieten im Wesentlichen die Möglichkeit, Buchstaben oder Zahlen zusammenzusetzen, zu malen und zu schreiben. Zu Spielbeginn können die Kleinen ein eigenes Profil anlegen, um damit die jeweiligen Spielfortschritte abzuspeichern und jederzeit wieder abzurufen. Auch das Einsetzen eines Profilfotos ist möglich. Los geht es mit dem Spielen: Hier können die Kinder Zahlen beziehungsweise Buchstaben bauen, malen oder schreiben oder auch das Album aufrufen, in dem das Erreichte abgespeichert werden kann. In den beiden Basis-Apps ist allerdings nur das Bauen in der vollständigen Version zu spielen. Beim Malen und Schreiben sind lediglich zwei Zahlen beziehungsweise Buchstaben freigeschaltet: Eine Erweiterung kann gegen Aufpreis herunter geladen werden.

Erfolge werden belohnt

Für den Wiedererkennungseffekt beim Bauen nutzt Terzio seine bekannten "Lernbausteine", die beliebten Steckbausteine aus Noppen. So ist jeder Buchstabe des Alphabets beziehungsweise jede Zahl von 1-12 in drei Einzelsteine zerfallen, die wieder zusammengesetzt werden müssen. Orientieren kann man sich an einem vorgegebenen Baustein, an den die zwei entsprechend passenden Steine in der richtigen Reihenfolge gesetzt werden. Zur Auswahl stehen sechs Bausteine. Ein Stein, der an die falsche Position gesetzt wird, lässt sich nicht ablegen. Ist ein Baustein wieder zusammengesetzt, zeigt sich die komplette Zahl oder der Buchstabe und ein dazugehöriges Wort mit einem passenden Bild, das sich in eine kleine Animation verwandelt. Zudem erhält man für seinen Erfolg ein dickes Lob und die Zahl beziehungsweise der Buchstabe mit Wort wird vorgelesen. Lust auf ein neues Spiel? Einfach das iPhone oder den iPod schütteln und schon kann es weitergehen. Hat man alle 29 Buchstaben beziehungsweise die zwölf Zahlen richtig zusammengesetzt, gelangt man automatisch in das zweite Level, in dem die Kleinen ihre Zahlen- und Buchstabenkenntnisse erneut erproben können.

Menüführung und Gestaltung

Die beiden Applikationen weisen eine einfache Navigation und Menüführung auf, indem schlichte und für sich selbst sprechende Symbole eingesetzt werden. Dies ermöglicht einen schnellen Spielspaß, da die Navigation Kinder vor keine allzu große Schwierigkeiten stellen wird. Falls bestimmte Symbole unklar sein sollten, gelangt man über die Hilfefunktion auf die Verlags-Website. Dort findet sich eine Auflistung aller Symbole und ihrer Bedeutungen. Unterstützt wird die Navigation und Menüführung durch die Einbettung der Lernbausteine von Terzio, die manchen Kindern schon vertraut sein dürften. Auch die eingesetzten Farben sind kindgerecht gewählt.

Plattform

Beide MyBricks-Applikationen sind für iPhone, iPod touch und das iPad entwickelt. Versionen für anderweitige Tablet- oder Smartphone-Systeme wie Android, sind noch nicht vorhanden.

Einsatzmöglichkeiten in der Kita

Spielespass für zu Hause

Sicherlich sind die zwei Terzio-Applikationen geeignet, um ein Kind im Vorschulalter am Smartphone der Eltern zwischendurch Buchstaben und Zahlen üben zu lassen und sich an den integrierten Animationen zu erfreuen. Das Zusammensetzen von Buchstaben und Zahlen mit den bekannten Lernbausteinen ist anfänglich spannend und bringt Spaß. Zudem kann man dieses Prinzip aufnehmen, um zum Beispiel mit einer kleinen Gruppe von Vorschulkindern selbst Zahlen- und Buchstabensteine zu basteln. Die Noppenbausteine sind in der einen oder anderen Kiste in den Kitas oder auch zu Hause sicherlich zu finden. So wird das Bauen nicht nur virtuell erlebt und der Lerneffekt wird verstärkt. Im Großen und Ganzen bieten die Apps für den gezielten Einsatz im Kita-Bereich allerdings noch zu wenige Möglichkeiten.

Nachbesserungen nötig

Weitere Bau-Variationen sind bisher noch nicht vorhanden. Auch die zweite Schwierigkeitsstufe erscheint eher ideenlos: Die einzige Änderung besteht darin, dass die sechs zur Auswahl stehenden Steine sich sehr langsam am unteren Rand von rechts nach links bewegen und man den richtigen Moment abwarten muss, um den passenden Stein zu erwischen. Dies ist eher ermüdend, als dass ein weiterer Lerneffekt erzielt werden würde. Darüber hinaus sind die eingesetzten Animationen mit denjenigen im ersten Level identisch, was den Spielespaß abkühlen lässt. Gewiss stellt die nicht selbstverständliche Verfügbarkeit von iPhones, iPods oder gar iPads in Kitas die größte Hürde für den Kita-Einsatz der Applikationen dar.

Kurzinformationen

Fazit

Gute Ideen konsequenter verfolgen

Insgesamt erwecken die beiden MyBricks-Applikationen teilweise den Eindruck, dass sie voreilig fertiggestellt und zu wenig durchdacht auf den Markt gebracht wurden. So erschließt sich beispielsweise nicht, wieso beim prinzipiell gut durchdachten Buchstaben-Zusammensetzen, indem die Verknüpfung von Buchstabe, Anlaut, Wort und Illustration (Vogel) erfolgt, diese Herangehensweise bei wenigen Ausnahmen (TeddY) plötzlich aufgehoben wird. Auch das Schreiben von Zahlen und Buchstaben gestaltet sich als unlösbare Aufgabe an die laut Anbieter zu fördernde Feinmotorik. Folgt man mit dem Finger den vorgegeben Pfeilen, um die Zahl oder den Buchstaben korrekt zu schreiben, ertönt nach kurzer Zeit eine Stimme, um mitzuteilen, dass der Buchstabe nicht "ganz stimmt". Nach mehrmaligen Wiederholen und verschiedenen Versuchen, die allesamt den gleichen Software-Fehler erzeugen, verliert man schnell die Motivation. Hier zeigt sich wieder, dass die Umsetzung der guten Anfangsidee nicht ausgereift ist. Denn die Schreibversuche mittels Touchscreen ("Berührungsbildschirm") erzeugt bei den Kleinen eine Menge Spaß: Der beste Antrieb zum Lernen.

Die Terzio-Spiele sind ausbaufähig

Angesichts der guten Idee hinter den Apps ist es schade, dass an einigen Stellen nicht mehr Zeit in die Entwicklung investiert wurde. Mit einer größeren und ausgereiften Programmierung spielerischer Vielfalt wäre man den vorhandenen spannenden Ansätzen sicherlich gerecht geworden. So hätte man beispielsweise die für Vorschulkinder faszinierenden Animationen aufgreifen und in ein neue Bau-Spielvariation überführen können.

Kostenlose Lite-Versionen

Das Basis-App bietet nur jeweils zwei Buchstaben beziehungsweise Zahlen fürs Schreiben und Malen. Größeren Spielespaß erhält man erst durch kostenpflichtige Erweiterungen. Allerdings sind für beide Applikationen kostenlose Lite-Versionen erhältlich, die sich aufgrund der guten Ansätze lohnen anzuspielen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Denn mit mehr Zeit und Kreativität kann man sich sicherlich mehr aus der Idee und dem Terzio-Motto "Spielen ist begreifen" machen, um echten Spielspaß beim mobilen Lernen zu schaffen.

Informationen zur Autorin

Natascha Riebel ist diplomierte Medienwirtin mit Schwerpunkt Medienpädagogik.

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