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"Von Weltuntergangsstimmung keine Spur"

Meike Wunderlich von der S.O.F. Save Our Future-Umweltstiftung über die Möglichkeiten, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) schon im Elementarbereich zu leisten.

In Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher vermittelt die Umweltstiftung notwendiges Sach- und pädagogisches Hintergrundwissen. Außerdem zeigt sie Vernetzungsmöglichkeiten mit lokalen Umwelteinrichtungen und potenziellen Bildungspartnern auf. Seit 2009 zeichnet die S.O.F. im Rahmen des Modellprojekts "KITA21 – Die Zukunftsgestalter" Bildungsprojekte zur nachhaltigen Entwicklung aus.

BIBER: Frau Wunderlich, erlauben Sie uns eine etwas ketzerische Frage: Müssen grüne Spinner Fünfjährige schon mit globalen Problemen konfrontieren?

Meike Wunderlich: Bildung für nachhaltige Entwicklung hat nichts mit Weltuntergangsstimmung oder dergleichen zu tun. Im Gegenteil: Ein Anliegen der BNE in Kitas ist, den Kindern das Bewusstsein mit auf den Weg zu geben, dass ihr Handeln von Bedeutung ist und dass sie ihre Umwelt mitgestalten können – im Positiven wie im Negativen. Um Kindern dies verständlich zu machen, kann man sich ganz alltäglicher Kita-Themen wie Wasser, Ernährung oder Energie bedienen.

BIBER: Artenvielfalt, Klimaschutz, Ressourcen vor Ausbeutung schützen - das sind normalerweise die Begriffe, die man mit Nachhaltigkeit verbindet. Gehen Bildung und nachhaltige Entwicklung nicht automatisch Hand in Hand?

Meike Wunderlich: Nein, Bildung muss nicht automatisch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ablaufen. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung möchte die Kinder in eine Lage versetzen, in der sie Zusammenhänge erkennen können, in eine Lage, die es ihnen ermöglicht, verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Ein Beispiel: Wasserexperimente macht jede Kita, zum Beispiel zur Oberflächenspannung. BNE belässt es nicht beim reinen Erkennen dieses Phänomens, sondern geht der Frage auf den Grund, wo in der Natur Oberflächenspannung eine Rolle spielt, warum sie wichtig ist. Dann kommt man auf den Wasserläufer, der auf mit Lösungsmitteln verunreinigten Wasserflächen nicht überleben kann, weil er ohne Oberflächenspannung untergeht. Die Frage an jeden Einzelnen ist dann: Worauf muss ich bei der Nutzung von Wasser achten, damit es dem Wasserläufer gut geht? Wie kann ich Wasserverunreinigungen vermeiden? Und auf einmal nehmen die Kinder die Perspektive des Wasserläufers ein. Der Mensch muss wissen, warum es sich lohnt umsichtig zu handeln. Kinder, die den Zusammenhang zwischen Lösungsmitteln, Oberflächenspannung und Wasserläufer kennen, sind hoch motiviert, möglichst wenig Seife zu verwenden!

BIBER: Was sind die Komponenten für eine Bildung zur nachhaltigen Entwicklung? Umweltprojekte, sagen wir mal, zum Einsparen von Energie, gibt es doch in vielen Kitas und Grundschulen.

Meike Wunderlich: Es gilt, die Erde für kommende Generationen in einem lebenswerten Zustand zu erhalten. Notwendige Bedingungen zum Erreichen dieses Ziels sind Ressourcenschutz, globale Gerechtigkeit im Zusammenleben der Völker und die Wahrung der Menschenrechte. Bildung für nachhaltige Entwicklung hat die Aufgabe, den Menschen ihre Verantwortung für die Welt bewusst zu machen: durch das Aufzeigen von Zusammenhängen und anderen Perspektiven. Des weiteren vermittelt BNE Gestaltungskompetenzen, die einem helfen, die eigenen Handlungsmuster kritisch analysieren, überprüfen und gegebenenfalls zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung abändern zu können.

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Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
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