Erzieherberuf im Wandel
Die Rahmenbedingungen für die Arbeit mit den Kindern haben sich verschlechtert. Gleichzeitig sind die inhaltlichen Anforderungen an das Kita-Personal extrem gestiegen.
Die Kindergärtnerin von einst gibt es nicht mehr
Noch vor zwanzig Jahren sprachen wir von Kindergärtnerinnen, als seien Kinder kleine Pflanzen, die mit Wasser und Zuwendung von alleine gedeihen. Inzwischen weht ein anderer Wind in Kindertagesstätten, eine Vielfalt von Erwartungen und Ansprüche warten auf Erzieherinnen und Erzieher, wenn sie sich zum Morgenkreis zusammensetzen. Bildungspläne sollen umgesetzt und die Qualität der pädagogischen Arbeit verbessert werden. Heute ist es auch nicht mehr so, dass man mit dem Beruf eine Tätigkeit verbindet, für die vor allem Frauen in Frage kommen – im Gegenteil: In Zeiten, in denen es viele allein erziehende Mütter gibt, sind männliche Erzieher und ihr Engagement in einem vorwiegend weiblich dominierten Umfeld in der Frühpädagogik hochwillkommen.
Mehr Wertschätzung bei nach wie vor geringer Bezahlung
Veränderung ist das Stichwort in allen Bereichen, die mit der Arbeit des Erziehens zu tun haben. Zum Glück hat sich auch die Wertschätzung der pädagogischen Arbeit verbessert, wenngleich es sich für die Erzieherinnen und Erzieher nicht in der Bezahlung niederschlägt. Gemessen an der Fülle der Aufgaben und der Verantwortung, die sie tragen, werden Erzieherinnen und Erzieher nicht gut bezahlt. Sie liegen mit ihrem Einkommen noch unterhalb der Verdienstmöglichkeiten in anderen, von Frauen dominierten Berufen wie Bürofachkräfte, Bankkauffrauen oder Einzelhandelskauffrauen. Unabhängig vom Gehalt sind die meisten Erzieherinnen und Erzieher hoch motiviert und zeigen überdurchschnittliches Engagement.
Anforderungen sind gestiegen
Das ist auch nötig, denn überall in Deutschland, nicht nur in den Großstädten, haben sich die Anforderungen an das Personal in Kindertagesstätten gewandelt: Die Familienstrukturen haben sich verändert, es gibt mehr Mütter (und Väter), die das Kunststück der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinbekommen müssen, es gibt mehr Patchwork-Familien und es gibt viele Alleinerziehende. Die Gesellschaft hat sich verändert, sie ist zunehmend multi-ethnisch geprägt, was zur Folge hat, das beispielsweise längst nicht mehr alle Kinder auf dem gleichen sprachlichen Niveau sind, wenn sie in den Kindergarten kommen. In manchen Kindergärten haben bis zu 98 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund.
Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert
"Die Anforderungen an die Menschen, die im Kindergarten arbeiten sind gestiegen, aber die Rahmenbedingungen wurden gleichzeitig verschlechtert", beklagt Norbert Hocke. Er hat von 1983 bis 1993 eine evangelische Kindertagesstätte geleitet und leitet heute bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Vorstandsbereich "Jugendhilfe und Sozialarbeit". Ihm zufolge gab es zum damaligen Zeitpunkt einen besseren Personalschlüssel und mehr unterstützende Maßnahmen für Integration: "Es gab eine große Entlastung durch Psychologinnen und Psychologen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Logopädinnen und Logopäden, die teilweise sogar bei den Kita-Trägern angestellt waren. Die sind alle weggekürzt worden."
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