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Kinderärzte verteilen Bücher an Babys

Im Sommer 2008 hat die bundesweite Kampagne "Lesestart - Die Leseinitiative für Deutschland" begonnen. Die Idee dafür kommt aus England, wo "Bookstart" seit 15 Jahren erfolgreich läuft.

Neue Leseinitiative geht an den Start

Der Geschäftsführer der Stiftung Lesen, Heinrich Kreibich, erläutert im Interview, wie das Projekt in Deutschland umgesetzt wird: Kinderärztinnen und –ärzte verteilen bei der U6 erste Bilderbücher. Kreibich, Jahrgang 1951, Diplom-Pädagoge, studierte Erziehungswissenschaft an der Hochschule der Bundeswehr München und war Lehrbeauftragter an der Universität Mainz.

Interview

Frage: Auf welche wissenschaftlichen Erkenntnisse können Sie sich stützen? Gibt es Studien darüber, dass Kinder, die sehr früh mit Büchern in Berührung kommen, später über eine hohe Lesekompetenz verfügen?

Heinrich Kreibich: In England gibt es dazu Studien, bei uns nicht. Es gibt erste Schritte in dieser Richtung in Sachsen, wo ein Flächenversuch läuft. Dort ist eine projektbegleitende Evaluation vorgesehen, so dass wir sehen werden, wie sich die "Lesestart-Babys" innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre entwickeln werden. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass wir über die Aktion die Eltern und deren Aufmerksamkeit gewinnen wollen. Schließlich geht es darum, die 30 Prozent der Familien zu erreichen und auf die Entwicklung ihrer Kinder aufmerksam zu machen, die nie ein Buch lesen. Wir hoffen darauf, dass die Beratungen beim Kinderarzt einen ähnlichen Effekt haben, wie die Arbeit der Sozialarbeiter in England, die in die Familien gehen.

Frage: Die Bereitstellung von Büchern ist die eine Seite. Wie kann es auf der anderen Seite gelingen, dass Eltern dieses Angebot tatsächlich nutzen und mit ihren Babys Bücher betrachten, fühlen, schmecken ...?

Heinrich Kreibich: Hier können wir nur hoffen, dass die Erfahrungen, die es in England gibt, bei uns ebenfalls zutreffen. Offenbar sind Eltern einfach nur erfreut, wenn sie so etwas geschenkt bekommen. Bei uns gibt es positive Erfahrungen im Rahmen des Modellversuchs in Heidelberg, den wir zusammen mit der Lautenschläger-Stiftung machen. Dort bekommen Mütter direkt nach der Geburt ihres Kindes ein Lesestartset. Zu diesem Zeitpunkt herrscht bei den Müttern eine ganz andere Aufmerksamkeit für ihr Baby, auch bei den Müttern, bei denen zu Hause keine Bücher stehen und die auch nie welche kaufen würden. Die Effekte muss man jetzt erst einmal abwarten.

 

Das Interview führte Dr. Ursula Münch. Das Gespräch wurde in gekürzter Fassung übernommen von der Internetseite "Lesen in Deutschland - Eine Initiative von Bund und Ländern zur außerschulischen Leseförderung".

 

Literaturtipps zum Thema

•

Lesemotivation und Leseförderung in Familie und Kindergarten

von Heinrich Kreibich, in: Lehren und Lernen 18 (1992) 1, S. 17 - 29.

•

Spaß am Lesen. Leseförderung in der Mediengesellschaft

von Bettina Mähler und Heinrich Kreibich, Velber Verlag 2003.

•

Leseförderung und Diversität

von Heinrich Kreibich und Stefan Aufenanger (Hrsg.), Schriftenreihe der Stiftung Lesen Bd 1, 2007.

•

Bücherwürmer und Leseratten. Wie Kinder Spaß am Lesen finden

von Bettina Mähler und Heinrich Kreibich, Rowohlt 1994.

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"Kinder entwickeln ihre eigenen Bilder"
Kirsten Boie rät den Eltern möglichst frühzeitig ihren Kindern Erfahrungen mit Büchern zu ermöglichen.

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