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Forschen in Hort und Grundschule: Freiarbeit ist Forscherzeit

Alle Kinder der Montessori-Grundschule Plauen besuchen nachmittags den schuleigenen Hort. Dort haben sie schon seit Jahren die Möglichkeit, gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften Phänomene wie Sonnenbrand oder Schneeschmelze zu untersuchen. Jetzt soll die naturwissenschaftlich-technische Bildung noch stärker mit der Freiarbeit im regulären Schulunterricht verknüpft werden.

Forschertag: Eine Schule wird zum Labor

Lernen an Stationen

Wenn in der Montessori-Grundschule in Plauen ein Forschertag ansteht, verwandelt sich das komplette Schulgelände in ein Forscherlabor. Die Lehrkräfte, Erzieherinnen, Erzieher und Eltern bereiten im Vorfeld Forscherfragen vor und bauen dann in allen Klassenräumen und auch im Garten verschiedene Stationen auf, an denen die Kinder die naturwissenschaftlichen und technischen Phänomene erkunden können. "Wie kann man Luft messen?", lautet so ein Forscherauftrag zum Beispiel, der die Kinder zum Grübeln bringen soll: Was ist Luft überhaupt? Kann man sie messen? Und wie könnte man ein Messgerät dafür konstruieren? An einer Station können die Kinder ein Feuer beobachten und dabei herausfinden, wann die Glut zu knistern beginnt und wie verschiedene Materialien brennen.

Fühlen auf dem Sinnes-Parcours

Eine Mutter verteilt Sonnencreme, Sonnenbrillen und Sonnenschirmen und demonstriert, welche Wirkung die Sonne auf die Augen, die Haut und den Körper haben kann. Dazu wird gerätselt, wie viel Süßwasser es auf unserer Erde gibt. Und auf einem Sinnes-Parcours können die Kinder mit verschiedenen Bodenarten experimentieren. An jeder Station bekommen sie einen Stempel in ihren kleinen Forscherpass und können sich im Anschluss ein Forscherdiplom aushändigen lassen.

Bastler oder Beobachter: Für jeden ist etwas dabei

"Die Kinder nehmen mit Begeisterung an den Forschertagen teil. Und sie sind ganz verrückt nach dem Forscherpass", sagt Sylvia Faerber, die die Schule leitet und auch als Trainerin für die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" tätig ist. Zusätzlich zum bundesweiten "Tag der kleinen Forscher", der einmal jährlich von der Stiftung organisiert wird, legt die Schule deshalb zu Beginn jeden Schuljahres weitere Projekttage fest, die in den Ferien oder an Nachmittagen stattfinden. Die 9-jährige Alena und die 10-jährige Paula finden das super: "Wir haben einmal auf einer Pappe mit geknüddelten Zeitungen eine Landschaft gebaut und da dann den Wasserkreislauf eingezeichnet. Da konnte man sehen, dass das Wasser aus einer Quelle entspringt, dann zu einem kleinen Bach, zu einem Fluss und am Ende zu einem Strom wird, der irgendwann ins Meer fließt", erzählt Alena, die gerne bastelt. Und Paula war besonders begeistert vom Trockeneis-Experiment: "Wir haben verschiedene Flüssigkeiten wie normales Wasser oder Spülmittel auf Trockeneis gegeben. Das hat sich gar nicht wie normales Eis angefühlt, sondern eher so, als hätte man einen Stein in der Hand. Und auf die Flüssigkeiten hat das Trockeneis ganz unterschiedlich reagiert, zum Beispiel hat es einmal gesprudelt."

Flugzeuglärm oder Schneeschmelze: alltägliche Experimente

Lernschritte selbst bestimmen

Aber auch alltägliche Begegnungen mit naturwissenschaftlichen und technischen Phänomenen greifen die Pädagogen auf. "Wir sind neulich aus dem Schulgebäude rausgegangen und haben einfach nur darauf geachtet, welche Geräusche wir hören. Da gab es eine Baustelle, einen bellenden Hund, den Wind, Flugzeuge und auch eine Frau, die geniest hat", erinnert sich der 10-jährige Lennard Theodor, der das Erlebnis "schön" und "entspannend" fand. Und die Hortpädagogin Lydia Reißig erzählt: "Im Winter hatten einige Kinder immer Schneekugeln im Fell ihrer Schuhe hängen und es kam die Frage auf, wie lange es wohl dauert, bis der Schnee schmilzt. Dann haben wir in der Gruppe Vermutungen aufgestellt und begonnen mit dem Schnee zu experimentieren". Der Schnee wurde in Luftballons und Schüsseln gefüllt, draußen, drinnen und im Kühlschrank aufbewahrt, immer wieder fotografiert und beim Schmelzen beobachtet.

Steckbrief:
Die Montessori-Grundschule in Plauen besteht seit August 2001 und bietet mit ihrem schuleigenen Hort eine Ganztagesbetreuung für alle Kinder. Heute lernen hier insgesamt 189 Kinder in acht Klassen. In jeder Klasse arbeiten je eine Lehrkraft und eine pädagogische Fachkraft zusammen. Nachmittags finden verschiedene Kreativangebote statt, in denen die Kinder auch klassenübergreifend arbeiten. Die Schule gehört zum "Haus der kleinen Forscher"-Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Chemnitz. Ausführliche Informationen zum Tagesablauf und zur Konzeption gibt es auf der Internetseite der Schule.

Lydia Reißig hat die Erfahrung gemacht, dass die Kinder auch gerne Bilder zu solchen Projekten malen, die sie dann in ihren Portfolio-Hefter legen. Und doch geht es den Fachkräften nicht darum, dass die Kinder bestimmte fachliche Ergebnisse erreichen sollen: "Unser methodischer Ansatz ist durch die Montessori-Pädagogik geprägt. Dabei heißt es immer: ‚Der Weg ist das Ziel'". Und Faerber ergänzt: "Nicht nur, wenn es um die naturwissenschaftlich-technische Bildung geht, arbeiten wir nach dem Prinzip der Ko-Konstruktion. Ob Tanzen oder Fußballspielen, Kinderparlament oder Faschingsveranstaltung – alle Aktivitäten im Hortalltag bieten den Kindern dabei vielfältige Möglichkeiten, ihre sprachlichen, motorischen, musikalischen, sozialen Kompetenzen zu erweitern. Die einzelnen Lernschritte bestimmen die Kinder dabei selbst."

Eigenständiges Experimentieren im Hort und auch im Unterricht

Sylvia Faerber möchte die naturwissenschaftlich-technische Arbeit, die bisher vor allem im Hort stattfand, in Zukunft noch weiter in den Unterricht tragen. Dafür wurde jetzt ein neuer Forscherraum mit Regalen und Schränken eingerichtet, in denen die Kinder unterschiedlichste Materialien zu Themen wie Magnetismus, Luft oder Wasser finden – von Magneten über Messbecher, Schläuche, Strohhalme, Plastikflaschen und Kisten bis hin zu Lebensmittelfarben. "Als Montessori-Schule legen wir viel Wert auf Freiarbeit, es wird mit Wochen- und Monatsplänen gearbeitet", erklärt Faerber. "Die Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher erarbeiten gerade gemeinsam Forscheraufträge, die die Kinder dann während der Unterrichtszeit, aber auch nachmittags im Hort erfüllen können." Je nach Auftrag können die Kinder dann den Forscherraum nutzen oder auch nach draußen gehen. Beim Forschen stehen ihnen in der Unterrichtszeit die Lehrkräfte und in der Hortzeit die Erzieherinnen und Erzieher als Lernbegleiter zur Seite.

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Wie Kitas forschen: Praxisbeispiele von Montessori bis Reggio
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