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Entdeckendes Lernen als Königsweg?

Welche Ziele verfolgt das Konzept des Entdeckenden Lernens? Und auf welche Veränderungen bezüglich ihrer Rolle im Lernprozess müssen sich die pädagogischen Fachkräfte einstellen?

Entdeckendes Lernen nach Karin Ernst

Karin Ernst entwickelte ein Konzept Entdeckenden Lernens, welches vielen bildungspolitischen Forderungen und den dargestellten wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht werden kann. Dabei geht sie von drei wesentlichen Merkmalen aus (Ernst 2003, S. 20):

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Lernen ist eine aktive Konstruktion von Erkenntnis durch die Lernenden.

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Die Auseinandersetzung zwischen Lernenden und Lehrenden ist dialogisch, entwickelnd und unterstützend.

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Wesentlich ist der Austausch in der Lerngruppe, welcher zu einem gemeinsamen Erkenntnisfortschritt führen soll. Dabei wird das erworbene Wissen in allgemeine Zusammenhänge eingeordnet und das eigene Lernen nach Qualität und Quantität beurteilt.

Die Phasen der Wissensaneignung

Am Anfang steht das Fragen

Ausgangspunkt des Entdeckenden Lernens ist dabei, "dass etwas fraglich wird". Kindern soll es also ermöglicht werden, sich intensiv mit den Fragen auseinanderzusetzen, die sie in ihrer aktuellen Gegebenheit beschäftigen. Allerdings können solche Fragen auch "durch die Präsentation von interessanten Phänomenen, durch die Konfrontation mit komplexen Zusammenhängen, Problemen oder durch anregende Gespräche provoziert werden." (Zocher 2000b, S. 26). Fragen sind aber nicht nur Ausgangspunkt des Lernprozesses, sondern tauchen in allen Arbeitsphasen auf, verändern aber im Verlauf des Prozesses ihre Qualität. Sind die Fragen am Ausgangspunkt meist noch relativ diffus oder sehr breit angelegt, so gelangen sie in der sogenannten "Wuselphase" (Ernst 2003, S. 21) zu einem höheren Grad der Konkretisierung. Die Wuselphase stellt die erste Annäherung an den Lerngegenstand dar, die in vielfältiger Form mit unterschiedlichen Materialien und Informationsquellen den Lernenden suchen, fragen, probieren etc. lässt und ihn so zu einer konkreten Fragestellung führt. Dies findet im Austausch mit den anderen Lernenden, aber vor allem auch mit dem Lehrenden statt.

Pädagogische Fachkräfte als Moderatoren des Lernprozesses

An dieser Stelle wird die besonders wichtige, moderierende Funktion der Lehrkraft deutlich, da die Gefahr bestehen kann, dass das Kind aus dem "wuseln" nicht mehr heraus kommt. Im Brückenbau-Beispiel könnte diese nun konkret gewordene Fragestellung folgendermaßen gelautet haben: "Wie kann ich selbst eine stabile Hängebrücke bauen?". Anhand solcher sehr anschaulichen Fragestellungen lässt sich nun ein Arbeitsplan erstellen, in dem zum Beispiel verabredet wird, wer mit wem woran arbeitet. In der sich nun anschließenden Phase der Durchführung wird zur Tat geschritten. In diesem Zusammenhang entstehen nun Fragen, die im Arbeitsprozess verborgen liegen (das "Wihiwihuwihu"-Problem). Die Beschäftigung mit diesen Fragen führt nun zu grundsätzlich sachbezogenen Einsichten und erweitert die Verstehens- und Handlungskompetenz. Die tatsächliche, handelnde Auseinandersetzung mit einem solchen Lerngegenstand schult auch die sogenannte Kompetenz zum Transfer, das heißt die gewonnenen Einsichten in verschiedene Zusammenhänge zu übertragen: "Wenn sie einmal ihr Lego-Auto zum Rollen gebracht haben, müssen sie nicht auch noch Rollschuhe und Lastwagen erfinden. Sie wissen dann erstmal, was es mit Rädern auf sich hat." (Ernst 1987, zit. n. Zocher 2000b S. 29). Entscheidend ist dabei, dass während der Phase der Durchführung immer wieder, auch gemeinsam mit der Lerngruppe, gewissermaßen eine Meta-Ebene eingenommen wird. Ernst nennt diese Phase das "Ordnen", bei der Lernprozesse und Ergebnisse dokumentiert, durchdacht und verarbeitet werden.

Lehrende begleiten Lernende kontinuierlich bei ihren Lernprozessen

Am Ende dieses Lernprozesses ist es unerlässlich, dass in irgendeiner Weise durch eine Präsentation die Arbeitsergebnisse gewürdigt werden. Den Schlusspunkt richtig zu setzen und gegebenenfalls auch einen Zeitrahmen vorzugeben ohne dabei den Lernprozess vorzeitig abzubrechen, ist eine weitere Aufgabe, die der Lehrende zu erfüllen hat. Deutlich wird in diesem Konzept, dass dem Lehrenden eine sehr aktive Rolle in der Gestaltung und Begleitung des Lernprozesses zukommt, da er zu jedem Zeitpunkt unterstützend tätig sein und vor allem alles und alle gut im Blick haben muss. Entdeckendes Lernen ist weit mehr als nur eine anregende Lernumgebung zu gestalten und dann den Kindern ein bisschen beim "Herumexperimentieren" zuzuschauen.

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Schlussfolgerungen
Entdeckendes Lernen wird neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht und erfüllt in vielen Punkten die bildungspolitischen Kriterien für eine zeitgemäße Form des Lernens.

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Literatur
Hier finden Sie neben den im Text zitierten Quellen weiterführende Publikationen und Onlineressourcen zum Thema Entdeckendes Lernen.

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