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Erfahrungen aus der pädagogischen Praxis

Unser Fazit: Wir sind davon überzeugt, dass das Projekt nachhaltige Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl unserer Kinder hat, was sich positiv auf die Lebens- und Lernfreude auswirkt.

Einschätzungen und Anregungen

Verlässliche Bezugspersonen und Rituale geben Sicherheit

Wenn es möglich ist, begleiten zwei Fachkräfte - je eine aus jeder Kindergartengruppe - gemeinsam die Ich-bin-ich-Gruppe. Wenn eine der beiden Kolleginnen durch Krankheit, Fortbildung und Urlaub nicht anwesend sein kann, unterstützt eine Praktikantin die Gruppe. So ist die erwünschte Kontinuität der Gesundheitstage gegeben. Aus unserer Erfahrung ist es sehr wichtig, den festen Wochentag und die Rituale eines jeden Gesundheitstages zu übernehmen. Diese Rituale gewährleisten die wiederkehrende Beteiligung aller Kinder und geben Sicherheit und Orientierung. Jedes Jahr wählen die Kinder ein Ich-bin-ich-Lied von den drei zur Auswahl stehenden aus. Immer zu Beginn des Treffens wird dieses Lied gespielt. Letztes Jahr sangen die Kinder so gerne mit, dass sie es beim Abschlussfest den Eltern vortrugen.

Anfangsrunde
 
Gemeinsames Essen zum Abschluss
 

Aktive Beteiligung in unterschiedlicher Form

Die positive und ressourcenorientierte Sicht auf die Kompetenzen und Befindlichkeiten jedes Kindes ist unsere Basis, ebenso die Beteiligung aller Kinder in der Gruppe. Darauf zielen auch die Arbeitsschritte im Programm, die eine aktive Beteiligung in unterschiedlicher Form vorsehen. Hierdurch erleben und erfahren die Kinder in einer vertrauten kleinen Gruppe verschiedene Ausdrucksformen und auch die stilleren Kinder finden Beteiligungsmöglichkeiten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Kinder im Ich-bin-ich-Projekt gern mit uns zusammen auf eine Reise begeben, auf der sie sich selbst besser kennen lernen und sich als Mitglied einer Gruppe erfahren.

Schwerpunkte des Programms

Selbstreflexion: Kind knetet sich selbst

Selbstreflexion, Gefühle, Konflikte

Die Module fünf bis sieben bilden nach unserer Meinung das Kernstück. Hier werden bei den Themen Selbstreflexion, Gefühle, Konflikte und Konfliktlösung wichtige Gruppenprozesse sichtbar und es zeigen sich die Unterschiedlichkeiten der Kinder. Zitat eines Mädchens: "Meine Gefühle wohnen im meinem Bauch und manchmal habe ich Bauchweh, dann will das Gefühl nicht raus."
Die Knetfiguren spiegeln die Individualität der Kinder.

dunkle Haut, schwarze Haare, Fußball
 
Knetfigur mit Handball
 
farbenfrohe Kleidung und rote Schuhe
 
braune, lange Haare, Finger, Füße
 

Über Gefühle sprechen und sich austauschen

Über schöne und traurige Gefühle oder Konflikte zu reden und damit zu arbeiten ist etwas anderes als diese Gefühle in einer aktuellen Situation zu erleben. Viele Kinder im Vorschulalter sind erstaunlich stark daran interessiert, von Erlebnissen zu reden und sich darüber auszutauschen. Es ist aus unserer Sicht sehr wichtig, die Gruppengröße zu begrenzen, damit alle, die zu einem Thema etwas beitragen wollen, zu Wort kommen können.

Entspannungstechniken und -geschichten

Bei der Entspannung fällt es einigen Kindern anfangs schwer, sich darauf einzulassen. Aber alle profitieren davon, einmal zur Ruhe zu kommen. Das Kennenlernen von verschiedenen Entspannungstechniken ist auch wichtig, um die "eigene" Entspannungsform zu finden. Die Entspannungsgeschichten wurden von einigen Kindern auch nach Hause getragen und dort erzählt. Gegen Ende eines Jahresprojekts dachten sich einige Kinder selbst Entspannungsübungen aus, die sie mit der Gruppe durchführten. In allen Gruppen fanden die kurzen Yoga-Übungen im Programm so viel Begeisterung bei den Kindern, dass wir seit zwei Jahren eine Yoga-Lehrerin engagiert haben, die einige Yogastunden mit Entspannungsteil im Jahr durchführt. Diese Yogastunden finden als Zusatzelement zu unserem Ich-bin-ich-Programm alle vier bis sechs Wochen während unseres Gesundheitstages statt. Da wir uns ein ganzes Jahr Zeit nehmen für das Ich-bin-ich-Projekt, passt das zeitlich sehr gut.

Entspannung und ...
 
... Bewegung
 

Besonders beliebt bei den Kindern: der Stopptanz

Einen Gegenpol zur Entspannung stellt der Stopptanz dar. Eigentlich ist er nur in einer Stunde im Programm als Methode vorgeschlagen. In den letzten beiden Jahren erkämpften sich unsere Kinder aber fast in jeder Stunde den Stopptanz, bei dem sie beim Wegbleiben der Musik erstarren müssen. Wer wackelt, scheidet aus. Das bestimmen dann die Ausgeschiedenen. Es bereitete den Kindern besonderen Spaß, sich immer wieder in der Körperkontrolle zu messen und sich im Spiel zu kontrollieren. So wurde der Stopptanz zum Wunschritual.

Konfliktlösungsstrategien

Auch für verhaltensschwierige Kinder ist dieser feste Rahmen positiv. Durch die Rituale finden sie Sicherheit und können Vertrauen aufbauen. Beim Bearbeiten der Themen werden auch ihre "Brennpunkte" deutlich. Sie können sich hierzu tiefer einbringen, müssen es aber nicht. Oft bekommen sie Rückmeldungen von den anderen Kindern, wenn sie stören. Zum Rückmelden gehört eben auch dies und beide Seiten profitieren davon. Zum Beispiel bekam ein Kind vor einigen Wochen während einer Ich-bin-ich-Stunde von vielen Kindern gesagt, was sie schwierig und störend an ihm fanden. Dieser Junge konnte erstmals zuhören und gab sogar Rückmeldungen und Erklärungen zu seinem Verhalten, was er im oft turbulenten Alltag nicht konnte. Es entstand ein sehr gutes Gespräch über das Zusammensein in einer Gruppe und das Verhalten Einzelner. Ein anderer Junge meinte im Blitzlicht: "Also, das wir so was hier besprechen können, das finde ich echt toll!"

"Blitzlicht" - Feedback

Bei der Befindlichkeitsabfrage und dem Blitzlicht haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Rückmeldungen stark beeinflusst werden von der aktuellen Stimmung zur Zeit der Abfrage. Wenn ein Kind aus unserer Sicht in der Stunde sehr gut motiviert war und sich oft und positiv eingebracht hat, kann die Bewertung des Kindes trotzdem negativ ausfallen, weil es kurz vor der Abfrage zu einer Störung kam. Das Kind ist dann so in seinen Gefühlen gefangen, dass es dies auch in der Befindlichkeit ausdrücken muss.

Ritual zum Schluss: das "kleine Tschüss"

Das kleine Tschüss gibt das Signal zum Ende. Bei allen ist die Spannung groß, ob der Händedruck wirklich einmal die Runde macht und beim Startkind ankommt, denn hier ist die Aufmerksamkeit aller Gruppenmitglieder gefragt. Hat der Händedruck die Runde gemacht, sagt das Kind "Tschüss" und alle gehen gemeinsam zurück in den Kindergartenalltag.

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Hintergrundinformationen
Bereits in der Erprobungsphase hat der Naturkindergarten Ulmenstraße in Rosdorf das Ich-bin-ich-Programm mitgestaltet.

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Gesundheitsförderung im Kindergarten
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