Differenzierung nach Alter und Medium
Medienkompetenz beschreibt eine Fähigkeit, die prinzipiell auf alle Medien zu beziehen ist. Häufig wird der Begriff allerdings nur einseitig im Zusammenhang mit den digitalen Medien wie Fernsehen, Computer oder Internet gebraucht. Der Begriff bezieht jedoch ebenso die "alten" Medien wie beispielsweise das Buch mit ein.
Voraussetzungen zur Entwicklung von Medienkompetenz
Lese- und Schreibkompetenz
Die Fähigkeiten zum Lesen und zum Schreiben sowie die Fähigkeit Symbole und Codes ("mediale Zeichenkompetenz") entschlüsseln zu können sind grundlegend für das Verständnis, den Umgang und die Produktion von neuen Medien. Wer keine ausgeprägte Lese- wie Schreibkompetenz besitzt, kann keinesfalls eigenständig und kompetent das Angebot des World Wide Web nutzen.
Medienkompetenz muss altersspezifisch differenziert werden
Ein weiteres Beispiel für einen medienspezifischen Faktor sind die Montageregeln im Rahmen der Produktion oder der Analyse eines Filmes. Das Verstehen solcher Regeln erfolgt jedoch erst in einem gewissen Alter und in Abhängigkeit der jeweilig vorhandenen Lesekompetenz. Dies bedeutet, dass Medienkompetenz auch altersspezifisch differenziert werden muss. Somit sieht die Medienkompetenz eines Vorschulkindes anders aus als die eines Erwachsenen. Hier sind Erkenntnisse aus dem Bereich der Entwicklungs- und Medienpsychologie hilfreich, die aufzeigen, in welchem Alter Kinder was verstehen oder wie die Voraussetzungen zur Mediengestaltung sich altersmäßig differenzieren (beispielsweise Konzentrationsdauer).
Der Umgang mit dem Internet - Denken in vernetzten Strukturen
Das Internet basiert auf der Struktur des Hypertextes, das heißt Texte sind netzartig über logische Verbindungen, den Hyperlinks, miteinander verknüpft. Der Hypertext ist als einer der vielen medienspezifischen Faktoren anzusehen, die "beherrscht" werden müssen. Das bedeutet das gezielte Finden von Informationen in einem nicht-linearen Text. Die Navigation in einem Hypertext verlangt somit ein Denken in vernetzten Zusammenhängen.
Wie wird man eigentlich medienkompetent?
Angesprochen wurde, dass eine derartig verstandene Medienkompetenz am besten in direkter Erfahrung mit den Medien selbst erworben werden kann. Nichtsdestotrotz darf der Bildungsgedanke keinesfalls außer Acht gelassen werden. Es kann demnach nicht davon ausgegangen werden, dass sich alle Heranwachsenden gleichermaßen und erfolgreich die notwendige Medienkompetenz aneignen können, die sie zur Bewältigung ihrer Medienwelt benötigen. So ist es kennzeichnend, dass beispielsweise viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene sich bestimmte Aspekte von Medienkompetenz (zum Beispiel die Handlungsdimension) scheinbar leicht erlernen. Jedoch bleiben andere Aspekte, wie die moralische Dimension, häufig auf der Strecke. Benötigt werden folglich medienpädagogisch angeleitete Förderungen. Hier sollten pädagogische Institutionen frühzeitig ansetzen, denen die nicht leichte aber notwendige Aufgabe zukommt, die Entwicklung von Medienkompetenz im Rahmen einer Medienerziehung zu stützen und zu fördern.
Medienkompetenz als Teil der Medienerziehung
Bei der Entwicklung von Medienkompetenz kommt schon den Kindergärten eine bedeutende Rolle zu, da Medien schon sehr früh zu einem wichtigen Sozialisationsfaktor für Kinder werden. Gleichwohl sind kontinuierliche medienpädagogische Maßnahmen im gegenwärtigen Alltag von Kindergärten noch selten vorzufinden. Zumeist erfolgt der Medieneinsatz überwiegend rezeptiv, in Form von Kinderkinos oder Spielsoftware am Computer. Das bedeutet, dass die Kinder lediglich reagieren können und die für sie so wichtige Primärerfahrung, indem sie sich etwas aktiv aneignen und gestalten, ausbleibt. Sie erfahren somit nur einen Teil der Dimensionen von Medienkompetenz.
Will man jedoch Medienkompetenz in all ihren Dimensionen fördern, gilt es
| die Orientierungsfähigkeit von Kindern zu unterstützen, |
| ihre Medienerlebnisse aufzugreifen und diese in Spielen oder kreativen Prozessen umzusetzen, |
| die Rezeptionsfähigkeit und gleichzeitig kognitive Entwicklung der Kinder zu fördern, damit Medieninhalte besser verstanden werden können, |
| positive Tendenzen der Mediennutzung zu stärken, |
| den aktiven und gestalterischen Umgang mit Medien im Rahmen von altersgerechten Medienprojekten einzuüben, in denen ebenso die sozial-moralische Entwicklung der Kinder gefördert werden kann, |
| Kinder und Eltern bei der Auswahl altersgemäßer Medienangebote zu unterstützen. |
Dies erfordert neben der eigenen Medienkompetenz bei Erzieherinnen und Erziehern ebenso medienpädagogische Kompetenzen, wie eine Sensibilität für die Medienwelten und -erlebnisse von Kindern, ein Wissen um ihre Rezeptionsweisen sowie um entwicklungs- und medienpsychologische Aspekte der Mediennutzung und insbesondere den "medienpädagogischen Dialog" mit den Eltern. Auf diese Weise kann ein Konzept von Medienkompetenz mit all seinen Dimensionen verwirklicht und Kinder können von Anfang an in ihrer Auseinandersetzung mit den Medien kompetent begleitet und unterstützt werden.
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