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Natur & Umwelt

Inwiefern das frühkindliche Begreifen der Welt mit dem heutigen Verständnis naturwissenschaftlicher Forschung und ihrem Anspruch vereinbar ist und wie das Konzept "Naturwissenschaft im Kindergarten" in die Praxis umgesetzt werden kann, zeigt dieses Buch.

Buchcoverausschnitt; © Cornelsen Scriptor

Kinder erforschen ihre Umwelt naturgemäß jeden Tag. Kinder jedoch zu "kleinen Forschern" zu machen, indem man sie von Erwachsenen vorbereitete, "kindgerechte" Experimente durchführen lässt, ist nicht empfehlenswert. Statt sich der Natur in ihren Einzelphänomenen analytisch zu nähern, steht für die Autorinnen und Autoren des Buches der direkte Kontakt mit der Natur als Ganzem im Mittelpunkt. Kinder sind an Phänomenen interessiert, denen sie im Alltag begegnen, sie suchen Antworten auf Fragen, die ihre Lebenswelt betreffen. Ohne die Möglichkeit, Natur oder naturnahe Umgebungen eigenständig zu erleben, entwickeln sie in der Regel kaum Begeisterung dafür, Fragestellungen und Probleme in diesem Bereich produktiv zu lösen. Die Praxisberichte geben Anregungen für Erzieherinnen und Erzieher, sich gemeinsam mit den Kindern in die Natur oder nähere Umgebung zu begeben und unvoreingenommen wahr zu nehmen, zu erfahren und zu fragen.

Inhalt und Gestaltung

Alle Bände aus der Reihe "Bildungsjournal Frühe Kindheit" sind konzeptionell gleich aufgebaut und gestaltet. Der erste Teil bietet eine theoretische Einführung ins Thema. Der Bildungsbereich, hier "Naturwissenschaft im Kindergarten", wird vorgestellt und grundlegende Fragen werden geklärt. Es folgen didaktische und methodische Anregungen. Der Hauptteil des Heftes besteht aus Praxisberichten. Zu Beginn eines jeden Berichts informiert ein Textkasten über die Alterszielgruppe der Kinder, die räumlichen Voraussetzungen und die Materialien, die zur Durchführung benötigt werden. Ergänzt werden die Praxisberichte durch tabellarisch aufgelistete Angaben zu folgenden vier Bereichen:

Kompetenzen, die gefördert werden
Kooperationsmöglichkeiten mit den Eltern
Durchführung des Projekts in Stichpunkten
Reflexion und weitere Initiativen

Co-Autor Gerd E. Schäfer schließt jeden Bericht mit einem pädagogischen Kommentar ab. Durch geschickt gewählte Farbgebung fällt die Orientierung im Journal leicht. Die Texte sind reich bebildert und sehr anschaulich gestaltet. Am Ende einer jeden Praxisdarstellung gibt es Literaturtipps zur Vertiefung des Themas. Der dritte und letzte Teil des Buches, der Service-Bereich, enthält weiterführende Informationen, Medientipps, Adressen und Links.

Didaktik und Methoden naturwissenschaftlichen Forschens

Die Autorinnen und Autoren plädieren anhand der vielen Praxisbeispiele dafür, Kindern die Möglichkeiten zur reinen Entdeckung zu geben. Wie in den Anfängen der Naturforschung, als das Sammeln und Kategorisieren von Objekten einen hohen Stellenwert in der Wissenschaft hatte, so sammeln und ordnen Kindergartenkinder lebende oder leblose Objekte mit großem Interesse. Die Erziehenden übernehmen die Aufgabe, Raum für Erkundungen zu schaffen, offen zu sein für die Sichtweisen der Kinder, mit ihnen in einen Dialog zu treten und in einem ko-konstruktiven Prozess Fragestellungen zu entwickeln und Antworten zu finden.

Anregungen für die Praxis

Erfahrungsberichte

Die Praxisberichte sind durchweg individuelle Erfahrungsberichte aus dem Kita-Alltag mit Kindern im Alter von eins bis sechs Jahren. Die Inhalte orientieren sich jeweils am Entwicklungsstand der Jungen und Mädchen. In allen Berichten steht das gemeinsame Erleben und Lernen im Vordergrund: Kinder mit Kindern und Kinder mit Erziehenden. Bei den ganz Kleinen nimmt das ungestörte Erkunden einen großen Raum ein: Im Schneckenprojekt werden die Kinder selbst zur Schnecke, indem sie sie beobachten, fühlen, ihre Bewegungen nachahmen. Das Beispiel der Vorschulkinder zeigt: Wenn Kinder ausreichend Erfahrungen sammeln dürfen und die Erziehenden mit lockender Fragestellung an ihr Vorwissen anknüpfen, so können gemeinsam Experimente erarbeitet und der Schritt zum analytischen Denken vollzogen werden.

Gestaltung des Außengeländes

Der Praxisteil enthält neben den Erfahrungsberichten einen Beitrag, der zur Um- oder Neugestaltung des Kita - Außengeländes ermuntert und konkrete Vorschläge zur Umsetzung eines solchen Vorhabens liefert.

Kurzinformationen

TitelNatur & Umwelt,
aus der Reihe "Bildungsjournal Frühe Kindheit"
HerausgeberDiana Rosenfelder, Gerd E. Schäfer
VerlagCornelsen Scriptor
Erscheinungsjahr2010
ISBN978-3-589-24586-4
Preis14,95 €

Fazit

Die Selbstbildung von Kindern unterstützen

"Natur & Umwelt" ist ein empfehlenswertes Buch, ein Plädoyer für Ko-Konstruktion und partnerschaftliches Lernen. Es bietet die Möglichkeit, die Kernpunkte der empfohlenen Didaktik und Methodik schnell nachzuschlagen. Gleichzeitig lädt es ein, die Texte mit Ruhe zu lesen und die Praxisberichte gleichsam nachzuempfinden. Anschaulich und gut strukturiert schaffen die Inhalte eine gute Basis, das kindliche Erforschen der Natur zu begleiten und zu fördern.

Kein Ratgeber zum schnellen Durchblättern

Wer allerdings ausschließlich einen schnellen Praxis-Ratgeber zur Durchführung von Naturprojekten erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Es werden zahlreiche Anregungen gegeben, doch sind sie teilweise in den Texten verborgen und erschließen sich nicht beim schnellen Durchblättern. Vielmehr kommt es den Autorinnen und Autoren darauf an, Erziehende zu einer grundsätzlichen Haltung zum Thema zu führen und sie dafür zu sensibilisieren, wie diese zu einer neuen Kultur des Lernens führen kann.

Information zur Autorin

Susanne Düngelhoef
ist Diplombiologin. Sie arbeitet seit 2004 freiberuflich als Umweltpädagogin beim Zentrum für Umwelterziehung Bonn e.V. (ZUB) und als Museumsführerin im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig. In Einzelveranstaltungen und Ferienwochen betreut sie draußen wie drinnen Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter.