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Kinder eignen sich Sprache mit allen Sinnen an

Frau Dr. Karin Jampert hat am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München zahlreiche Projekte zur frühkindlichen Sprachförderung betreut. Im Interview erläutert die Expertin grundsätzliche Fragestellungen zum Thema und spricht über das neue ZDFtivi-Format "JoNaLu", mit welchem der Sender einen medialen Beitrag zur ganzheitlichen Sprachförderung leisten möchte.

BIBER: Frau Dr. Jampert, Sie sind Expertin für frühkindlichen Spracherwerb. Können Sie kurz erläutern, was unter Sprachförderung verstanden wird?

Karin Jampert: Mit Ihrer Frage berühren Sie einen zentralen Diskussionspunkt zur frühkindlichen Sprachförderung und eigentlich insgesamt zur Neujustierung von Förderung und Bildung im Elementarbereich. Beim Thema Sprachförderung stecken wir in einer Kontroverse um das Thema ganzheitliche versus gezielte Sprachförderung. Zugespitzt kann man gewissermaßen zwei Linien in der frühkindlichen Bildungsdebatte entdecken: Da gibt es Konzepte und Programme aus dem sprachwissenschaftlichen Bereich, die darauf zielen, spezifische sprachliche Aspekte, wie grammatische Strukturen, Wortschatz oder den Umgang mit Lauten, systematisch zu fördern. Parallel dazu wurden von Fachleuten aus dem elementarpädagogischen Bereich Sprachförderansätze entwickelt, die die Bedeutung der Sprache für die Kinder, für ihre sozialen Beziehungen und das kindliche  Handeln in den Mittelpunkt rückten. Eine allgemein gültige Antwort auf Ihre Frage ist angesichts dieses fachlichen Diskurses nicht möglich.

BIBER: Das DJI hat sich in diesem Diskurs unter anderem mit dem Projekt "Sprachliche Förderung in der Kita" positioniert. Welches Verständnis von frühkindlicher Sprachförderung liegt dem Ansatz des Instituts zugrunde?

Karin Jampert: Kinder eignen sich in ihren ersten Lebensjahren natürlich die Strukturen ihrer Umgebungssprachen an, das heißt, sie erschließen sich sukzessive Laute, Sprachmelodie, Wörter und ihre Bedeutungen sowie die grammatischen Regeln der Sprache (beziehungsweise der Sprachen), mit der sie aufwachsen. Diese Aneignung sprachlicher Fähigkeiten ist zugleich eng verquickt mit sozial-kommunikativen und geistigen Entwicklungsprozessen, also mit der Domäne der Entwicklungspsychologie. Das heißt, es ist wenig erfolgversprechend, sprachliche Fähigkeiten von Kindern isoliert zu betrachten und zu fördern. Vielmehr verstehen wir Sprachförderung als Querschnittsaufgabe im Bildungsalltag einer Kindertageseinrichtung, die alle frühkindlichen Bildungsbereiche durchdringt. Darüber hinaus hängt sprachlicher Fortschritt an der Nabelschnur sozialer Beziehungen (mit Erwachsenen, aber auch mit anderen Kindern), das heißt an Möglichkeiten, spielerisch zu kooperieren, gemeinsam zu planen und nachzudenken, teilzuhaben an Ideen und Erfahrungen von anderen und gefragt zu sein als Persönlichkeit, die etwas zu sagen hat. Weiterhin wird bislang noch wenig beachtet, dass sprachlicher Fortschritt eng verzahnt ist mit der kognitiven Entwicklung von Kindern, mit ihren wachsenden Bedürfnissen und Fähigkeiten, sich Zusammenhänge zu erschließen, Phänomene in Frage zu stellen und Erklärungen und Begründungen zu entdecken. Diese theoretische Fundierung muss natürlich auch praktisch umgesetzt werden, deshalb ist ein Kernpunkt des Förderkonzepts des DJI der Transfer dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Fachpraxis. Daran anknüpfend haben wir den Bildungsalltag zum Ausgangspunkt der Förderung genommen und beispielhaft an den vier Bildungsbereichen Musik, Bewegung, Naturwissenschaften und praktische Medienarbeit aufgezeigt, wie sich sprachliche Förderung im Rahmen von elementarpädagogischen Aktivitäten und Themen gezielt und systematisch gestalten lässt.

BIBER: Warum ist Sprachförderung in der frühkindlichen Bildung ein so wichtiges Thema?

Karin Jampert: Nun, die Antwort auf diese Frage schließt an meine Ausführungen von oben direkt an. Sprachliche Fähigkeiten sind eine Schlüsselkompetenz, denn die Sprache ist ein Medium, mit dem wir unser soziales Leben gestalten und das uns in die Lage versetzt, uns reflektierend mit Erfahrungen und Wissen auseinanderzusetzen. Sprache ist bei allem, was wir tun, präsent und von zentraler Bedeutung für unser Handeln und unser Denken. Kinder müssen sich diese – uns Erwachsenen so vertrauten und selbstverständlichen - Leistungen der Sprache erst noch Schritt für Schritt aneignen. Besonders relevant ist der Spracherwerb, da er eng verbunden ist mit der gesamten Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. So verändern und erweitern sich die sozial-kommunikativen Handlungsmöglichkeiten von Kindern sowie ihre Wahrnehmungen, ihr Handeln und ihre geistigen Fähigkeiten in Verbindung mit den sprachlichen Fortschritten. Je älter Kinder werden, desto deutlicher wird Sprache zum tragenden Gerüst für die Kooperation mit ihren Freunden sowie für die Partizipation an allen Bildungs- und Lernprozessen – ob man jetzt an die Welt der Zahlen, an Naturerfahrungen oder an Musik denkt. So ist die Qualität der sprachlichen Fähigkeiten  entscheidend für die gesamte Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit und für eine aktive und erfolgreiche Teilhabe am Bildungssystem.

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Sprachförderung als Querschnittsaufgabe
Im zweiten Teil des Interviews unterstreicht Frau Dr. Karin Jampert die Wichtigkeit einer lustvollen und spielerischen Sprachförderung und der Integration von Sprachfördermaßnahmen in alle frühkindlichen Bildungsbereiche.

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Probier's mal mit Musik
Wortspiele, Reime und das Singen sind zentrale Elemente der frühkindlichen Sprachförderung.

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Sprachförderung: Am besten immer und überall
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