Das Portfolio im Kindergarten
Erzieherinnen und Erziehern, die mit der Portfolioarbeit in ihrer Einrichtung starten möchten, bieten die Inhalte der Broschüre eine gute, umfassende Grundlage. Anschaulich zeigt der beiliegende Film auf DVD Alltagsbeispiele aus der Kita.
Portfolios zeigen bedeutsame kindliche Bildungserfahrungen auf
Die Bildungswege eines Menschen beginnen mit der Geburt. Erste Erfahrungen werden zunächst vom Elternhaus geprägt. Mit dem Eintritt in außerfamiliäre Betreuungsformen wie beispielsweise Krippe, Betreuung durch Tagesmütter und -väter, Kindergarten, Schule und Vereine erweitert sich der Personenkreis nach und nach und vergrößert somit auch die Bildungserfahrungen eines Kindes. Portfolios eröffnen Wege für Gespräche und Reflexionen mit dem Kind und allen weiteren Beteiligten. Portfolios machen bewusst, worin und wie sich bedeutsame Bildungserfahrungen zeigen.
Zahlreiche Anregungen für die Arbeit mit Portfolios
Im ersten Teil des Buches führt Christa Preising - bekannt durch die nationale Qualitätsinitiative (QUASI) - in die Portfolioarbeit ein. Sie beschreibt, wie Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Kinder den Bildungsprozess gemeinsam gestalten und fortschreiben können. Dabei bilden Gespräche mit dem Kind über das Portfolio einen wichtigen Meilenstein. Das Heft gibt mit zahlreichen Beispielen Anstöße, wie ein Portfolio gestaltet werden kann. In einem Brief an das Kind und in Lerngeschichten können Erzieherinnen und Erzieher beispielsweise Interessen und Kompetenzen der Kinder schildern. Kopiervorlagen geben Anregungen wie Arbeiten der Kinder eingebunden werden können. Weitere Beispiele zeigen auf, wie Beobachtungen der Erzieherinnen und Erzieher festgehalten oder wie Entwicklungsgespräche mit Eltern aufgezeichnet werden können. Bilanz-Bögen geben den pädagogischen Fachkräften eine Hilfe zur besseren Einschätzung der Bildungswege. Sie dienen zur Selbstkontrolle und zeigen die Spannbreite der möglichen Angebote auf.
Schwerpunkt: Elternarbeit
Einer der Schwerpunkte der Veröffentlichung ist die Einbeziehung des Elternhauses in die Portfolioarbeit. Donata Elschenbroich - Autorin des Buchs "Das Weltwissen der Siebenjährigen" (siehe "Zusatzinfos" in der rechten Spalte) - setzt sich mit Eltern als Bildungspartnern auseinander. Dabei spricht sie der Familie eine Schlüsselfunktion bei der Gestaltung der Bildungswege der Kinder zu. Elschenbroich macht deutlich, wie maßgeblich die Lernhaltung eines Menschen durch die eigene Familie geprägt und der Bildungserfolg eines Menschen dadurch bestimmt wird.
Das Saarland geht neue Wege
Wenn Eltern in anderen Bundesländern auf freiwilliger Basis zur Mitarbeit motiviert werden, so geht das Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur des Saarlandes einen Schritt weiter: Eltern sollen dort künftig durch Elternhaus–Aufgaben beim Wissensaufbau ihrer Kinder verbindlich einbezogen werden. Es wird beschrieben, wie Eltern beispielsweise mit Hilfe einer so genannten "Weltwissen–Vitrine" aktiv in den Bildungsprozess ihrer Kinder einbezogen werden können. Im letzten Teil der Veröffentlichung finden sich Kopiervorlagen zu den Elternhaus-Aufgaben.
Vom Kindergarten zur Grundschule
Dem Portfolio wird an der Schnittstelle vom Kindergarten zur Grundschule eine besondere Bedeutung zugemessen. Die Veröffentlichung beinhaltet eine umfangreiche Angebotsliste, die die sieben Bildungsbereiche abdeckt. Diese Liste kann mit Kindern erarbeitet und entsprechend in das Portfolio aufgenommen werden.
Die DVD
Ergänzt wird das Heft durch eine beiliegende DVD. Der Film macht anhand von praktischen Alltagsbeispielen deutlich, wie die individuelle Bildungsgeschichte eines Kindes durch ein Portfolio vom Kindergarten bis zur Schule aufgebaut werden kann. Er ist sehr anschaulich gestaltet und unterstützt den theoretischen Inhalt des Heftes.
Kurzinformationen
Titel | "Das Portfolio im Kindergarten" - Ein Entwicklungstagebuch, geführt vom Kind und seinen Bildungsbegleitern, mit DVD-Video (57 Minuten) |
Autorinnen | Donata Elschenbroich, Christa Preising, Brigitte Gerhold, Marianne Krug, Miriam Tag |
Herausgeber | Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur des Saarlandes |
Verlag | verlag das netz |
Erscheinungsjahr | 2008 |
ISBN-Nummer | ISBN-10: 3937785965 ISBN-13: 9783937785967 |
Preis | 19,90 € |
Fazit
Zielgruppe eng gefasst
Die Veröffentlichung macht an einer eingegrenzten Zielgruppe den Prozess der Bildungsdokumentation deutlich. Der Schwerpunkt liegt auf der Gruppe der Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung. Dieser enge Fokus mag im Sinne eines gleitenden Übergangs vom Kindergarten zur Grundschule durchaus sinnvoll sein. Allerdings besteht die Stärke des Portfoliokonzepts darin, die gesamte Entwicklung des Kindes anschaulich zu dokumentieren. Deshalb wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Autorinnen und Autoren den Rahmen der Zielgruppe auf das erste bis zum 10. Lebensjahr gelegt hätten. Zudem wäre ein vollständiges Beispielportfolio hilfreich gewesen.
Alle Bildungsbegleiter werden mit einbezogen
Von diesen Kritikpunkten abgesehen bietet das Heft inklusive Film einen guten Einstieg für Erzieherinnen und Erzieher, die mit der Portfolio-Arbeit in ihrer Einrichtung beginnen möchten. Kurz und prägnant werden die wesentlichen Bestandteile zur Arbeit mit Portfolios beschrieben. Heft und Film zeigen mit Grundlageninformationen und praxisnahen Beispielen, wie die Arbeit mit Portfolios gelingen kann. Der Film regt zum Nachdenken an und unterstützt den Prozesswandel, der sich in den Kitas vollziehen soll. Ein weiterer Vorteil des Pakets liegt darin, dass die Erklärungen und Anwendungsbeispiele sich nicht nur auf den Kita-Einsatz beschränken, sondern für alle Bildungsbegleiter (Eltern, Großeltern et cetera) von Nutzen sind.
Information zur Autorin
| Christel Berschet ist Erzieherin und staatlich annerkannte Sozialfachwirtin, sowie Supervisorin. Sie leitet den Kindergarten "Tabaluga" in Usingen/Hessen. |