Gender-Fairness spielend lernen
Mädchen können heute Röcke und Hosen tragen - "dürfen" Jungs das auch? Doing Gender ist geboten!
Die kindliche Identitätsbildung
Im Rahmen der frühkindlichen Entwicklungsprozesse ist die Zuordnung zum eigenen Geschlecht ein wesentlicher Aspekt der Identitätsbildung. Die Attribute, sprich die Eigenschaften, die sich mit einer Geschlechterrolle verknüpfen, werden anhand sozialer Erfahrungen gelernt: im Umgang mit den Eltern, Geschwistern, Freundinnen und Freunden. Bedeutsam ist dabei das Prinzip der Ähnlichkeit, das heißt Jungen und Mädchen orientieren sich tendenziell stärker an den Vertretern und Vertreterinnen des eigenen Geschlechts.
Rollenbilder damals und heute
Mädchen in Hosen
Rollenbilder sind gesellschaftlich kulturell bedingt und insofern veränderbar. Dazu ein Beispiel: Während man vor hundert Jahren von einem Schulmädchen erwartet hat, dass es Kleid oder Rock trägt, und eine Abweichung von diesem Rollenbild "undenkbar" erschien beziehungsweise streng bestraft wurde, hat sich dieses Rollenattribut heute verändert: Mädchen "dürfen" in der Schule sehr wohl auch Hosen tragen: Kleid, Hose oder Rock, das ist egal und normal.
Ein Junge im Rock?
Aber - und das ist so bemerkenswert wie charakteristisch - die Kleidungsnormen für Schulkinder haben sich nicht grundsätzlich liberalisiert, denn im umgekehrten Fall sieht es noch anders aus: ein Junge der im Rock zur Schule oder in den Kindergarten kommt, fällt auf, muss sich erklären und rechtfertigen: gegenüber seinen Freunden, den Lehrerinnen und Lehrern.
Keine "Gleichmacherei"
Das Beispiel führt vor Augen, dass bereits in der Lebenswelt von Kindergarten- und Schulkindern Geschlechterrollen Grenzen setzen. Manche sind deutlich und klar, andere versteckt und vielschichtig. Als Phänomen ziehen sich Rollenbilder durch alle bekannten Gesellschaften und Schichten, durch alle bekannten Zeiten und menschlichen Kulturen. Auch die europäische Strategie Gender Mainstreaming ist nicht auf "Gleichmacherei" ausgerichtet. Ziel ist es vielmehr solche Attribute zu verändern, die einschränken und dazu führen, dass Fähigkeiten und Kompetenzen verneint werden. Es soll vermieden werden, dass die Freude am Lernen bei bestimmten Themen versiegt und sich somit individuelle Potentiale nicht entwickeln können.
"Doing Gender"
Chancengleiche Lebenswelten und Lernräume schaffen
Zurück zum Beispiel: Während das Schulmädchen, das vor hundert Jahren die Knickerbocker dem Rock vorzog, sich den Vorwurf gefallen lassen musste, sie sei kein "richtiges" Mädchen, geht es dem Jungen, der sich heute im Kindergarten für das Computerspiel der zarten, rosafarbenen "Lillifee" entscheidet, kaum anders. Der Vorwurf wiegt schwer, denn er betrifft die eigene Identität wie die Zugehörigkeit zur Freundesgruppe. Und wer sich nicht den Rollenerwartungen fügt, wird schnell zum Außenseiter.
Handlungsspielräume für beide Geschlechter
Will man Computerspiele gender-fair in die Medienerziehung einbeziehen, dann geht es im Sinn von Doing Gender darum, Rahmenbedingungen beziehungsweise eine Atmosphäre zu schaffen, die jüngere Kinder bei der Verarbeitung ihrer Medieneindrücke unterstützt und beiden Geschlechtern neue Handlungsspielräume öffnet.
Gender-faire Lebenswelten und Lernräume
| "erlauben" es Mädchen wie Jungen Computerspiele auszuwählen, die an ihre individuellen Erfahrungen und Interessen anknüpfen. |
| bieten vielfältige Möglichkeiten für die spielerische Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen, für die Erprobung von Verhaltensweisen und für die Reflexion der kindlichen Rollenerfahrungen. |
| bestärken die Kinder darin, individuelle Interessen, Fähigkeiten und Neigungen wertzuschätzen - bei sich selbst wie auch bei anderen. |
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