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Gesundheitsförderung beginnt im Kindergarten

In Kitas und Grundschulen findet ein wesentlicher Teil kindlicher Sozialisation statt. Sie sind deshalb zentrale Orte, um einen gesunden Lebensstil zu fördern. Neben den Themen Ernährung, Hygiene und Bewegung heißt Gesundheitserziehung auch, das emotionale Wohlbefinden zu stärken.

"Gesund ist, sich wohl zu fühlen"

Was ist Gesundheit? Auf diese Frage hat bereits die 6-jährige Laura eine Antwort: "Wenn ich nicht krank bin, jeden Tag Obst esse, mir die Zähne putze und wenn ich gestreichelt werde, dann bin ich ganz ruhig." Ihre zwei Jahre ältere Schwester Carla sagt: "Gesund sind Sachen, die für den Körper gut sind, also nicht so viel Süßes essen und viel Sport machen und wenn man fröhlich ist, sich gut fühlt und Freunde hat." Das ist schon ziemlich nahe am ganzheitlichen Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die definiert Gesundheit als einen "Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen."

Was hält Menschen gesund?

Nach dem Konzept der Salutogenese, das auf den Soziologen Aaron Antonovsky zurückgeht, ist Gesundheit allerdings kein Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess zwischen den Polen Gesundheit und Krankheit. Die Salutogenese beschäftigt sich nicht mit den Ursachen von Krankheit, sondern fragt: Was hält Menschen gesund? Laut Antonovsky sind es so genannte "Schutzfaktoren". Dazu gehören unter anderem Strategien der Stressbewältigung, soziale Unterstützung, aber auch ein gutes Selbstwertgefühl.

Gesundheitsfördernde Verhaltensweisen früh ebnen

Gesundheitsförderung muss schon in der Kita und der Grundschule beginnen, weil sie die ersten Institutionen sind, in denen alle Kinder und ihre Eltern erreicht werden und hier ein wesentlicher Teil kindlicher Sozialisation stattfindet. "Gesundheitliche Probleme haben oft einen frühen Ursprung und im Elementar- und Primarbereich haben wir die Chance, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu ebnen – auch bei den Kindern, die das von zuhause nicht unbedingt mitbekommen", so Sabine Schindler-Marlow. Sie ist Referentin für Gesundheitsberatung bei der Ärztekammer Nordrhein und dort zuständig für das Projekt "Gesund macht Schule".

Gesundheitserziehung gehört zum Alltag

Die sichtbarsten Merkmale gesundheitlicher Defizite bei Kindern sind Übergewicht und Bewegungsmangel. Der "Kinder- und Jugendgesundheitssurvey" (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts belegt, dass seit den 1990er Jahren Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen und ihre Motorik und Beweglichkeit abgenommen hat. So ist es naheliegend, dass Gesundheitsförderung zunächst hier ansetzt und Themen wie gesunde Ernährung, Bewegung und Zahnpflege auch in Kitas längst zum Alltag gehören: "Gesundheit ist bei uns in irgendeiner Form immer Thema, zum Beispiel beim Mittagessen, wenn wir mit den Kindern darüber reden, warum zu viel Zucker ungesund ist oder wenn wir gemeinsam nach dem Essen Zähne putzen", berichtet etwa Manuela Bäder. Sie ist Erzieherin in der Berliner Kita, die auch Laura besucht. "Wir legen viel Wert auf eine gesunde Ernährung und haben deshalb auch eine eigene Küche. Außerdem achten wir darauf, dass sich die Kinder viel bewegen", sagt sie.

Grundlage für positive Persönlichkeitsentwicklung

Zur Gesundheitserziehung im Elementar- und Primarbereich gehört neben den Themen Ernährung, Hygiene und Bewegung auch, den eigenen Körper kennenzulernen und ein positives Körperempfinden zu fördern. Aber auch das emotionale Wohlbefinden zu stärken, zu lernen, wie man Stress, Konflikte und Krisen meistert. "Je früher man das Selbstwert- und Zugehörigkeitsgefühl der Kinder stärkt, desto besser", sagt Christina Krause, Professorin für Pädagogik an der Universität Göttingen. Vor allem diese Aspekte der psychosozialen Gesundheit sind Grundlage für ein solides Selbstvertrauen und eine positive Entwicklung der Persönlichkeit.

Alle Beteiligten einbeziehen

Bei der Umsetzung dieser Aufgabe spielen die pädagogischen Fachkräfte als Vorbilder für Kinder und Eltern eine entscheidende Rolle. Sie sind aber selbst häufig enormen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, beispielsweise großen Gruppen und Klassen, einem hohen Lärmpegel, ungeeignetem Kita-Mobiliar oder verhaltensauffälligen Kindern. Gesundheitsförderung im Elementar- und Primarbereich muss deshalb alle Beteiligten einbeziehen. "Es geht darum zu überlegen, was dazu gehört, um die Gesundheit von Fachkräften und Kindern zu verbessern und wo die Defizite liegen, die verändert werden müssen", erklärt Sabine Schindler-Marlow.

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