MGH: Vielfältige Begegnung und Unterstützung
Krabbelgruppe, Kita, Hausaufgabenbetreuung und Berufsorientierung, Erziehungsberatung, Existenzgründungskurse für Frauen, Familienrestaurant und Freizeitangebote für alle Generationen – das alles beherbergt das Mehrgenerationenhaus (MGH) im Frankfurter Gallus-Viertel unter seinem Dach.
Mit Angeboten früh ansetzen
Kinderbetreuung ist eines der zentralen Handlungsfelder der Mehrgenerationenhäuser und das Frankfurter Haus "Kinder im Zentrum Gallus" betreibt seit 2008 eine Kita. Fast 90 Kinder in der breiten Altersspanne von drei Monaten bis 12 Jahren werden in zwei Krippen-, drei Kindergartengruppen und einer Hortgruppe betreut. "Wir hatten schon lange den Wunsch, Kinderbetreuung anzubieten, auch weil wir dann näher dran sind an den Familien und mit unseren Angeboten früher ansetzen können", beschreibt Ursula Werder, Leiterin des Mehrgenerationenhauses. Schwerpunkt der Einrichtung ist die musikalische Früherziehung. Mehrere Musikpädagoginnen und -pädagogen arbeiten in der Einrichtung und es gibt eine Kooperation mit der benachbarten Musikschule. "Musik ist sprachfrei und macht Spaß, deshalb haben alle einen Zugang dazu. Und Musik fördert alle Persönlichkeitsbereiche: das Selbstwahrnehmung, das Gedächtnis, die räumliche Wahrnehmung", erläutert Werder. Eine der Kita-Gruppen ist zudem bilingual ausgerichtet: Eine Fachkraft spricht ausschließlich arabisch mit den Kindern, die anderen ausschließlich deutsch.
Alltägliche Begegnungen zwischen Kindern und Älteren
Bisher beschränkt sich der regelmäßige, institutionalisierte generationenübergreifende Kontakt zwischen Kita-Kindern und älteren Menschen noch auf das gemeinsame Mittagessen im Familienrestaurant des Hauses. "So etwas wie Vorleseomas und –opas in den Kita-Gruppen haben wir noch nicht, aber wir wollen die Kontakte entsprechend ausweiten", sagt Werder. Doch schon heute gebe es deutlich mehr Begegnungsanlässe zwischen Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen als in einer üblichen Kinderbetreuungseinrichtung: "Schließlich sind bei uns alle Räume und Aktivitäten in einem Haus." Außerdem betreibt das Mehrgenerationenhaus auch Förderprogramme für Arbeitslose: "Und in welcher Kita können die Kinder Schreinern oder Elektrikern beim Werkeln zusehen?" Der generationenübergreifende Ansatz sei nicht nur für die Kinder und Besucher des Hauses sehr wertvoll, sondern auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Als Mehrgenerationenhaus stark weiterentwickelt
Hervorgegangen ist das Frankfurter Mehrgenerationenhaus aus einer Migrantenselbstorganisation: Eltern mit türkischem und spanischen Migrationshintergrund gründeten 1975 den "Verein für ausländische Kinder e.V.". Über viele Jahre war der Schwerpunkt die offene Kinder- und Jugendarbeit, vor allem Schulkinder bis 16 Jahre wurden nachmittags betreut und in ihrer schulischen Entwicklung unterstützt. "Ende der 1990er hat der Verein aber gemerkt, dass mit diesem Ansatz die Ziele nicht erreicht wurden. Die Migrantenkinder hatten auch nach zwanzig Jahren Vereinsarbeit keinen wirklichen Anteil am Bildungserfolg", berichtet Ursula Werder. Deshalb beschloss man, sich für alle Kinder und Familien im Stadtteil zu öffnen – für Deutsche und Migranten, für Lernschwächere und Leistungsstarke, für Junge und Ältere –, um mehr Vielfalt und Unterstützung untereinander zu erreichen. Und man wollte nicht mehr nur individuell arbeiten, sondern im Stadtteil strukturell etwas verändern. Der Verein schaltete sich in Stadtentwicklungsplanungen ein und suchte die Zusammenarbeit mit Schulen. "Außerdem waren viele Gründungsmitglieder inzwischen Großeltern geworden. Dadurch rückte der Generationenansatz in den Blickpunkt", erklärt Werder. Einzelne Projekte mit diesem Fokus hatten schon früher stattgefunden, beispielsweise ein Mentoring-Projekt für Jugendliche in der Berufsorientierungsphase oder ein Projekt zur Migrationsgeschichte, für das die Kinder ihre Eltern und Großeltern befragt haben. Die Ausschreibung des Bundesfamilienministeriums zum Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser 2006 kam da wie gerufen. "Dass wir den Zuschlag bekommen haben, hat uns großen Auftrieb gegeben. Seitdem haben wir uns stark weiterentwickelt", so Werder.
Beschäftigung mit individueller und Stadtteil-Geschichte
Schwerpunkte sind nach wie vor die Förderung von Familien mit Migrationshintergrund und Bildung, mit dem Fokus auf Kinder und Jugendliche. Auch die Mehrheit der insgesamt 63 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses ist in diesem Bereich tätig. "Darüber hinaus ist es uns ein wichtiges Anliegen, die Menschen in die Veränderungen und Entwicklungen, die im Stadtteil vor sich gehen, mit einzubeziehen", sagt Werder. Die Geschichtswerkstatt beschäftigt sich derzeit zum Beispiel im Projekt "Schneidheiner Straße" mit der individuellen Geschichte der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Geschichte der Straße, die einst als Bauhaussiedlung für Arbeiter errichtet wurde und sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert hat.
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