Das Kind konsequent im Mittelpunkt
Der Hessische Bildungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren verzahnt die pädagogische Arbeit von Fachkräften in Kindertagesstätten und Grundschulen - und erfordert besondere Qualifizierungsmaßnahmen: Ein eigens entwickeltes Fortbildungsprogramm bietet die Grundlage für ganzheitliche Bildungsprozesse.
Hintergrund und Ausgangslage
Status quo: Mehr Abgrenzung als Miteinander
Obgleich der Bildungsauftrag der Grundschule fordert, an den Lernvoraussetzungen aus dem Vorschulbereich anzuknüpfen, zeichnet sich das Verhältnis zwischen Kindertageseinrichtung und Grundschule häufig mehr durch Abgrenzung als durch Annäherung aus. Unterschiedliche Philosophien von Bildung und Lernen erschweren eine ko-konstruktive Zusammenarbeit zwischen Elementar- und Primarbereich.
Institutionelle Grenzen überwinden und Übergänge gestalten
Mit dem Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren hat sich Hessen, in Kooperation mit Bayern, für einen Weg entschieden, der konsequent das Kind und nicht mehr die Institution in den Mittelpunkt aller Überlegungen rückt. Damit werden Bildung und Erziehung in dieser breiten Altersspanne auf die gleichen bildungstheoretischen und –philosophischen Grundlagen gestellt. Es wird dadurch ermöglicht, über die gesamte Altersspanne hinweg und in allen Lern- und Bildungsorten Kontinuität und Anschlussfähigkeit in den Bildungsprozessen des Kindes sowie behutsame Übergänge im Bildungsverlauf zu sichern.
Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren
Zusammenarbeit zwischen Bayern und Hessen
Den Ausgangspunkt der Zusammenarbeit zwischen Bayern und Hessen stellte der 1. Entwurf des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung dar. Darauf basierend wurde der Bildungs- und Erziehungsplan von 0 bis 10 Jahren in Hessen, unter Projektleitung von Prof. Dr. Dr. Dr. Fthenakis, entwickelt und 2005 in einer ersten Entwurfsfassung publiziert.
Aktive Beteiligung der Praxis
Bei der Erstellung und Weiterentwicklung des Bildungs- und Erziehungsplans wurde die Praxis von Anfang an eingeladen, sich aktiv zu beteiligen. Nach einer dreimonatigen Anhörungsphase wurde der Plan von Beginn des Kindergarten-/Schuljahres 2005/06 bis Ende Januar 2007 hessenweit an insgesamt 120 Standorten erprobt.
Tandem-Bewerbungen als Voraussetzung zur Teilnahme
Im Sinne des Institutionen übergreifenden Charakters des Plans war die Grundvoraussetzung zur Teilnahme an der Erprobungsphase die gemeinsame "Tandem"-Bewerbung von Kindertageseinrichtung und Grundschule, wobei sich meist weitere Einrichtungen, Schulen, Familienbildungsstätten oder die Tagespflege der Bewerbung angeschlossen haben. Im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung wurden bei den Fach- und Lehrkräften von 43 Standorten eines inneren Kreises am Anfang und am Ende der Erprobungsphase Fragebogenerhebungen durchgeführt. Diese lieferten neben Rückschlüssen zur Ausgangslage der Einrichtungen beziehungsweise Schulen und zur Verständlichkeit und Qualität des Plans vor allem wertvolle Erkenntnisse für die Gestaltung der landesweiten Implementation des Plans.
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| Zusammenarbeit wirkt sich positiv aus Die Einblicke in die pädagogische Praxis des Tandempartners schaffen ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung und verbessern das konstruktive Miteinander. |
| Qualifizierungsprogramm in Hessen Der Startschuss der Qualifizierungsmaßnahmen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fiel nach Abschluss der Erprobungsphase im September 2007. |
Information zur Autorin
| Dr. Dagmar Berwanger ist Wissenschaftliche Referentin am Institut für Frühpädagogik (IFP) mit den Schwerpunkten Hessischer Bildungsplan und Sprachförderung. |