Mehrsprachigkeit – der Schlüssel zum Erfolg
Nur Deutsch in deutschen Kitas? Jedes dritte Kind im Vorschulalter hat mindestens einen Eltern- oder Großelternteil, der nicht in Deutschland geboren wurde.
Viele deutsche Kinder hören und sprechen in ihren Familien außer Deutsch auch Türkisch oder Arabisch, Russisch oder Italienisch, Albanisch oder Polnisch. Schätzungen zufolge werden in Deutschland über hundert verschiedene Muttersprachen gesprochen. Und manche Kinder bekommen mit dem Eintritt in die Kita den ersten intensiven Kontakt zur deutschen Sprache. Die allermeisten Kitas sind jedoch traditionell nur deutschsprachig und nicht darauf ausgerichtet, den Bedürfnissen dieser Kinder gerecht zu werden.
Sprachförderung – nur für Kinder mit Migrationshintergrund?
"Sprache ist unser Handwerk, das A und O in unserem Beruf", meint Manuela Weiß, die an einer Ludwigshafener Kita als Erzieherin und Sprachförderkraft arbeitet. Auch zahlreiche Studien haben in den vergangenen Jahren die Bedeutung von sprachlicher Bildung unterstrichen. Kinder brauchen Sprache nicht nur, um ihre Bedürfnisse auszudrücken und mit anderen zu kommunizieren, sondern auch um sich Wissen anzueignen und damit die Grundlage für einen erfolgreichen Bildungsweg zu legen. Das betrifft nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund – wie es gleichzeitig auch zahlreiche Kinder mit Migrationshintergrund gibt, die keinen besonderen sprachlichen Förderbedarf haben. Dennoch sind gerade Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland in dieser Hinsicht besonders benachteiligt: Zum Einen, weil sie häufig aus so genannten bildungsfernen Familien kommen. Und zum Anderen, weil sie häufig mit mehreren Sprachen aufwachsen, ohne dass die Bildungsinstitutionen auf diese Mehrsprachigkeit ausgerichtet wären.
Mehrsprachige Förderung in der Kita
Deshalb sind in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Projekte entstanden, in denen gerade Kinder mit Migrationshintergrund durch eine umfassende sprachliche Bildung und eine gezielte Sprachförderung unterstützt werden sollen. Die Projekte beziehen sich einerseits auf die Zweitsprache Deutsch, aber auch auf die Familiensprachen der Kinder. "Die Sprachen, die Kinder in ihrer Familie sprechen, sind für sie eine wichtige Bildungsressource", begründet dies Michaela Schmitt vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften. Außerdem seien die Familiensprachen untrennbar mit dem Leben und den Erfahrungen der Kinder und ihrer Eltern verbunden. Sie hält es für wichtig, dass die Familiensprachen von Kindern mit Migrationshintergrund in Institutionen wie Kitas und Schulen abgebildet werden, weil es von vielen Menschen mit Migrationshintergrund als Willkommenssignal wahrgenommen werde, wenn die Familiensprachen auch in der Kita wertgeschätzt werden.
Projekte in Bund, Ländern und Kommunen
Das Bundesfamilienministerium stellt mit seiner "Offensive Frühe Bildung" von März 2011 bis Dezember 2014 400 Millionen Euro für 4.000 so genannte Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration zur Verfügung. In diesen Kitas soll eine qualifizierte Fachkraft die individuelle sprachliche Entwicklung der Kinder unterstützen und die Sprachförderung im Betreuungsalltag verstärken. Ebenso haben sich die Länder im Nationalen Integrationsplan dazu verpflichtet, sich für die frühkindliche Sprachförderung zu engagieren und auch verschiedene Träger auf lokaler und kommunaler Ebene haben in den vergangenen Jahren unzählige Projekte mit diesem Schwerpunkt entwickelt.
Blickpunkt: Erst- und Zweitsprache früh fördern
Dieser Blickpunkt stellt eine kleine Auswahl solcher Projekte vor und will damit Einblicke in folgende Aspekte geben: Wie kann man Kindern mit Migrationshintergrund in den Kitas sprachlich besser gerecht werden? Sollte die sprachliche Bildungsarbeit in den Kita-Alltag integriert werden oder in gesonderten Fördereinheiten stattfinden? Welche Kompetenzen brauchen Erzieher und Erzieherinnen, um Kinder mit Migrationshintergrund optimal in der Zweitsprache Deutsch zu fördern? Wie kann die Zusammenarbeit mit nicht-deutschsprachigen Eltern gestaltet werden? Und welche Rolle spielen in der Kita die anderen Sprachen, die Kinder und Eltern mitbringen?
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