Weder verteufeln noch verharmlosen
Kindern und Jugendlichen eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, ist ein gesellschaftlicher Auftrag. Um die Heranwachsenden vor problematischen Medieneinflüssen zu schützen, entwickelte sich ein umfassendes Regelwerk: Der gesetzliche Jugendmedienschutz.
Die Ziele des gesetzlichen Jugendmedienschutzes
Kinder und Jugendliche als das höchste und besonders schützenswerte Gut unserer Gesellschaft sollen vor Inhalten in den Medien bewahrt werden, die sie in ihrer (ethisch-normativen) Entwicklung beeinträchtigen könnten. Den Heranwachsenden soll ermöglicht werden, sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Mit dieser Forderung geht eine Bewusstseinsbildung in Bezug auf problematische Medienwirkungen einher. Im Zentrum des Interesses stehen insbesondere Darstellungen von Gewalt und Sexualität/Pornographie. Auch vor Darstellungen, die geeignet sind, starke Ängste zu erzeugen, die sozial unverantwortbare Verhaltensweisen vermitteln oder den gesellschaftlichen Wertekonsens verlassen, sollen Kinder und Jugendliche geschützt werden. Die Medienindustrie ist gefordert, hinsichtlich der Qualität und der Programmplatzierung bestimmter Inhalte Verantwortung zu übernehmen. Hinter solchen Zielen stehen unter anderem bestimmte Wertorientierungen darüber, was Erwachsene den Kindern und Jugendlichen, je nach Alter, an Erfahrungen beziehungsweise Belastungen zumuten möchten.
Gefährdungspotentiale durch Medien
Im Rahmen der Thematik lassen sich zwei konträre Positionen identifizieren.
| Im Sinne einer bewahrpädagogischen TraditionVertreterinnen und Vertreter der ersten Position sehen den Einfluss der Medien auf Heranwachsende in erster Linie negativ. Medien würden einer sozial-ethischen Desorientierung den Boden bereiten und seien für die Zunahme von Kriminalität und Gewalt verantwortlich. Zur Untermauerung werden selektiv jene wissenschaftlichen Studien herangezogen, die negativ bewertete Veränderungen in den Denk- und Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen konstatieren. Hier spiegelt sich deutlich die bewahrpädagogische Tradition wider. |
| Medienwirkung hat multifaktorielle UrsachenPersonen, die die zweite Position vertreten, betonen hingegen, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen werde unterschätzt und ihre Autonomie durch die gesetzlichen Regelungen beschränkt. Ferner seien die unterstellten negativen Wirkungen keineswegs so nachweisbar wie oftmals behauptet: Medienwirkungen entstehen durch das Zusammentreffen vieler Faktoren und lassen sich mitnichten auf eine Ursache zurückführen. Insbesondere in den öffentlichen Debatten um die "Killerspiele" ist das Spannungsfeld zwischen diesen beiden Positionen erneut deutlich geworden. |
Aufgaben und Maßnahmen des gesetzlichen Jugendmedienschutzes
Die heutigen Medienwelten sind schwer kontrollierbar
Deutlich wird, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen eine zentrale Aufgabe und Herausforderung für die Gesellschaft darstellt. Der gesetzliche Jugendmedienschutz hat in den letzten Jahren insbesondere im Zusammenhang mit der enormen Ausweitung des Fernsehangebots, der Digitalisierung und der rasanten Ausbreitung des Internets besondere Bedeutung erlangt. Zugleich steht die Umsetzung des Jugendmedienschutzes vor erheblichen Problemen, denn die heutigen Medienwelten der Heranwachsenden sind sehr schwer kontrollierbar.
Jugendschutzgesetze des Bundes und der Länder
Die Reform des Jugendmedienschutzes im Jahre 2003 wollte dieser veränderten Mediensituation Rechnung tragen. Seither existieren zwei neue Regelwerke: Das "Jugendschutzgesetz" (JuSchG) des Bundes, der den Jugendschutz bei den Trägermedien (DVD, Video et cetera) regelt und der "Staatsvertrag über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien" (Jugendmedienschutz-Staatsvertrag – JMStV) der Länder. Letzterer fasst die Aufsicht des Rundfunks und der Telemedien (inklusive Internet) unter einem Dach zusammen und stärkt die Einrichtungen der freiwilligen Selbstkontrolle (siehe Institutionen und Zuständigkeiten). Grundvoraussetzung in allen gesetzlichen Regelwerken sind Regelungen, die sicherstellen sollen, dass Heranwachsende zu bestimmten Medieninhalten keinen beziehungsweise einen ihrem Alter entsprechenden Zugang erhalten. Die genauen Bestimmungen können auf dem Informationsportal der Bundesprüfstelle nachgelesen werden.
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| Spannungsfeld Jugendmedienschutz Die Debatte über gesellschaftliche Werte muss kontinuierlich und besonnen geführt werden und bildet die Grundlage für einen effektiven Jugendmedienschutz. |
| Links und Literatur Quellenhinweise, Zusatzinformationen und weiterführende Literatur zum Thema Jugendmedienschutz. |
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