Bildung beginnt mit Worten
Ob Erzählfestivals in freier Natur, ein Bilderbuchkino in der Bibliothek, Vorlesestunden oder Deutschförderkurse im Kindergarten – vorschulische Sprachförderung ist vielgestaltig und macht sowohl Kindern als auch Pädagoginnen und Pädagogen Lust auf mehr.
Vorschulische Sprachförderung
Dennoch ist der Bedarf größer als das Angebot. Spätestens nach den Diskussionen um die PISA-Studien steht die vorschulische Sprachförderung im Zentrum der Aufmerksamkeit. In einigen Bundesländern werden verbindliche Sprachstandserhebungen in Kindergärten durchgeführt. Erzieherinnen und Erzieher lernen in neuen Studiengängen, wie eine Sprachstandsdiagnose erstellt wird, wie Sprachförderung gelingt und wie sie mit Grundschulen am besten zusammenarbeiten.
Sprache als Schlüsselkompetenz
Deutschland im Hintertreffen
Die fünfjährige Natascha ist stolz. Sie hat ihrer Mutter zum Geburtstag ein Gedicht vorgetragen. Ihr Vater hat es heimlich mit ihr auswendig gelernt. So vorbildlich hinsichtlich sprachlicher Förderung geht es nicht in allen Familien zu. Umso mehr sind Kindergärten und Kindertagesstätten gefragt, noch vor der Einschulung die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu überprüfen und gezielt zu trainieren.
Wortschatzerweiterung und kommunikative Kompetenzen
Ziele der Sprachförderung sind die Wortschatzerweiterung, die Entwicklung der Satzbildungsfähigkeit beziehungsweise die grammatische Kompetenz. Dazu gehören auch die Bereitschaft und Fähigkeit, Sprache sinnvoll einzusetzen und zu nutzen, was als kommunikative Kompetenz bezeichnet wird. Nur wenn auch pädagogische Fachkräfte die Kinder adäquat in diesen sprachlichen Fähigkeiten unterstützen, können sie ihr kognitives Potential ausbauen und in späteren Schulstufen den steigenden intellektuellen Anforderungen gerecht werden.
Sprache und Bildung gehören eng zusammen
Bildungsexperten haben längst erkannt, wie wichtig die frühe sprachliche Bildung ist. Spätestens seit 2001 wissen wir mit den Ergebnissen der PISA-Studie: Die deutschen Schülerinnen und Schüler sind hinsichtlich ihrer Sprachfähigkeit und speziell hinsichtlich ihrer Lesefähigkeit lediglich durchschnittlich kompetent. Die Studie prüfte in 32 Staaten Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen in den drei Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich ableiten, dass eine gezielte sprachliche Unterstützung bereits im Kindergartenalter einsetzen muss. Kommen Kinder mit sprachlichen Defiziten in die Grundschule, ist es häufig schon zu spät, um ein "Zurückbleiben" hinter den Leistungen der Mitschüler zu verhindern.
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| Aspekte aus der Wissenschaft Das kindliche Gehirn ist in der frühen Kindheit besonders empfänglich, sprachliche Strukturmuster zu erkennen und zu verarbeiten. |
| Sprachförderung multimedial Die Förderung sprachlicher Kompetenz - insbesondere der Lesekompetenz - und die der Medienkompetenz gehen heute Hand in Hand. |
| Spracherfassungsverfahren Bildungsexperten arbeiten an der Entwicklung und Erprobung pädagogisch-diagnostischer Instrumente für Sprachstandserhebungen. |
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Informationen zur Autorin
| Katja Haug ist Diplom-Sozialarbeiterin und ausgebildete Online-Redakteurin mit den Schwerpunkten Bildungsforschung, Migration und Bildung, Gender und Bildung sowie frühe Förderung, Sprach- und Leseförderung. |