Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft
Die Berliner Fortbildungseinrichtung BITS 21 bietet Qualifizierungen für pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten, Schulen und Freizeiteinrichtungen an. Ilka Goetz, Geschäftsführerin von BITS 21 im fjs e. V., stellt die erprobten Konzepte vor und berichtet von ihren Erfahrungen.
Fachprofil Medienbildung
Daniela Sauermann: Frau Goetz, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch. Sie bieten für Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen eine Qualifizierung an, die sich Fachprofil Medienbildung nennt. Nun hat der Berliner Bildungssenator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner den ersten Absolventeninnen die Zertifikate im Roten Rathaus überreicht. Was ist Ihnen bei der Zertifikatsübergabe durch den Kopf gegangen?
Ilka Goetz: Eine hohe Achtung gegenüber den Absolventinnen und ihren Leistungen der vergangenen 1,5 Jahre und ein bisschen Stolz. Achtung – weil es für die Teilnehmerinnen nicht einfach war, inmitten von beruflichen und familiären Verpflichtungen kontinuierlich Zeit einzuplanen und sich nach vielen Jahren beruflicher Praxis nun tiefgründig mit medienpädagogischen Fachfragen zu beschäftigen, noch dazu mit neuen Methoden und Lernformen. Stolz – weil wir die Idee einer längerfristigen berufsbegleitenden Qualifizierung seit Längerem mit uns herumgetragen und in 2006 endlich umgesetzt haben. Die Aufmerksamkeit aus anderen Fachinstitutionen und der Politik zeigt uns, dass dies richtig war.
Daniela Sauermann: Was ist das Besondere an dieser Qualifizierung? Was wissen die Erzieherinnen und Erzieher, wenn sie diese Fortbildung besucht haben?
Ilka Goetz: Das Fachprofil Medienbildung ist ein berufsbegleitendes Qualifizierungsangebot, in dessen Rahmen die Teilnehmenden ihr Fachwissen im Umgang mit den digitalen Alltagsmedien erweitern und dieses für den pädagogischen Alltag in Kindertagesstätten und Grundschulen aufbereiten. Sicherlich gehört dazu auch eine Erweiterung der eigenen Kompetenzen zur Nutzung von Computer, Internet und Co. Wichtiger ist im Qualifizierungsgang allerdings die Auseinandersetzung mit medienpädagogischen Fragestellungen. Es geht um konkrete Szenarien für die praktische Medienarbeit, um Fragen des Kinder- und Jugendmedienschutzes, um digitale Medienwelten von Heranwachsenden und ihren Familien und so weiter. Eingeschlossen in die Qualifizierung ist ein Praxisprojekt, das jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer in der "eigenen" Bildungseinrichtung durchführt und in dem deutlich werden soll, wie Aspekte der Medienerziehung und Medienbildung im Alltag von Kindertagesstätten und Grundschule umgesetzt werden können. Ziemlich viel für einen Qualifizierungsgang - allerdings dauert dieser auch 1,5 Jahre.
Das Besondere an dieser Fortbildung ist ganz sicher ihre Struktur: Wir haben die vielen wichtigen Inhalte in einem Blended-Learning-Konzept aufbereitet, fünf Lerneinheiten bearbeiten die Teilnehmenden im Selbststudium. Sie nutzen dazu eine Arbeits- und Lernplattform im Internet und werden dabei von Tutoren begleitet. Via Plattform bearbeiten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch arbeitsteilig verschiedene Seminaraufgaben und erleben so, wie neue Formen des Lernens und Lehrens in der Wissensgesellschaft aussehen. Die Nutzung der Lern- und Arbeitsplattform und der Einsatz von Blended-Learning-Szenarien werden begleitet durch den Kompetenzkatalog, einem Werkzeug zur Selbsteinschätzung, über das die Teilnehmenden ihren Lernprozess reflektieren und die Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen verfolgen sollen. Für dieses Set, bei deren Realisierung wir uns auf das Know-how von Helliwood media & education verlassen konnten, haben wir übrigens in diesem Jahr den Weiterbildungsinnovationspreis (WIP) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) erhalten.
Daniela Sauermann: Das hört sich sehr umfassend und auch intensiv an. Sind die Berliner Erzieherinnen und Erzieher besonders motiviert, eine medienpädagogische Fortbildung zu besuchen? Denn immerhin bekamen schon im ersten Durchgang 39 Absolventen und Absolventinnen das Zertifikat!
Ilka Goetz: Na klar :-)!
Daniela Sauermann: Jetzt bin ich gespannt. Das müssen Sie mir erläutern.
Ilka Goetz: Es gibt bei den pädagogischen Fachkräften zum Teil Berührungsängste hinsichtlich der Gestaltung der Medienerziehung und Medienbildung mit Kindern. Das hat verschiedene Ursachen. Eine davon ist sicherlich die sich wandelnde Bewertung der Bedeutung von Medienwelten für den pädagogischen Alltag in den vergangenen 20-25 Jahren. Zunächst dachte man ja sehr wohl, der Computer hat in der Kindertagesstätte nichts zu suchen, die Medienwelten von Kindern blieben ohne Auswirkung für den Kita-Alltag, der wie ein abgeschlossener Schonraum alles Schlechte vor der Tür lassen könne.
Aber – möglicherweise sind die Berührungsängste hier in Berlin weniger stark ausgeprägt oder sie zeigen sich anders als in anderen Regionen. Weniger starke Berührungsängste und eine größere Akzeptanz (insgesamt betrachtet), dass die digitalen Medien und eine fundierte Medienbildung und Medienerziehung in die Kindertagesstätte gehört, führe ich auf das Wirken der beiden Fortbildungseinrichtungen BITS 21 zurück. Seit Anfang 2000 bieten wir für pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten Qualifizierungen zum Lernen und Arbeiten mit digitalen Medien an, jährlich gibt es eine größere Fachveranstaltung und thematische Fachaustausche. Da bahnt sich Good Practice ihren Weg durch die Stadt.
Mag sein, dass es auch daran liegt, dass wir gute Kenntnisse über die medienpädagogische Situation in den Kindertagesstätten in der Region Berlin-Brandenburg haben und darauf reagieren können.
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Das Interview führte Frau Daniela Sauermann im Auftrag von BIBER - Bildung-Beratung-Erziehung. BITS 21 concept ist Kooperationspartner von BIBER. Zusammen mit dem Förderverein für Jugend und Sozialarbeit fjs e. V. finden gemeinsame Fortbildungsangebote in der Region Berlin Brandenburg statt.
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