Der Schnüffler
Mit Schnupfen durch Erkältung oder Pollenflug schmeckt uns das beste Essen nicht. Dabei ist nur die Nase verstopft und damit der Geruchssinn gestört.
"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!"
Je früher desto besser
Im gesunden Zustand kann der Mensch hunderte von Gerüchen erkennen und zuordnen. Der Mensch riecht bereits vor der Geburt bis ins hohe Alter. Kinder riechen sensibler als Erwachsene, ihre Schwellenwerte sind niedriger. Dieses Defizit gleichen ältere Menschen durch Erfahrung aus. Kinder können ihre Wahrnehmungen schlechter beschreiben, zum einen fehlt ihnen der entsprechende Wortschatz und zum anderen die Übung, um vergleichen zu können. Deshalb ist es sehr wichtig, ihre Sinne frühzeitig zu sensibilisieren und wachzurütteln - gemäß dem bekannten Sprichwort: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." Hier gilt: Probieren geht über studieren. Denn nur Kinder, deren Sinne aktiv sind, können sich weiterentwickeln und so sensorisch reifen. Nebenbei lernen die Jungen und Mädchen, ihre Sinneseindrücke abseits dem bekannten "bäh, igitt!" oder "hmmm, lecker" zu beschreiben und in Worte zu fassen. Dass heißt nun nicht, dass sie zu Feinschmeckern, die alle Nuancen eines Nahrungsmittels identifizieren können, werden sollen; vielmehr gilt es, mit allen Sinnen bewusste Entscheidungen zu fällen oder einfach nur zu genießen.
Die Vielfalt der kindlichen Geruchswelt nutzen
Die heutige Lebenswelt mit ihren an Effizienz und Zeitersparnis ausgerichteten Maßgaben macht es den Kindern nicht leicht, ihre Sinne angemessen zu schulen: Welche Gerüche sollen Kinder aus der sterilen Mikrowelle kennen lernen, wenn es keine Apfelkuchen backende Oma gibt? Dies führt dazu, dass den Jungen und Mädchen die Übung und der Wortschatz zur Beschreibung ihrer Sinneseindrücke fehlen. Deshalb ist es wichtig, der Vielfalt der kindlichen Geruchswelt Rechnung zu tragen: Es gibt unendlich viele Substanzen in Haus und Garten, beispielsweise Schuhcreme, Putzmittel, Erde, Minze oder Rosen, die es zu erschnuppern gilt. Auch künstliche Aromen wie die Backaromen Zitrone und Vanille lassen sich gut einsetzen und mit ihren natürlichen Pendants vergleichen.
Richtig schnüffeln
Die Anatomie der menschlichen Nase
Der Nasenraum besteht aus äußerer Nase und der Nasenhöhle. Der anatomische Aufbau der Nase ist für deren Hauptaufgabe, Erwärmen und Filtern der eingeatmeten Luft, ausgelegt. Dafür ist eine große Oberfläche nötig, die durch parallele Falten gebildet wird. Die Nasenmuscheln entspringen aus der seitlichen Wand der Nasenhöhle in Form von drei hakenförmigen Knochenspangen und gliedern die Nasenhöhle in je drei Nasengänge. Geruchsempfindlich ist nur eine kleine Fläche, die Riechschleimhaut im Nasendach.
Wo und wie wir riechen
Die Riechregion wird nicht direkt bei der Einatmung erreicht, sonder nur dadurch, dass am Hinterrand der oberen Nasenmuschel die Luft umgelenkt wird und rückläufig in den oberen Nasengang gelangt. Die Luftmenge, die das Riechzentrum erreicht, kann durch "Schnüffeln" von 5 Prozent auf 20 Prozent erhöht werden. Als Schnüffeln bezeichnet man beschleunigte Ein- und Ausatemstöße, die eine erhöhte Luftstromgeschwindigkeit und damit eine vermehrte Umlenkung der Luft bewirken. Aber auch beim Essen gelangen über die Mund-Rachen-Verbindung Geruchsmoleküle in die Nase. Da wir oft nicht wissen, wie stark der Geruch ist, sollen die Kinder lernen, sich erst vorsichtig mit der Hand etwas vom Geruch zuzufächeln.
Kurzinformationen
Thema | Riechen |
Zielgruppe | Kindergarten- und Vorschulkinder bis Grundschulalter |
Zeitraum | circa eine halbe Stunde |
Materialien | Augenbinden oder undurchsichtige Gefäße, Wattebäusche, gegebenenfalls Hüllen von Überraschungseiern, geruchsfreie Papiertücher, Stoffe, die an ihrem Geruch identifiziert werden sollen |
Und so wird's gemacht
Versuchsvariante 1
Um den Gesichtsinn und die damit verbundenen Erwartungen auszuschließen, sollen die Kinder blind riechen. Also entweder müssen die Augen verbunden werden oder undurchsichtige Gefäße werden mit etwas Riechendem befüllt und mit etwas Watte abgedeckt. Alle dürfen daran riechen, ohne zu schauen. Gemeinsam werden diese Gerüche beschrieben, nach Assoziationen gesucht ("erinnert mich an ...", "das gibt es in der Küche ...") und erraten. Erst danach wird aufgelöst und geschaut. Hinweis: Soll das Geruchstraining öfter durchgeführt werden, so empfiehlt sich der Kauf von wieder befüllbaren Döschen oder man bastelt solche aus Holz selber (siehe Abbildung: Riechkästchen aus Holz).
Versuchsvariante 2
Auch als Mitbringhausaufgabe geeignet: Jedes Kind nimmt einen vorhandenen undurchsichtigen Behälter - beispielsweise Tupperware, ein Kosmetikdöschen, Überraschungseier oder ähnliches - und befüllt es mit Substanzen aus der Küche, dem Kühlschrank oder dem Gewürzregal. Anschließend wird etwas Watte oder ein Kleenex darüber gelegt, damit niemand sehen kann, was sich im Behälter befindet. Nun wird wieder daran gerochen, die Gerüche beschrieben und nach Assoziationen gesucht: Zimt erinnert an Weihnachten, Zitrone riecht für viele streng und erinnert an verschiedene Putzmittel. Erst am Ende darf jeder seinen mitgebrachten Geruch vorstellen und das Rätsel auflösen.
Versuchsvariante 3
Für Fortgeschrittene: Eine Herausforderung stellt der Vergleich zwischen künstlichen und natürlichen Aromen oder zwischen frischen und getrockneten Kräutern dar. Die Döschen werden mit den entsprechenden Geruchsstoffen befüllt und der Versuch läuft in der gewohnten Art und Weise ab. Da die natürlichen Gerüche meist schwächer riechen und vielen Kindern auch unbekannt sind, fällt es ihnen schwerer, diese zu erkennen. Die Verwendung künstlicher Aromen sollte in der anschließenden Diskussion erklärt werden.
Tipp: Pausen einlegen!
Ab fünf Gerüchen wird es schwierig, sich darauf zu konzentrieren, deshalb empfehlen sich hier immer wieder Pausen. Da wir es nicht gewohnt sind, bewusst und konzentriert zu riechen, ermüden wir sehr schnell.
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