Empfehlungen der Studie
Neben der Auffassung, Medienerziehung beschränke sich auf den bloßen Einsatz von Medien, können sich manche Erzieherinnen und Erzieher Medienerziehung nur in Form von aufwändigen Projekten vorstellen.
Anspruchsniveau an medienerzieherisches Handeln
Andere sind mit dem, was sie an Medienerziehung machen zufrieden, da sie diesbezüglich ein niedriges Anspruchsniveau haben und der Meinung sind, die Verantwortung für Medienerziehung liege vorrangig bei den Eltern. Auch hat ein bedenklich großer Teil der Erzieherinnen und Erzieher nur eine vage Vorstellung davon, welche Ziele mit Medienerziehung zu verbinden sind. Aus diesen Gründen ist es nicht weiter verwunderlich, dass ein Großteil der Erzieherinnen und Erzieher kein Konzept zur konkreten Umsetzung hat. An einer Auseinandersetzung mit medienpädagogisch relevanten Themen sowie an Fortbildungsangeboten oder Informationsmaterialien sind diese Erzieherinnen und Erzieher deutlich weniger interessiert. Deshalb ist die theoretische Basis für ein engagiertes und erfolgreiches medienerzieherisches Handeln in den Kindergärten in vielen Fällen nach wie vor nicht gegeben.
Praxis der Medienerziehung und medienpädagogischen Elternarbeit
Seit 1997 hat sich die Ausstattung mit Mediengeräten in den Kindergärten verbessert, auch werden die Geräte häufiger genutzt. Die Nutzung hat in der Regel jedoch nur wenig mit Medienerziehung zu tun, sondern dient zumeist anderen Zwecken und Zielen. Die Forscherinnen und Forscher stellen fest, dass Erzieherinnen und Erzieher die Kinder von sich aus eher selten dazu anregen, etwas über ihre Medienerlebnisse zu erzählen oder ihre Medien-Lieblingsfiguren beim Malen oder Basteln als Thema zu nehmen. Da viele Erzieherinnen und Erzieher noch immer davon ausgehen, dass sich Medienerziehung nur über aufwändige Maßnahmen realisieren lässt, besteht die Möglichkeit, dass in manchen Kindergärten vielleicht eine umfassendere Medienerziehung stattfindet als sich Erzieherinnen und Erziehern selbst bewusst sind. Insgesamt unterteilen die Forscher die Erzieherinnen und Erzieher in vier Gruppen: Erzieherinnen und Erzieher, die
| medienpädagogisch kaum oder gar nicht aktiv sind (30 Prozent) |
| eine geringfügig engagierte Medienerziehung betreiben (25 Prozent) |
| ein moderates medienpädagogisches Engagement zeigen (25 Prozent) |
| eine Medienerziehung praktizieren, die sich als zumindest einigermaßen umfangreich bezeichnen lässt (20 Prozent) |
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Insgesamt belegt die Studie, dass es einer überwiegenden Anzahl von Erzieherinnen und Erziehern an einer klaren Vorstellung darüber mangelt, was genau Medienerziehung ist, welche Ziele mit diesem Bereich zu verbinden sind und weshalb Medienerziehung wichtig ist. Darüber, dass eine Umsetzung auch ohne aufwändige Maßnahmen möglich ist, sind sich viele Erzieherinnen und Erzieher nicht im Klaren. Nur eine kleine Minderheit setzt sich umfassend mit Fragen der Medienerziehung auseinander. Die Forscherinnen und Forscher fordern daher, in der Ausbildung ein klares Konzept für Medienerziehung zu vermitteln.
Medienerziehung als eigenständiger Ausbildungsbereich
Wenn von Seiten der Bildungspolitik eine bereits im Kindergarten beginnende Förderung von Medienkompetenz für notwendig erachtet wird, dann muss die Ausbildung für die Arbeit im Kindergarten darauf abgestimmt sein. Medienerziehung sollte als Fach oder eigenständiger Ausbildungsbereich wieder eingeführt werden. Auf Seiten der für medienpädagogische Inhalte verantwortlichen Lehrkräfte in der Ausbildung bedarf es dazu einer fundierten Qualifikation. Die Forscherinnen und Forscher fordern, die Förderung von Medienkompetenz explizit in die "Bildungsvereinbarung NRW" aufzunehmen und in gleicher Weise mit Umsetzungsvorschlägen zu versehen, wie dies bei den übrigen Bildungsbereichen der Fall ist. Abschließend ziehen sie eine Bereitstellung von Beratungskräften für Kindergärten und Kindertageseinrichtungen in Betracht, die neben unterstützenden Tätigkeiten auch eine Weiterbildungs- und Steuerungsfunktion übernehmen könnten.
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