Medienkompetenz als zentrale Lernaufgabe
Doch Medienkompetenz meint viel mehr als lediglich eine technische Kompetenz. Dies führt automatisch zu der Frage, was Medienkompetenz eigentlich wirklich ist? Wie ist dieser allgegenwärtige aber zugleich sehr unscharfe Begriff zu fassen? Und was für eine Bedeutung besitzt er im Speziellen für den vorschulischen Bereich?
Medienkompetenz - ein Begriff aus der Medienpädagogik
Medienkompetenz nach Baacke
Der Ursprung des Begriffs der Medienkompetenz liegt in der medienpädagogischen Theorie und ist seit Beginn der 70er Jahre zunächst von Dieter Baacke, einer der renommierten deutschen Medienpädagogen, inhaltlich ausdifferenziert worden. Nach Baacke erlangt man Medienkompetenz über einen Prozess, der in Projekten umzusetzen ist. Damit ist gemeint, dass sich die Heranwachsenden im Prozess der Mediennutzung die Medienkompetenz selbst aneignen sollen. Sie dürfen hierfür nicht sich selbst überlassen werden, sondern benötigen die Anleitung durch pädagogische Fachkräfte.
Diese schrittweise Aneignung soll es den Heranwachsenden erlauben
| Medien für sich zu nutzen, |
| den souveränen Umgang mit ihnen zu erlernen, |
| eine ihnen angemessene Entschlüsselungsfähigkeit (beispielsweise Montageregeln beim Film) zu entwickeln |
| und sie sinnvoll und kreativ in ihrem Alltag einzusetzen. |
Medienkompetenz als positives Bildungs- und Entwicklungsziel
Ein solches Konzept von Medienkompetenz verabschiedet sich von reiner Bewahrfunktion der Medienpädagogik, beziehungsweise ergänzt diese dort, wo sie - beispielsweise im Jugendmedienschutz - sinnvoll verankert ist. Dieses Konzept stellt sich den Herausforderungen einer von Medien geprägten Alltagswelt. So ist Medienkompetenz als positives Bildungs- und Entwicklungsziel anzusehen.
Die Dimensionen der Medienkompetenz
Verschiedene Modelle
Es gibt heute keine einheitliche Definition für den Begriff der Medienkompetenz. Exemplarisch werden hier die beiden Modelle von Dieter Baacke und Stefan Aufenanger vorgestellt.
Modell von Baacke
Baackes Meinung nach umfasst Medienkompetenz vier Dimensionen:
| Medienkritik |
| Medienkunde |
| Mediennutzung |
| Mediengestaltung |
Modell von Aufenanger
Die vier Dimensionen wurden von dem Erziehungswissenschaftler und Medienpädagogen Stefan Aufenanger aufgenommen und variiert. Er unterscheidet:
| die kognitive DimensionDiese Dimension bezieht sich auf das Wissen, Verstehen und Analysieren im Zusammenhang mit Medien. Sie soll deutlich machen, dass Medienkompetenz Kenntnisse über Medien und Mediensysteme umfasst und dass ein Verständnis über die in den Medien verwendeten Symbole und Codierungen (bspw. Bildsprache) sowie die analytische Betrachtung von Medien und ihren Inhalten als nötig erachtet wird. |
| die moralische DimensionMedien sollen auch unter ethischen Aspekten betrachtet und beurteilt werden, wobei sich die Betrachtung und Beurteilung nicht nur auf Medieninhalte (bspw. Ausmaß von Gewalt), sondern auch auf die Aspekte der Produktion von Medien (bspw. ökologischer Aspekt) oder ihrer sozialen Verträglichkeit bezieht. |
| die soziale DimensionAufenanger zufolge erfolgt die Umsetzung der moralischen und kognitiven Dimension im Raum des sozialen und politischen Handelns. Das bedeutet, dass Menschen in die Lage versetzt werden sollen, gegebenenfalls ihre Rechte um Medien politisch zu vertreten sowie soziale Auswirkungen von Medien angemessen thematisieren zu können (So geschehen in den zahlreichen öffentlich geführten Diskussionen um die Gewaltverherrlichung in Computerspielen). |
| die affektive DimensionDie affektive Dimension stellt Aufenanger der kritischen und rein kognitiven Bewertung von Medien gegenüber und erinnert daran, dass Medien natürlich auch eine Unterhaltungsfunktion zukommt. Ein zentraler Aspekt der Mediennutzung ist es, damit angemessen umgehen zu können. |
| die ästhetische DimensionEine Ergänzung zu den vorangegangenen Dimensionen ist die ästhetische Dimension, die von Aufenanger als Vermittler von Ausdrucks- und Informationsmöglichkeiten verstanden wird. So benötigt man zur Gestaltung von Medieninhalten (bspw. einer Webseite) spezifische (ästhetische) Fähigkeiten. |
| die HandlungsdimensionDiese Dimension umfasst die Fähigkeit mit Medien zu gestalten, sich auszudrücken, zu informieren oder auch nur zu experimentieren. Medien können somit nicht nur konsumiert, sondern auch gehandhabt und aktiv gestaltet werden. |
Medienkompetenz ist mehr als eine technische Fertigkeit
Die von Aufenanger dargelegten und miteinander in Verbindung stehenden Dimensionen unterstreichen, dass sich eine kompetente, also sinnvolle und verantwortliche Nutzung der Medien nicht nur auf technische Fertigkeiten (bspw. Bedienung des Computers) oder auf eine "Handlungskompetenz" zur Nutzung der Medienangebote (Wahrnehmungs-, Lese-, Rezeptionskompetenz) bezieht. Das alles sind zwar Kenntnisse, die notwendig sind, aber alleine nicht ausreichen. Darüber hinaus muss ein Wissen über die Medien kommen, über ihr technisches Funktionieren, ihre Wirkungen, ihre Produktions- und Verbreitungsformen, über Einflüsse und Gefahren für Individuen und Gesellschaft oder auch ihren Missbrauch durch gesellschaftliche Gruppen.
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| Differenzierung nach Alter und Medium Medienkompetenz beschreibt eine Fähigkeit, die prinzipiell auf alle Medien zu beziehen ist, das heißt sie bezieht "alte" Medien wie das Buch mit ein. |
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