Medienkompetenz: Ein vielschichtiges Schlagwort
Akteure aus Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft sind sich einig: Um sich den Herausforderungen unserer Informationsgesellschaft zu stellen, bedarf es einer besonderen Schlüsselqualifikation, für die der Begriff der Medienkompetenz steht.
Seit Mitte der 90er Jahre ist der Begriff nahezu allgegenwärtig. Bei der Vermittlung beziehungsweise Förderung von Medienkompetenz stehen insbesondere Kinder und Jugendliche immer wieder im Zentrum des Interesses. Im Vergleich zu vorherigen Generationen kommen sie heute in einen sehr viel intensiveren Kontakt mit den unterschiedlichen Medien. Bereits im frühen Kindesalter ist die Alltagswelt von Bilderbüchern, Radio nicht zuletzt vom Leitmedium Fernsehen geprägt. Die Zeit, die beispielsweise Zwei- bis Fünfjährige täglich für Medien aufwenden, liegt laut der ARD/ZDF-Studie "Kinder und Medien 2003" bei durchschnittlich 162 Minuten. Der Fernsehkonsum beansprucht hiervon knapp 1,5 Stunden. Mit zunehmendem Alter der Kinder gewinnt der Computer dann an Einfluss. Die Studie verdeutlicht, dass das Aufwachsen von Kindern schon sehr früh durch eine Vielzahl von Medien begleitet wird, die in zunehmendem Maße die Wirklichkeitswahrnehmung beeinflussen.
Medienkompetenz als Rüstzeug in der Informationsgesellschaft
Aspekt: Ökonomische Verwertbarkeit
Vor diesem Hintergrund scheint ein Rüstzeug namens Medienkompetenz notwendig, um sich in unserer von Medien geprägten Alltagswelt erfolgreich zu bewegen. Was sich jedoch genau hinter diesem Begriff verbirgt, weiß außerhalb bestimmter Fachkreise kaum jemand exakt zu formulieren. Vielmehr wird der Begriff in Abhängigkeit der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen oftmals für die Durchsetzung spezifischer Interessen ausgenutzt.
Reines Anwenderwissen
In jüngster Zeit stehen insbesondere politische und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund der öffentlichen Diskussion. Angesichts der Ergebnisse der Pisa-Studie beispielsweise oder der Zunahme der Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologien im Arbeitsleben wird der Begriff der Medienkompetenz zumeist seinen pädagogischen Wurzeln entrissen und unter dem Gesichtspunkt einer rein politisch und ökonomisch verwertbaren Schlüsselqualifikation betrachtet. Medienkompetenz steht in diesem Zusammenhang fast ausschließlich für das Beherrschen technischer Abläufe eines Mediums und ist reduziert auf das Bedienungswissen. Das bedeutet, dass beispielsweise unter dem wirtschaftlichen Aspekt, Medienkompetenz zum einen als Produktions- und Standortfaktor ("das medienkompetente Humankapital") und zum anderen als Akzeptanzfaktor ("der medienbegeisterte Konsument") angesehen wird.
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| Differenzierung nach Alter und Medium Medienkompetenz beschreibt eine Fähigkeit, die prinzipiell auf alle Medien zu beziehen ist, das heißt sie bezieht "alte" Medien wie das Buch mit ein. |
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Informationen zur Autorin
| Natascha Riebel ist diplomierte Medienwirtin mit Schwerpunkt Medienpädagogik. Über diesen Link können Sie Kontakt zu Frau Riebel aufnehmen. |