Was Eltern beachten sollten
Viele Eltern entschließen sich mittlerweile dazu, ihre Kinder mehrsprachig zu erziehen. Doch oftmals wissen sie nicht, wie sie die richtige Kita finden oder welche Methode die beste für ihr Kind ist.
Ziele bewusst machen
Als ersten Schritt sollten sich Eltern immer klar machen, was am Ende des frühkindlichen Spracherwerbs herauskommen soll. Wollen sie ihre Sprösslinge lediglich schon einmal fit für den späteren Unterricht an weiterführenden Schulen machen? Oder sollen die Kinder am Ende ihrer Schullaufbahn das Niveau der Drei-Sprachen-Formel der EU erreichen? Diese Formel besagt, dass Europäer neben ihrer Muttersprache künftig eine der großen Weltsprachen – also etwa Englisch oder Spanisch – und eine weitere Fremdsprache beherrschen sollen. Und das auf "funktionalem Niveau", was bedeutet, dass die Sprachkenntnisse berufstauglich sein sollen.
Eine Person – eine Sprache
Um das Ziel der Drei-Sprachen-Formel der EU zu erreichen ist immersiver Spracherwerb die beste Methode. Immersion bedeutet "Eintauchen": Die Kinder lernen die Fremdsprache, indem sie ihr ständig in alltäglichen Situationen begegnen. Erzieherinnen und Erzieher gehen dabei nach dem Prinzip "Eine Person, eine Sprache" vor, demzufolge eine Bezugsperson konsequent nur die Muttersprache und eine nur die Fremdsprache spricht. So hören die Kleinen täglich fremdsprachliche Wendungen und verstehen sie nach kurzer Zeit intuitiv.
Dinge, die beachtet werden sollten
Ob die Kinder dabei eine altershomogene oder eine gemischte Kita-Gruppe besuchen, macht nach Ansicht von Expertinnen und Experten keinen großen Unterschied. Bei gemischten Gruppen ist es so, dass die jüngeren Kinder zusätzlich von den älteren lernen. "Das ist die beste Form des Lernens überhaupt", sagt Henning Wode, emeritierter Professor am Englischen Seminar der Universität Kiel. Denn Kinder können Dinge am schnellsten untereinander erklären. Damit der optimale Lernerfolg erreicht wird, sollten Eltern aber grundsätzlich darauf achten, dass folgende drei Bedingungen erfüllt sind:
1. Die Kinder brauchen dauerhaften, intensiven Kontakt zur Fremdsprache.
2. Die Fremdsprache muss häufig gesprochen und in vielen verschiedenen Kontexten verwandt werden.
3. Der Input sollte von Menschen mit hohem Sprachniveau kommen, am besten von Muttersprachlern.
Kinder motivieren sich gegenseitig
Eltern, die ihre Kinder in einen bilingualen Kindergarten geben, sollten bei der Auswahl der Grundschule darauf achten, ob dieser Ansatz von der Schule fortgeführt wird. Ein solch reibungsloser Übergang ist jedoch in der aktuellen Bildungslandschaft nicht die Regel. Aber auch normaler Fremdsprachenunterricht bringt den Kindern schon etwas – selbst wenn sie unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Erfahrungen zeigen, dass Kinder mit sprachlichen Vorkenntnissen die anderen mitreißen. So motivieren die Kleinen sich gegenseitig – wenn man sie nur lässt ("peer-group-Effekt"). "Englischunterricht im Kindergarten und in der Grundschule ist auch bei minimalen Kontaktzeiten erfolgreich", sagt Heiner Böttger, Englisch-Didaktiker an der Katholischen Universität Eichstätt. Am besten sei es, wenn Eltern die Erzieherinnen und Erzieher sowie die Lehrkräfte dazu anregen, untereinander zu kooperieren, so Böttger. Der Vorteil dieser Vernetzung liegt auf der Hand: Wenn die pädagogischen Fachkräfte miteinander vernetzt sind, können sie ein durchgängiges Erziehungskonzept zum Nutzen der Kinder erarbeiten.
Experimente vermeiden
Eltern sollten aber auf jeden Fall vermeiden, zuhause englisch oder französisch zu radebrechen. "Die Familie ist der Ort, wo die Muttersprache gepflegt wird. Die Fremdsprache wird über die Kita und die Schule versorgt", unterstreicht Henning Wode. Auch Heiner Böttger hält nichts davon, wenn Eltern es mit den Fremdsprachen übertreiben: "Ich warne ganz eindringlich davor, zuhause Experimente zu veranstalten und diese dann nicht durchzuhalten." Wer sich darauf konzentriert, seinem Kind geduldig die Muttersprache beizubringen, schafft also letztlich die besten Voraussetzungen dafür, dass der Nachwuchs erfolgreich Fremdsprachen im Kindergarten und der Schule lernt.
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