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Ursprung und Entwicklung der Portfolioarbeit

Besonders in subjektwissenschaftlichen und konstruktivistischen Lerntheorien wird der Portfolio-Methode große Aufmerksamkeit zuteil.

Ursprung und theoretische Basis der Portfolioarbeit

Die Idee des selbstgesteuerten Lernens und der Selbstorganisation wird schon seit geraumer Zeit in Bildungs- und Erziehungsdebatten aufgegriffen: So finden sich spezifische Elemente und Prinzipien der Portfoliomethode schon in den reformpädagogischen Ansätzen, wie zum Beispiel in Form der Pensenbücher bei Maria Montessori oder auch des Arbeitsplans und der Schultagebücher bei Célestin Freinet (1935), mithilfe derer das Verfolgen von individuellen Lernprozessen in die Hände der Kinder gelegt und so Raum für die Einbindung der einzelnen Persönlichkeiten und deren Bedürfnissen in den Unterricht geschaffen wurde. Ende der 60er Jahre sind diese Konzepte dann besonders im Bildungssektor der Schule thematisiert worden, was oftmals als Reaktion auf bildungspolitische Diskussionen über fremd bestimmtes Lernen geschah und dem Wunsch nach alternativen Lernformen Rechnung trug. Dabei rückten die Selbst- und Mitbestimmung der Schüler und Schülerinnen sowie Fragen nach der Rolle der Eltern im Bildungsprozess in das Zentrum des Interesses. In den nachfolgenden Jahren wurden Unterrichtskonzepte entwickelt, die den offenen, schülerzentrierten Unterricht, entdeckendes Lernen und die Individualisierung des Lernens unterstützen und fördern sollten.

Lerntheoretische Hintergründe

Wissenserwerb als subjektive Tätigkeit

Warum soll das Lernen in die Hand der Lernenden gelegt werden? Um diese Frage zu erläutern, ist es hilreich, zwei wichtige Theoriestränge, die lerntheoretische Grundlagen und Zielsetzungen des selbstorganisierten Lernens formuliert haben, kurz vorzustellen.

1. der soziale Konstruktivismus beziehungsweise die systemisch-konstruktivistische Didaktik nach Kersten Reich und

2. die subjektwissenschaftliche Lerntheorie nach Klaus Holzkamp.

Leitgedanken der beiden Theorien

Vertreterinnen und Vertreter beider Ansätze sind sich einig darüber, dass menschliches Lernen durch "Belehrung" in Frage gestellt werden muss, da das Individuum sich mittels Wahrnehmung seine eigene Welt konstruiert, in der der Wissenserwerb eine rein subjektive Tätigkeit und somit nicht objektivierbar ist. Der Konstruktivismus postuliert weiterhin, ausgehend von biologistischen Erklärungsmustern, dass Lernprozesse vor allem dort in Gang gesetzt werden, wo es zu einer "Störung" der bestehenden Wissensordnung kommt. Die Lernenden sind daraufhin gezwungen, ihre subjektive Wahrnehmung zu (über)prüfen und neue Strategien zu entwickeln, mit der sich im Rahmen einer adaptiven Reaktion die durch die Störung hervorgerufene "Lücke" im System schließen lässt. Dabei gilt es, vorhandene Strukturen und Kompetenzen der Lernenden zu nutzen und intensiv auszubauen. Die Gestaltung der Angebote und der Lernumgebung spielt dabei eine bedeutende Rolle - nur wenn die Konzeption durchdacht und zielorientiert aufgebaut ist, können diese Veränderungen in Gang gebracht werden. Die Lehrkraft hat deshalb die Aufgabe, für ein kommunikatives und multiperspektivisches Lernumfeld zu sorgen, welches eine kreative Selbstorientierung der Lernenden ermöglicht. Ihre Hauptaufgabe liegt demnach weniger in der dozierenden Unterweisung als vielmehr in der moderierenden Begleitung der Kinder.

Begriffliche Unschärfen

Der Ruf nach selbstgesteuertem und selbstorganisiertem Lernen wird heute in vielen Bildungsdebatten laut, wobei eine Unterscheidung dieser zwei Begrifflichkeiten nicht immer vorgenommen wird. Dabei muss zwischen beiden Termini durchaus differenziert werden:

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Selbstbestimmtes Lernen

ermöglicht den Lernenden, die Auswahl von Inhalten, also was gelernt wird, und die Lernziele eigenständig mitzubestimmen.

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Selbstgesteuertes Lernen

bezieht sich auf die Freiheiten der Lernenden, den Weg des Lernens, aber auch wie und wann gelernt wird, bei vorgegebenen Lerninhalten und -zielen eigenständig zu beschreiten.

Selbstbestimmt in die Zukunft

Verantwortung für die eigenen Bildungsprozesse tragen

Selbstbestimmtes und selbstgesteuertes Lernen gelten heutzutage als wichtige Voraussetzungen für Erfolge im Erwachsenenalter. Während der Ausbildungszeit sowie im Berufsleben besteht zunehmend die Notwendigkeit, die eigene Lerngeschichte in die Hand zu nehmen und für das persönliche Lernen Verantwortung zu übernehmen.

Früh übt sich

Diese Entwicklung bereits im Kindergarten und in der Grundschule anzustoßen, ist Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte. Sie unterstützen die Jungen und Mädchen dabei, Entscheidungen in Bezug auf ihr individuelles Lernen zu treffen und fördern die Kinder auf dem Weg zur eigenen Kompetenzentwicklung. Die didaktisch - pädagogischen Orientierungen und Maßnahmen der Erziehenden sowie der Institution tragen in großem Maß dazu bei, diese grundlegenden Erfahrungen zu ermöglichen oder aber, im negativen Fall, zu unterbinden. Gerade das Portfoliokonzept ist hervorragend dazu geeignet, kompetenzorientierte Ansätze praktisch umzusetzen. Die mit dieser Methode einhergehende positive Sicht auf Kompetenzförderung und Weiterentwicklung führt weg von der heute noch oft vorherrschenden "Fehlerkultur" hin zu einem offenen Verständnis für persönliche Stärken und Schwächen.

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Portfolioarbeit - Schritt für Schritt
Lesen Sie hier, welche Prozesse die Portfolioarbeit unterstützen. Zur Orientierung und Strukturierung ist es hilfreich, das Vorgehen in fünf Schritte zu gliedern.

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Rahmenbedingungen für die praktische Arbeit
Bevor die Portfolioarbeit im Kindergarten startet, gilt es einige Voraussetzungen für die praktische Arbeit zu bedenken.

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Links und Literatur
Quellenhinweise und weiterführende Literatur sowie Linktipps finden Sie hier. Einige Dokumente werden als PDF-Datei zum Download angeboten.

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Portfolioarbeit Teil 1 als PDF
Über diesen Link erhalten Sie den gesamten Artikel "Portfolioarbeit im Kindergarten - Teil 1: ein Einstieg" im PDF-Format als Download.
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Portfolioarbeit im Kindergarten