Pädagogik: Wie Kitas forschen - Praxisbeispiele von Montessori bis Reggio
Naturwissenschaftlich-technische Bildung in Kitas und Grundschulen hat viele Gesichter. Die neue Serie auf bibernetz.de stellt vor, wie in alternativ- pädagogischen Konzepten, in Montessori-Kitas, Waldkindergärten oder Reggio-Einrichtungen, Fragen aus Naturwissenschaft, Mathematik und Technik erforscht werden.
Naturphänomene bestaunen
Kinder sind von Natur aus Entdecker
Wieso fällt der Mond nicht auf die Erde, der Mensch nicht von der Erde, das Flugzeug nicht vom Himmel? Das Leben ist verblüffend und es gibt unglaublich viele Fragen: Kinder bestaunen und hinterfragen tagtäglich naturwissen- schaftliche Phänomene. Sie sind bestrebt, nachzuforschen und herauszufinden, "warum das so ist" oder "wie etwas funktioniert". Das zeigt sich nicht zuletzt an der Beliebtheit von Fernsehsendungen wie "Die Sendung mit der Maus", "Wissen macht Ah" oder "Willi wills wissen".
Mit Veröffentlichung der ersten PISA-Studie (2001) und der Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie in Grundschulen (TIMSS, 2007) ist hierzulande die Rolle von naturwissenschaftlich-technischer Bildung in Kitas und Grundschulen in den Fokus der Bildungsdebatte gerückt. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass in der frühen Kindheit die entscheidenden Grundlagen für den weiteren Bildungsweg gelegt werden. Deshalb sollen Neugier und Wissendurst von Anfang an gefördert, Begabungen erkannt und unterstützt werden. Im Zuge dieser Debatte haben alle 16 Bundesländer Bildungspläne für die Elementarstufe entwickelt, in denen Mathematik, Naturwissenschaften und Technik als eigener Bildungsbereich aufgeführt sind.
Bildungsinitiative will für Naturwissenschaften und Technik begeistern
Dem Ziel, den Forschergeist von Mädchen und Jungen im Kita- und Grundschulalter zu wecken, hat sich auch die 2006 ins Leben gerufene Stiftung "Haus der kleinen Forscher", Trägerin von bibernetz.de, verschrieben. Partner dieser Bildungsinitiative sind die Helmholtz-Gemeinschaft, die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung, die Deutsche Telekom Stiftung und die Autostadt GmbH. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" bietet Fortbildungen und Materialien für pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kitas und Grundschulen an, um diese dabei zu unterstützen, mit Mädchen und Jungen die Phänomene der Welt zu entdecken und zu erforschen. So wird die Begegnung mit Naturwissenschaften, Technik und Mathematik zum festen Bestandteil im Alltag der Kinder.
Forschen und Lernen als Teamleistung
Kinder sind aktive Gestalter ihres Wissens: Sie machen eigene Beobachtungen, entwickeln Ideen und sprechen über sie, interpretieren die Welt und teilen ihr Verständnis von den Dingen mit anderen Kindern und Erwachsenen. Dabei gehen sie vor wie echte Naturwissenschaftler: Sie hinterfragen ein Phänomen, das ihnen unerklärlich scheint, stellen gemeinsam Vermutungen an, warum etwas "so ist" und überprüfen ihre Hypothesen anhand von Experimenten. So hat die Stiftung auch nicht zum Ziel, dass Mädchen und Jungen möglichst viel (naturwissenschaftliches) Wissen anhäufen und dieses auf Abruf wiedergeben können. Stattdessen werden in erster Linie Neugier, Entdecker- und Lernfreude gefördert und die Kinder angeregt, Dinge zu hinterfragen. Sie lernen, Probleme gemeinsam mit anderen zu lösen und dass es nicht unbedingt nur eine richtige Antwort gibt. Jedes Kind baut dabei sein eigenes Wissen über die Welt auf. Dies geschieht im Austausch mit anderen, wobei das Wissen nicht einfach eins zu eins von einer Person auf eine andere übertragen werden kann. Lernen ist immer auch ein sozialer Vorgang, der im gemeinsamen Handeln und Reden geschieht. Sich z. B. gemeinsam einer Frage zu widmen und nach Antworten zu suchen, festigt die Lernprozesse der Mädchen und Jungen. Das Wissen wird also von Kindern und ihren Bezugspersonen zusammen "konstruiert". Mehr über die pädagogisch-didaktische Grundlage der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" finden Sie unter Pädagogischer Ansatz.
Forschen in Einrichtungen mit alternativpädagogischen Ansätzen
Neue Reihe auf bibernetz.de
Kinder als Entdeckerinnen und Entdecker zu begreifen und in den Mittelpunkt des Lernprozesses zu stellen, ihre Fragen aufzugreifen und sie bei der Suche nach Antworten zu unterstützen und zu begleiten – diese Grundideen finden sich auch in vielen alternativpädagogischen Ansätzen. So lautet der Leitsatz der Montessori-Pädagogik etwa: "Hilf mir, es selbst zu tun." Deren Kern ist es, die natürliche Lernfreude zu fördern, indem die Mädchen und Jungen mitbestimmen, was sie lernen wollen, und Lernen sinnlich gestaltet wird. Die Pädagoginnen und Pädagogen stellen sich auf Bedürfnisse und Tempo des Kindes ein und stehen beratend zur Seite. Auch in der Reggio-Pädagogik wird das Kind als Konstrukteur seiner Entwicklung, seines Wissens und Könnens betrachtet. Es ist, so der wohl wichtigste Vertreter der Reggio-Pädagogik, Loris Malaguzzi, ein "eifrige Forscher", der seine Umwelt verstehen und in eine Beziehung zu sich bringen will. Diesen Forscherimpuls sollen Pädagoginnen und Pädagogen aufgreifen und mit Hilfestellungen begleiten.
Lernen Sie verschiedene Einrichtungen kennen
In den nächsten Wochen stellt bibernetz.de verschiedene Einrichtungen mit alternativpädagogischen Ansätzen vor – mit Fokus darauf, wie in den entsprechenden Einrichtungen naturwissenschaftliche Phänomene und Fragen erforscht werden. Wie gestalten beispielsweise eine Montessori-Kita, ein Waldkindergarten oder eine Reggio-Einrichtung naturwissenschaftlich-technische Bildung? Gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, Methoden und Themen? Außerdem werden die Forscherideen und Experimente aus den verschiedenen pädagogischen Einrichtungen beschrieben. Den Auftakt macht das Montessori-Kinderhaus Farwickpark in Aachen …
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